Caffeīn,
Theïn,
Guaranin, C8H10N4O2 ^[C8H10N4_O2], eine in weißen, seidenglänzenden
Nadeln
[* 2] krystallisierende
Pflanzenbase von bitterm, scharfem
Geschmack, die den wirksamen
Bestandteil der
Kaffeebohnen und
des
Thees ausmacht. Das Caffein
ist ferner enthalten in der Guarana, einem zusammenziehenden
Gewürz, das die Guarani-Indianer in
Südamerika
[* 3] aus den Samen
[* 4] der
Paullinia sorbilis Mart.
bereiten, in der Kola- oder Gurunuß von Cola (Sterculia) acuminata
Schott et
Endl., die sich in den Tropengegenden
Afrikas
findet, und in dem
Paraguaythee
(Yerba
Mate), den
Blättern einer Art
Stechpalme (Ilex paraguayensis
St. Hil.),
der für einen großen
Teil
Südamerikas das ist, was der gewöhnliche
Thee für den größten
Teil von
Asien,
[* 5] Europa
[* 6] und Nordamerika.
[* 7]
In der Guarana sind 5 Proz., im
Thee 2 Proz., im
Kaffee gegen 1 Proz. und im
Paraguaythee etwas über 1 Proz.
Caffein
enthalten. Es wurde 1820 im
Kaffee entdeckt, später, 1838, wurde gezeigt, daß es identisch mit dem im
Thee vorkommenden
Theïn sei. Zur
Darstellung extrahiert man schwarzen
Thee mit kochendem Wasser, koliert und digeriert die Flüssigkeit mit
Bleioxyd,
die hiervon abfiltrierte Flüssigkeit wird mit Schwefelwasserstoff behandelt, um gelöstes
Blei
[* 8] zu entfernen,
das Filtrat wird darauf im Wasserbade bis zu dünnem
Sirup verdampft, der beim Stehen das Caffein
in unreinen
Krystallen abscheidet.
Diese werden aus heißem Alkohol wiederholt umkrystallisiert, bis sie völlig farblos sind. Die Krystalle enthalten 1 Molekül Wasser;
sie sind in heißem Wasser leicht, in kaltem schwer löslich (1 : 95);
ähnlich verhält es sich gegen Alkohol und Äther;
in Chloroform, Benzol und Schwefelkohlenstoff ist es leicht löslich. Es verhält sich, ohne alkalisch zu reagieren, wie eine sehr schwache Basis, die meisten seiner Salze werden durch Zusatz von Wasser zersetzt, es verbindet sich direkt mit Quecksilber-Chlorid und -Cyanid, mit Silbernitrat.
Mit Salpetersäure,
Chlor- oder
Bromwasser
übergossen und vorsichtig abgedampft, hinterläßt das Caffein
eine gelbe
Masse, die, der Einwirkung von
Ammoniak ausgesetzt, purpurrot
wird. In größern Mengen genossen wirkt das Caffein
giftig; in den Mengen, wie es im
Thee und
Kaffee enthalten ist, belebt es das
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶
mehr
Nervensystem, ohne aber irgendwelchen Nahrungswert zu haben. Diese Getränke sind Genußmittel im eigentlichen Sinne des Wortes,
aber, wenn man von der dadurch bewirkten Stillung des Durstes absieht, keine Nahrungsmittel.
[* 10] In der Medizin wird das Caffein
mit
Erfolg, ebenso wie die Guarana (s. d.) gegen Migräne und als Ersatz von Digitalis bei Herzaffektionen
angewendet. (S. Kaffee und Thee.)
Zur Benutzung des Caffein
als Medikament eignen sich besonders die Doppelverbindungen desselben mit den Natronsalzen
der Benzoesäure, Zimmetsäure und Salicylsäure, weil diese in Wasser sehr leicht löslich sind. In Beziehung auf seine chem.
Konstitution steht es dem im Kakao enthaltenen Theobromin (s. d.), dem Xanthin (s. d.) und der Harnsäure
(s. d.) nahe. Es läßt sich als Methyltheobromin und als Trimethylxanthin auffassen. - Der Preis des Caffein
im Großhandel ist
(1892) 14 M. für 1 kg.