Titel
Cabanis
(spr. -nis), 1) Pierre Jean George, Arzt und Philosoph, geb. 1757 zu Cosnac, studierte in Paris [* 2] Humaniora, ging 1773 als Sekretär [* 3] eines polnischen Großen nach Warschau, [* 4] widmete sich seit 1775 zu Paris der Medizin und praktizierte als Arzt in Auteuil. Hier vollendete er seine Übersetzung der »Ilias«, nahm aber 1783 mit seinem »Serment d'un médecin« (Par. 1783) von den schönen Wissenschaften Abschied. Die Revolution zählte ihn zu ihren Anhängern, und Mirabeau, dem er das Material für seine Reden über öffentliche Erziehung lieferte, verschied in seinen Armen. Er schrieb: »Journal de la maladie et de la mort de Mirabeau« (1791). Während der Schreckensherrschaft lebte er in Zurückgezogenheit und wurde 1794 Professor der Klinik an der medizinischen Schule zu Paris, Mitglied des Rats der Fünfhundert und Mitglied des Erhaltungssenats. Er starb unfern Meulan.
Sein Hauptwerk ist »Rapports du physique et du moral de l'homme« (Par. 1802, 2 Bde.; neue Ausg. 1866; deutsch von Jakob, Halle [* 5] 1804, 2 Bde.). Eine Ausgabe seiner Werke erschien zu Paris 1823-25 in 5 Bänden. In seiner Schrift »Du degré de certitude de la médecine« suchte er die Realität der Medizin festzustellen, ohne jedoch über allgemeine sensualistische und mystische Begründungen hinaus zu gelangen.
Vgl.
Dubois,
Examen des doctrines de
Cabanis
, Gali et
Broussais (Par. 1842, 2 Bde.).
2)
Jean
Louis, Ornitholog, geb. zu
Berlin,
[* 6] wurde als
Student an der dortigen
Universität 1835-39 von
Lichtenstein mit
Hilfsarbeiten am zoologischen
Museum betraut, ging 1839 nach
Nordamerika,
[* 7] kehrte 1841 mit reichen Sammlungen
zurück und trat wieder in seine
Stellung beim
Museum ein, dessen erster
Kustos bei der ornithologischen Sammlung er 1849 wurde.
Cabanis'
Arbeiten, besonders die »Ornithologischen
Notizen«, bahnten ein natürliches
System in der
Ornithologie an, welches seitdem
von den bedeutendsten Ornithologen aller
Länder angenommen und fortgebildet worden ist.
Näher ausgeführt wurde dasselbe von Cabanis
im
»Museum Heineanum« (Halberst. 1855-63, 4
Tle.),
worin zugleich viele neue
Arten
beschrieben werden. Mit
Tschudi bearbeitete Cabanis
1846 den ornithologischen Teil von dessen
»Fauna peruana«, auch lieferte
er den
ornithologischen Teil zu
Schomburgks
»Reisen in
Guayana« (1848) und zu
v. d.
Deckens
»Reisen in
Ostafrika« (1869).
Im J. 1853 begründete er das
»Journal für
Ornithologie«, welches als deutsches
Zentralorgan für die
Ornithologie dient und
die Anregung gab zu der 1868 gegründeten
Deutschen Ornithologischen
Gesellschaft zu
Berlin, als deren Generalsekretär Cabanis
funktioniert.