Brusa
,
türk. Stadt, s. Brussa.
Brusa
118 Wörter, 869 Zeichen
Brusa,
türk. Stadt, s. Brussa.
Brusa,
Emilio, ital. Kriminalist und Staatsrechtslehrer, geb. zu Ternate (Como), wurde 1871 Professor für internationales Recht und Rechtsphilosophie in Modena, 1877 Professor für Strafrecht und Strafprozeß in Amsterdam, [* 2] 1880 in Turin. [* 3] Er gab Casanovas «Lezioni do diritto costituzionale» (2 Bde.,Flor. 1875),
und desselben «Lezioni di diritto internazionale» (2 Bde., ebd. 1876),
mit F. Carrara «Il codice penale Zurighese» (Vened. 1873) heraus und trat in seinen strafrechtlichen Hauptschriften «Saggio di una dottrina generale del reato» (Tur. 1884) und «Sul nuovo positivismo nella giustizia penale» (ebd. 1887) als Verfechter der klassischen Schule auf. Im «Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart», hg. von Marquardsen, veröffentlichte er: «Staatsrecht des Königreichs Italien» [* 4] (Freib. i. Br. 1888 fg.).
Brussa
(türk. Bursa, das alte Prusa), Hauptstadt des türk. Wilajets Chodawendikjâr in Kleinasien,
liegt malerisch am Nordfuß des mysischen Olympos (jetzt Keschisch Dagh), etwa 20 km vom Marmara-Meer, und bildet einen 4 km
langen, aber meist kaum 20 Minuten breiten Häusergürtel. Die eigentliche Stadt liegt zum Teil aus senkrecht abgeschnittenem
Felsen, ist mit Mauern und Wällen umgeben und wird von einem alten Kastell beherrscht. Die Häuser und Straßen
Brussas
sind in besserm Zustand
als in den übrigen Orten Kleinasiens; die Bazare stehen zum Teil denen in Konstantinopel
[* 6] nicht
nach, und die Garten,
[* 7] Bäder, Kioske etc., die aus dem die Ebene nördlich der Stadt bedeckenden Wald von
Maulbeerbäumen hervortauchen, vollenden das schöne landschaftliche Bild des Ganzen. Brussa
zählt nahe an 200 Moscheen, wovon
freilich einige nur wenig mehr als Ruinen sind.
Die ausgezeichnetsten Moscheen sind die Oli Dschami (»die Prächtige«),
ein massives, von den Sultanen Murad I., Bajesid I. und
Mohammed I. errichtetes Gebäude mit Minarets und 16 kleinern Kuppeln, welche die mit farbigem Porzellan
gedeckte Hauptkuppel umgeben, und die Moschee Jeschil Imaret. Ferner hat Brussa
3 griech. Kirchen, 1 protest. und 1 armenische sowie
mehrere Synagogen, ist Sitz eines Paschas, eines Richters (Mollas), der als dritter Richter des Reichs nur von denen zu Adrianopel
und Konstantinopel überragt wird, ferner des Muftis und Vorstehers der Emire, eines deutschen Konsuls sowie eines griechischen
und armenischen Erzbischofs.
Von ganz besonderer Bedeutung ist die Stadt den Türken als Ausgangspunkt des osmanischen Reichs und durch die vielen berühmten und prachtvollen Grabmäler. Es ruhen hier nämlich die sechs ersten Sultane: Osman, Urchan, Bajesid, Murad I., Murad II. und Mohammed I.;
dann die ersten Wesire, Beglerbegs und Muftis des Reichs, und um deren Mausoleen gruppiert sich noch ein halbes Tausend von Gräbern berühmter Wesire, Paschas, Scheichs, Lehrer, Redner, Dichter, Ärzte und Musiker.
