Branntwein
(lat. aqua vitae; frz.
eau de vie; engl. brandy), im weitern
Sinn jedes aus gegorenen alkoholigen Flüssigkeiten
durch
Destillation
[* 2] abgeschiedene Produkt (s.
Alkohol,
Brennerei,
Spiritusfabrikation);
[* 3] Branntwein
im engern
Sinn ist
im wesentlichen ein zu Trinkzwecken bestimmtes Gemisch von
Alkohol (25 bis höchstens 55 Volumenprozent), Wasser und gewissen
für die einzelnen Sorten charakteristischen, ihren
Geschmack und
Geruch bedingenden Beimengungen. Branntwein
wird entweder sofort
in der für den
Verbrauch bestimmten Alkoholstärke
erzeugt oder durch Vermischen stärkern
Alkohols
(Sprit,
Rohspiritus) mit Wasser auf die zum Gebrauch geeignete
Stärke
[* 4] gestellt.
Die dem Branntwein
beigemengten
Stoffe sind teils Produkte der Gärung (z. B. der Fuselgehalt des
Korn-, Kartoffel-,
Tresterbranntweins;
der Gehalt des
Cognacs an
Äthern, Estern, höhern
Alkoholen,
Fuselöl), teils stammen sie aus dem Rohmaterial (z. B. der Gehalt
einzelner Obstbranntweine
an
Bittermandelöl und
Blausäure), teils werden sie durch nochmalige
Destillation
des Branntwein
über ätherische Öle
[* 5] haltige
Früchte, Kräuter und
Wurzeln, wie z. B.
Fenchel, Anissamen,
Kümmel, Enzianwurzeln und
viele andere gewonnen, teils endlich werden sie durch Vermischen der Alkoholwassermischung mit den aus den verschiedenen
Pflanzen dargestellten ätherischen Ölen und Essenzen dargestellt.
Dieses letztere
Verfahren nennt man die Branntwein
bereitung auf kaltem Wege im Gegensatz zu den erstgenannten
Methoden, dem warmen Wege. Als einfachen Branntwein
bezeichnet man in der Regel solchen mit einem Alkoholgehalte von 25 bis 30 Volumenprozenten
und nur geringem Zuckerzusatze, während doppelter Branntwein
oder Doppelbranntwein meist alkoholreicher (36 Volumenprozente)
ist, auch einen größern Zuckergehalt (12-13 Proz.) besitzt. Sehr zuckerreiche,
aus reinem
Sprit unter Zusatz feiner ätherischer Öle und Essenzen bereitete Branntwein
bezeichnet man als Liqueure (s. d.).
Die aus Roggen,
Kern- oder
Steinobst, Beerenfrüchten,
Wurzeln,
Weinhefe,
Trestern
u. dgl. durch Gärung und
Destillation unmittelbar
gewonnenen Trinkbranntweine
, deren Preis nicht sowohl von der
Stärke des Alkoholgehaltes, als von der
Art des Rohmaterials und dem eigenartigen
Geschmack abhängt, und die oft nur bestimmte, örtlich begrenzte Absatzgebiete
haben, heißen Qualitätsbranntweine
,
Über die wichtigsten einzelnen Branntwein
s. auch die
Artikel:
Absinth,
Armagnac,
Arrak,
Chartreuse,
Cognac, Curaçao,
Danziger Goldwasser,
Danziger Tropfen,
Enzian,
Genever,
Getreidekümmel,
Gin,
Iva,
Kirschwasser, Kornbranntwein
,
Kräuterliqueur,
Kümmel, Liqueure, Maraschino, Nordhäuser
Korn,
Persico,
Pfefferminze, Rum, Sliwowitz,
Steinhäger,
Tresterbranntwein,
Whisky, Zwetschenwasser; über
Benediktiner und
Boonekamp s.
Kräuterliqueur.
Über den Branntwein
genuß in mediz. und socialer
Hinsicht s.
Alkoholismus und
Geistige Getränke.