Cäsūr
(lat.), in der
Poetik ein
Einschnitt oder Ruhepunkt im
Vers, meist in der Mitte desselben. Es gibt zwei
Arten:
eine Cäsur
, welche das
Metrum, und eine andre, welche der
Sinn verlangt. Die
Regeln für die erstere gibt die
Metrik, für die zweite
lassen sich keine bestimmten
Regeln ausstellen, und der Dichter muß hier seinem
Gefühl folgen und durch
geschickt angebrachte Ruhepunkte das raschere oder langsamere Fortschreiten des
Verses in Übereinstimmung mit dessen
Inhalt
zu bringen suchen.
Die Cäsur
heißt männlich, wenn sie unmittelbar nach einer betonten
Silbe
(Arsis) eintritt, z. B.: Auf die
Postille gebückt,
|| zur Seite des wärmenden
Ofens; dagegen weiblich, wenn sie nach einer unbetonten
Silbe
(Thesis) eintritt,
z. B.: In schönen Sommertagen, || wann lau die
Lüfte wehn.
Ferner heißt die Cäsur
lyrisch oder Verscäsur
, wenn sie auf das
Ende einer metrischen
Reihe oder eines
Taktes, deklamatorisch oder Fußcäsur
, wenn sie in die Mitte des Versfußes fällt.
Ein längerer
Vers, wie namentlich der heroische
Hexameter, enthält oft mehr als eine Cäsur.
Vgl.
Suhle, Über die Cäsur
(2. Aufl.,
Berl. 1866).