Viele dieser
Denkmäler sowie an fast 80 Moscheen haben durch das Erdbeben,
[* 8] welches 1855 vier Monate lang die Stadt heimsuchte,
sehr gelitten. An den Abhängen des Olymps bei Brussa
entspringen berühmte warme Quellen, unter denen das große und kleine Schwefelbad
(Böjük und Kütschük Kökürdli) am besuchtesten und für die kleinasiatischen Griechen zugleich Wallfahrtsorte sind, weil
der heil. Patricius hier den Märtyrertod fand. Das Wasser ist klar, lichtgelb gefärbt und hat eine Temperatur
von 66° R. Die Ärzte empfehlen den Gebrauch bei allerlei chronischen Hautkrankheiten
[* 9] und Rheumatismen. In großem Ruf stehen
auch die Quellen von Kara Mustafa (35°) und Jeni Kaplidschah (65½°), obwohl ihr geringer Gehalt an Gas und mineralischen
Bestandteilen ihnen in Bezug auf therapeutische Wirksamkeit einen sehr niedrigen Platz anweist.
Die Zahl der Bevölkerung
[* 10] betrug 1882 nur wenig über 37,000 (darunter 4292 Griechen, ferner Armenier, spanische Juden, einige
Hundert Franken). Von dem blühenden Handel und der Gewerbsthätigkeit des 16. Jahrh. ist in Brussa
jetzt nur noch ein
schwacher Abglanz vorhanden. Die von Schweizern und Franzosen eingeführte Seidenzucht ist jetzt bedeutend
herabgekommen; der Import bedruckter Baumwollstoffe lohnt nicht mehr wegen der Verarmung des Landes. Eine Bahn nach dem Hafen
Mudania ist zwar 1874 begonnen, aber nie in Betrieb gesetzt worden. Von Bedeutung ist die Weinproduktion (sogen.
»Olympwein«, der nördlich von Brussa
bei dem
von Griechen bewohnten Demirtasch, am Südabhang des Höhenzugs Katürli Dagh wächst und in Masse nach Rußland geht). Auch
Rosinen, Maulbeeren, Aprikosen etc. werden viel ausgeführt. - Brussa
gehörte als Prusa zum Königreich Bithynien und wurde von König
Prusias II. nach den Plänen des zu ihm geflüchteten Hannibal erbaut. Um 950 ward es von den Arabern zerstört
und erst von den byzantinischen Kaisern wieder ausgebaut und befestigt. Osman belagerte Brussa
von 1317 an, nach zehnjähriger
Belagerung
¶
eroberte es sein Sohn Urchan 1329 und machte es zur Residenz, welche jedoch 1365 nach Adrianopel verlegt ward. Brussa
wurde nun
Hauptstadt eines Sandschaks. Nach der Schlacht von Angora (1402) wurde es von den Mongolen verbrannt, 1413 belagerte der Fürst
von Karaman die tapfer verteidigte Stadt vergeblich. 1512 bemächtigte sich Alaeddin, ein Enkel Bajesids
II., Brussas
, ward jedoch von seinem Oheim, Sultan Selim I., wieder vertrieben. 1607 wurde Brussa von dem Rebellen Kalenderoghli
verbrannt. Am wurde hier ein Vertrag zwischen den Polen und Türken abgeschlossen. Im Januar 1833 zog Ibrahim Pascha
in Brussa feindlich ein. In neuerer Zeit hat die Stadt von ihrem ehemaligen Glanz viel verloren. 1855 ward
sie durch heftige, länger als drei Monate anhaltende Erdstöße, von denen die am 28. Febr., 11. April und 23. Mai die heftigsten waren,
arg mitgenommen. Die Mineralquellen versiegten anfangs, kehrten aber dann mit um so größerer Heftigkeit zurück,
so daß ganze Häuser im heißen Wasser versanken. Überdies wurde die Stadt durch einen infolge des Erdbebens entstehenden
Brand großenteils in Asche gelegt.
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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62.46 | Mudania | Stadt in Kleinasien am Marmarameer | Hafen für Brussa, mit dem es durch Eisenbahn | (38 km) verbunden ist, hat etwa 10000 meist griech. E. |
7.748 | Grisebach | "Reise durch Rumelien und nach Brussa im Jahr 1839" | (Götting. 1841, 2 Bde.) | |
58.724 | Hammer-Purgstall | "Umblick auf einer Reise von Konstantinopel nach Brussa" | (Pest 1818) | |
16.5 | Urchan | Sultan | Sohn des Stifters des Osmanenreichs, Osman, folgte diesem, nachdem er eben Brussa erobert | (1326) |
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