Brindisi
,
Hauptstadt des Kreises Brindisi
(124 359 E.) in der ital.
Provinz
Lecce und Hafenplatz am
Adriatischen
Meere, auf
einer
Landzunge gelegen, an den Linien
Taranto-Brindisi des Mittelmeer- und Foggia-Brindisi
-Otranto des
Adriatischen
Netzes, ist altertümlich
gebaut, mit Wällen und
Bastionen umgeben, Sitz eines Erzbischofs, hat (1881) 14 508, als Gemeinde 16 719 E. und in
Garnison das 2.
Bataillon des 8. Infanterieregiments; eine 1089 durch Papst
Urban II. geweihte
Kathedrale,
die, bei einem
Erdbeben
[* 2] 1743 eingestürzt und fast völlig neu aufgebaut, wieder 1858 durch
Erdbeben sehr gelitten hat.
Das von
Kaiser
Friedrich II. angelegte, von
Karl V. umgebaute Kastell am
Hafen dient seit
Murat als Gefängnis. Brindisi
eignet sich
durch seine
Lage am besten zur Vermittelung zwischen Westeuropa und dem
Orient und hat seit Vollendung
des
Sueskanals und der
Brenner-, Mont-Cenis- und St.
Gotthardbahn sehr an Bedeutung gewonnen. Von dem geräumigen, durch vorliegende
Inselchen geschützten äußern
Hafen geht ein schmaler
Arm südwestlich nach dem
Binnenhafen, der aus dem westlichen und dem
nach
Süden gerichteten östl. Innerhafen besteht.
Ersterer ist 600, letzterer 450 m lang. Der Verbindungsarm zum Außenhafen, der, durch
Cäsar mittels
Pfahlwerk teilweise verschlossen, im Laufe der Zeit versandete, wurde auf
Befehl
Giovanni
Antonio
Orsinis von
Taranto durch Versenkung
steinbeladener Schiffe
[* 3] in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. vollends versperrt. Der innere
Hafen wurde dadurch bald zum Binnenwasser und Brindisi
infolge von Sumpfbildung so ungesund,
daß
die Bevölkerung, die im 12. Jahrh. 60000 betragen hatte, am Ende des 17. Jahrh.
auf 3000 herabsank.
König Ferdinand IV. ließ 1775 wieder eine Verbindung mit dem äußern Hafen herstellen und die Sümpfe entwässern. Seit 1866 hat die ital. Regierung den Kanal [* 4] sowie einen Teil des Innerhafens auf 4-11 m Tiefe bringen lassen, sodaß die größten Dampfer bis an die gemauerten Quais und die Eisenbahn herankommen können, sowie den 525 m langen und 50 m breiten Verbindungskanal mit Mauerwerk eingefaßt, den äußern Hafen durch Dämme vor Anschwemmungen gesichert und Docks und Warenhäuser angelegt.
Infolgedessen nimmt der Schiffsverkehr bedeutend zu. 1874 liefen ein und aus: 810 Schiffe mit 363000 t, 1888 2555 Schiffe,
darunter 2025
Dampfer mit 2 275 203 t. Von den zahlreichen Dampferlinien, die dem Passagier- und Postverkehr mit
Triest,
[* 5]
Fiume,
[* 6] Konstantinopel,
[* 7] Smyrna,
Alexandria,
Süd- und Ostasien sowie
Australien
[* 8] dienen, sind die des
Österreichischen
Lloyds und der Peninsular and
Oriental Company die wichtigsten. Die Linie
Brindisi-Port Said des Norddeutschen Lloyds ging 1893 ein.
Der Handel ist unbedeutend, und Saloniki
[* 9] ein Nebenbuhler für Brindisi
Konsulate haben:
Belgien,
[* 10]
Chile,
[* 11]
Griechenland,
[* 12]
Großbritannien,
[* 13] Österreich-Ungarn,
[* 14]
Peru,
[* 15]
Rumänien,
[* 16] die
Türkei,
[* 17]
Venezuela.
Brindisi
, das alte
Brundisium oder Brundusium, auch Brentesium genannt, ist eine sehr alte, von Kretern, nach
andern von
Äoliern oder tarentin. Calabrern gegründete Stadt. Es bewahrte seine Selbständigkeit, dis es von den
Römern 266
v. Chr.
genommen und 245 zur
Kolonie gemacht wurde.
Seit dieser Zeit hob sich die Stadt außerordentlich, besonders
da man gewöhnlich von dort, wie noch
jetzt, nach
Griechenland überfuhr, weshalb auch die
Appische, Trajanische und Tarentinische Heerstraße bis hierher ausgedehnt
wurden.
Sulla machte die Stadt steuerfrei. Als Pompejus d. Gr. im
Hafen zu Brindisi
eine Flotte zu sammeln im
Begriff war, suchte
Cäsar ihn hier einzuschließen;
allein jener entkam mit der Flotte nach
Griechenland. Zu Brindisi
ward der Trauerspieldichter
Pacuvius geboren (220
v. Chr.);
Virgil starb daselbst. Im Mittelalter behielt der Hafen noch lange seine Bedeutung;
seit Justinian I. zum Oströmischen Reiche gehörig, wurde die Stadt 675 vom langobard.
Herzoge
Romuald von
Benevent erobert; im 9. Jahrh. wurde
ein Waffenplatz der Saracenen, denen es 868
Kaiser
Ludwig II. entriß; wieder unter die Herrschaft der
Byzantiner gelangt, wurde Brindisi
1071 durch Robert
Guiscard genommen, teilte nun alle
Schicksale des sicil.,
bez. neapolit. Königreichs
und spielte zur Zeit der Kreuzzüge, besonders unter
Friedrich II., der sich 1228 hier einschiffte und 1238 die Stadt neu
befestigen ließ, eine hervorragende Rolle.
Karl I. von
Anjou sammelte hier 1284 eine gewaltige Flotte
und
Karl II. verstärkte und verbesserte 1301 den
Hafen. Seit der
Pest von 1348, der Plünderung durch die
Ungarn
[* 18] König
Ludwigs 1382 und
der Verwüstung durch
Ludwig von
Anjou 1383 verfiel
Hafen und Stadt, welche gänzlich zerstört wurde durch
das
Erdbeben von 1456.
In den
Besitz
Venedigs kam Brindisi
1495-1506. Erst in der neuesten Zeit blühte der Platz wieder auf. -
Vgl. Andree, in seiner Bedeutung für die Überlandroute (in «Der Welthandel», Stuttg. 1870).