Breisach
(Alt-Breisach), Stadt im bad. Kreis [* 3] Freiburg, [* 4] einst eine wichtige deutsche Festung, [* 5] liegt am Rhein, auf einem 246 m hohen Basaltfelsen, der einen großen Teil vom Elsaß und Breisgau beherrscht, der Festung Neu-Breisach am linken Stromufer gegenüber, und steht mit Freiburg und Kolmar [* 6] durch Eisenbahn in Verbindung. Das Plateau, auf welchem der Hauptteil der Stadt liegt, hat ungefähr 2 km im Umfang; gegen S. stand früher auf einem kleinern Felsen das starke Schloß Eggersberg und im N. der sogen. Eisenberg mit einem Vorwerk.
Von diesen gesamten
Befestigungen ist jetzt kaum noch eine
Spur vorhanden. Auch das große
Schloß, das
einst die
Zinne des
Bergs schmückte, ist verschwunden; daselbst steht jetzt der Tullaturm zu
Ehren des Obersten Tulla, der
zu Anfang dieses
Jahrhunderts das Rheinbett korrigierte. Sehenswert sind noch der tiefe, in
Felsen gehauene Radbrunnen, der
einzige in der Stadt, die Münsterkirche St.
Stephan (aus dem 13. Jahrh.) mit schönen
Holzschnitzereien
und den Grabmälern berühmter
Generale und die Rheinbrücke. Breisach
ist Sitz eines Bezirksamts und eines Amtsgerichts, hat eine
Tapetenfabrik, Weinbau und (1880) 3258 Einw. (205
Evangelische und 564
Juden). - Breisach
wird schon zur Zeit des
Julius Cäsar
als ein fester
Ort der
Sequaner unter dem
Namen
Mons
[* 7] Brisiacus erwähnt, dessen sich
Ariovist bei seinem
Einfall in
Gallien bemächtigt
hatte.
Wahrscheinlich eine keltische
Gründung, erhielt es von den
Römern unter Valentinian eine starke
Befestigung (369) und ward
bald der bedeutendste
Ort der Gegend. Im 10. Jahrh. gehörte Breisach
dem
Pfalzgrafen
Eberhard am
Rhein, der von
hier aus den
Kaiser
Otto I. bekämpfte, welcher 939 die Stadt eroberte. Dieselbe lag damals auf einer
Insel zwischen zwei
Armen
des
Rheins. Im 12. Jahrh. besaßen Breisach
die
Bischöfe von Basel,
[* 8] erst allein, seit 1185 gemeinschaftlich mit den
Kaisern.
Schon 1208 trat
Otto
IV. den
Ort an
Herzog
Berthold V. von
Zähringen ab, der das
Schloß gründete. Nach
Bertholds
V.
Tod kam Breisach
wieder an den
Bischof von Basel
und veranlaßte 1262 einen
Krieg zwischen diesem und dem
Grafen
Rudolf von
Habsburg, der
Breisach
mit
List nahm; doch ward es erst unter
Albrecht I. Reichsstadt. Nachdem es bereits 1331 vom
Kaiser
Ludwig
dem
Bayern
[* 9] an die
Herzöge
Otto und
Albrecht von
Österreich
[* 10] verpfändet worden war, fiel es 1415 wieder an das
Reich.
Bald darauf
unterwarf sich die Stadt wieder dem
Haus
Österreich.
Herzog
Karl von
Burgund ließ 1469 die Stadt überfallen und plündern, bis endlich der ganze
Breisgau zu
den
Waffen
[* 11] griff und Breisach
mit
Gewalt befreite (1474). Im Dreißigjährigen
Krieg wurde eine Belagerung der
Festung durch die
Schweden
[* 12] unter dem
Rheingrafen
Otto (1633) durch die Kaiserlichen aufgehoben. Dringendere
Gefahr drohte 1636, wo der
Herzog
Bernhard von
Weimar,
[* 13] mit
Frankreich im
Bund, gegen Breisach
heranrückte. Aber erst 1638 konnte die Belagerung vollständig
beginnen.
Nachdem der
Herzog drei kaiserliche, zum
Entsatz heranrückende
Heere zurückgeschlagen, kam er durch
Kapitulation
in
Besitz der Stadt, die aber bei seinem
Tod von den
Franzosen besetzt und im
Westfälischen
Frieden an
Frankreich abgetreten ward.
Der
Friede von
Rijswijk 1697 brachte sie an
Deutschland
[* 14] zurück, worauf
Ludwig XIV. Breisach
gegenüber 1699
Neu-Breisach (s. d.) und
das
Fort
Mortier von
Vauban anlegen ließ. 1703 ward Breisach
von
Franzosen durch Überrumpelung genommen und kam erst im
Rastatter
Frieden 1714 an
Österreich zurück.
Kaiser
Karl VI. erbaute die
Citadelle auf dem Eggersberg und mehrere starke
Außenwerke, welche jedoch
Maria Theresia 1743 zum
Teil sprengen ließ. Dadurch wurde 1745 die
Einnahme von Breisach
den
Franzosen sehr erleichtert. Während der französischen
Revolutionskriege
begannen die
Franzosen vom
Fort
Mortier und vielen
Schanzen aus die Stadt zu beschießen und verwandelten
sie in wenigen
Tagen in einen Aschenhaufen. Von neuem wurden Stadt und Umgegend verwüstet, als die
Österreicher 1799 das
bereits 1796 von den
Franzosen wieder besetzte ein ganzes Jahr lang belagerten.
Neue Befestigungen erhielt es 1801 bis 1802 sowie 1805-1806, nachdem es im Frieden von Lüneville an den Herzog von Modena, kurz nachher an den Erzherzog Ferdinand von Österreich gekommen war. Im Preßburger Frieden 1805 kam es an Baden, [* 15] worauf sämtliche Festungswerke geschleift wurden. Im Krieg 1870/71 wurde von hier aus das Fort Mortier durch drei Batterien badischer Artillerie 2.-6. Nov. 1870 beschossen und gänzlich zerstört, so daß es 7. Nov. kapitulieren mußte.
Vgl. Rosmann und
Ens, Geschichte der Stadt Breisach
(Freiburg
1851).