Campoamōr,
Don Ramon de y Campoosorio, span. Dichter, aus einem altadligen Geschlecht Asturiens, geb. 1817 in Navia (Distrikt Luarca), studierte Medizin, folgte aber bald ganz seinen poet. und philos. Neigungen. Nach der Weise des Landes begründete der Erfolg seiner «Poesias» (1840) zugleich seine polit. Carriere, in der er einer gemäßigt liberalen, dynastischen Richtung treu blieb. Nachdem er kurze Zeit den «Español» redigiert hatte, wurde er Auxiliar im Consejo Real, dann Gouverneur von Castellon, Alicante, Valencia, [* 3] erster Sekretär [* 4] im Finanzministerium, Abteilungsdirektor im Ministerium des Innern, 1875 Staatsrat, dazwischen wiederholt Deputierter.
Eine sehr subjektiv-eklektische Philosophie hat er in «Filosofía de las leyes» (1846),
«El personalismo» (1850),
«Lo absoluto» (1862),
«El idealismo» (1883) zu entwickeln gesucht, ein polit. Duell mit Castelar in «Polémicas con la democracia» (1862) ausgefochten. Dem Schauspiel «Una muger generosa» (1838) sind einige weitere gefolgt, lesenswert, aber ohne dramat. Bewegung und Wirkung. Seine ältern kleinen Gedichte, die «Ayes del alma» (1842),
«Ternezas y flores» (1858),
zeichnen sich durch Leichtigkeit und sinnliche Anmut aus; in den «Fábulas morales y politicas» (Madr. 1842; 9. Aufl. 1866) macht sich der Mangel unmittelbarer Naturanschauung auffällig geltend. Die Eigenart C.s fand ihren Ausdruck in den bezeichnenderweise mit einem künstlichen Wort benannten «Doloras» (1856; 16. Aufl. 1882). Es sind hier die Gedanken einer fast behaglichen Skepsis in poet. Empfindung umgesetzt, in leichter, manchmal selbst nachlässiger Form. Eine Menge von Kleindichtern haben ihn nachgeahmt. Zu Schöpfungen im epischen Stil reicht die pikante Melancholie, der gefällige Weltzweifel nicht aus. «El drama universal» (1873) ist trotz einzelner Schönheiten verunglückt, ebenso
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
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«Colon» (1859). Die kleinern erzählenden Gedichte dagegen in «Los pequeños poemas» (1879),
«Los buenos y los sabios» (Sevilla [* 6] 1881) gehören mit zu C.s besten Werken. Ihnen schließen sich «El amor y el rio Piedra», «Los amores de Juana» (Sevilla 1882) und «Humorádas» (1891) an. Eine Auswahl seiner Schriften erschien in «Coleccion de autores españoles», Bd. 44 - 46 (Lpz. 1885 - 86).