Titel
Brongniart
(spr. brong'njiar, Brogniart), 1) Alexandre, Geolog, geb. zu Paris, [* 2] ward 1794 Ingenieur beim Bergwesen, 1797 Professor der Naturgeschichte an der École centrale de quatre nations. 1800 Direktor der Porzellanfabrik zu Sèvres, 1818 Ingenieur en chef der Bergwerke, 1822 Professor der Mineralogie am Musée d'histoire naturelle zu Paris und starb daselbst. Unter Cuviers Leitung bearbeitete er eine »Classification des reptiles« (Par. 1797),
welche lange Zeit Geltung behielt. Das Gebiet der Mineralogie betrat er mit seinem »Traité élémentaire de minéralogie avec des applications aux arts« (Par. 1807, 2 Bde.),
an welchen sich das
»Tableau méthodique et caractéristique des principales espèces minerales« (das.
1824) anschloß. Mit
Cuvier lieferte er die »Description géologique et minéralogique des environs
de
Paris« (Par. 1811, 3. Aufl. 1835), in welcher die Eigentümlichkeiten
der tertiären
Bildungen zuerst dargelegt wurden. Zahlreiche
Reisen häuften den
Schatz der wissenschaftlichen
Erfahrungen Brongniarts;
in Oberitalien
[* 3] beschäftigte ihn die
Architektonik der
Apenninen und
Alpen
[* 4] (1821 und 1822), und auf einer
Reise nach
Schweden
[* 5] studierte er die skandinavischen Felsblöcke auf den nordischen
Ebenen (1828). Seine Abhandlung
»Sur les caractères zoologiques
des formations avec l'application de ces caractères
à la détermination de quelques terrains de craie« (1821) hat wesentlich
dazu beigetragen, den Formationsbegriff zu klären und den hohen
Wert der paläontologischen
Charakteristik zu allgemeiner
Erkenntnis zu bringen.
Die systematische Geognosie behandelte in dem »Essai d'une classification minéralogique des roches mélangées« (1813),
in welchem er die Erdrinde bloß mineralogisch, ohne Berücksichtigung der Lagerungsverhältnisse zergliedert, und in der »Classification et caractères minéralogiques des roches homogènes et hétérogènes« (1827),
worin auch die Lagerung und Gruppierung der einzelnen Formationen behandelt werden. Außer den genannten Schriften sind noch von Wichtigkeit: »Tableau des terrains qui composent l'écorce du globe« (Par. 1829; deutsch von Kleinschrod, Straßb. 1830),
ein Handbuch der Geognosie, in welchem eigentlich zuerst dem Studium der jüngsten Formationen ein besonderes Interesse gewidmet ist, und »Tableau de la distribution méthodique des espèces minérales« (Par. 1835). Der Porzellanfabrik von Sèvres erwarb er durch die emsige Anwendung seiner Entdeckungen und durch immer neue und geschmackvollere Formen, zum großen Teil nach Zeichnungen seines Vaters, nationalen Ruf. Er gründete daselbst 1827 ein keramisches Museum, welches er in einem besondern Werk (mit Riocreux, 1845) beschrieb, und 1827 ein Institut für Glasmalerei [* 6] und schrieb: »Mémoire sur la peinture sur verre« (Par. 1829) und »Traité des arts céramiques et des poteries« (das. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl. 1854),
wonach Kypke das »Handbuch der Porzellanmalerei« (2. Aufl., Berl. 1861) bearbeitete.
2) Adolphe Théodore, Botaniker, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, studierte Medizin und mit Vorliebe Botanik, ward 1833 Professor am Jardin des plantes, 1852 Generalinspektor der naturwissenschaftlichen Fakultäten Frankreichs und 1866 Mitglied des kaiserlichen Rats des öffentlichen Unterrichts. Er starb in Paris. Schon 1821 gab er einen Versuch der Klassifikation der vorweltlichen Pflanzen heraus, dem er einen »Prodrome d'une histoire des végétaux fossiles« (Par. 1828) folgen ließ.
Sein Hauptwerk ist die »Histoire des végétaux fossiles, ou recherches botaniques et géologiques sur les végétaux renfermés dans les diverses couches du globe« (Par. 1828-47, 2 Bde.),
worin er eine systematische Zusammenstellung aller ihm bekannt gewordenen Arten und seine Ansichten über ihre Aufeinanderfolge in vorweltlichen Perioden lieferte. Hieran schließt sich die »Chronologische Übersicht der Vegetationsperioden und der verschiedenen Floren in ihrer Nacheinanderfolge auf der Erdoberfläche« (deutsch von Müller, Halle [* 7] 1850). Als Pflanzenphysiolog bemühte er sich um die Frage des Vorganges bei der geschlechtlichen Zeugung und verglich die Protoplasmakörnchen des Pollenkorns mit den Spermatozoen der Tiere. Auch als Phytograph war er thätig, indem er mehrere Monographien, unter andern den »Essai d'une classification naturelle des champignons« (Par. 1825),
das »Mémoire sur la famille des rhamnées« (das. 1826),
die »Enumération des genres des plantes cultivées au Musée d'histoire naturelle de Paris« (das. 1843, 2. Aufl. 1850) und später den »Rapport sur les progrès de la botanique phytographique« (das. 1868),
veröffentlichte. Nach seinem Tod erschien: »Recherches sur les graines fossiles silicifiées« (Par. 1881).