Titel
Bötticher
,
1) Karl, Archäolog, geb. zu Nordhausen, [* 2] widmete sich dem Baufach und bezog 1827 die Bauakademie zu Berlin, [* 3] wo er 1831 von Beuth, in dessen Auftrag er eine Sammlung von Zeichnungen zu Kirchengewändern geliefert hatte, als Lehrer an der Dessinateurschule des Gewerbeinstituts angestellt wurde. Als solcher veröffentlichte er seine »Dessinateurschule« (Berl. 1839),
neben welcher er noch die beiden Werke: »Die Holzarchitektur des Mittelalters« (das. 1835-41) und das »Ornamentenbuch« (das. 1834-44) herausgab. 1832 ward er zum Lehrer an der Akademie der Künste, 1834 an der allgemeinen Bauschule, 1844 zum Professor und 1849 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt;
1854 wurde er Direktorialassistent der Skulpturengalerie des Berliner [* 4] Museums, 1868 Direktor derselben und trat 1876 in den Ruhestand.
Böttichers
Hauptwerk und für die Kenntnis der griechischen
Baukunst
[* 5] epochemachend ist die
»Tektonik der
Hellenen« (Potsd. 1844-52; 2. Aufl., Berl. 1869 ff.).
Die
Resultate einer
Reise nach
Griechenland
[* 6] 1862 legte er in seinem
»Bericht über die Untersuchungen auf der
Akropolis
[* 7] in
Athen«
[* 8] (Berl. 1863) nieder. Von seinen spätern
Schriften sind hervorzuheben: »Der
Baumkultus der
Hellenen« (Berl. 1857);
»Der Zophoros am Parthenon, hinsichtlich der Streitfrage über seinen Inhalt und dessen Beziehung auf das Gebäude« (das. 1875) und »Die Thymele der Athena Nike [* 9] auf der Akropolis von Athen« (das. 1880), das Ergebnis einer zweiten Reise nach Athen.
2) Karl Heinrich von, preuß. Staatsminister und Staatssekretär des deutschen Reichsamts des Innern, geb. zu Stettin, [* 10] trat, nachdem er die Rechte studiert hatte, in den Staatsverwaltungsdienst ein, ward 1862-65 nacheinander an den Regierungen in Gumbinnen, [* 11] Danzig, [* 12] Stralsund [* 13] und Potsdam [* 14] als Justitiarius angestellt, trat 1865 als Hilfsarbeiter in das Handelsministerium, 1869 in das Ministerium des Innern ein und ward 1872 zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat in demselben ernannt. 1873 ging er als Landdrost nach Hannover, [* 15] und 1876 erfolgte seine Ernennung zum Regierungspräsidenten in Schleswig; [* 16] 1879 wurde er Nachfolger Scheel-Plessens als Oberpräsident von Schleswig-Holstein. [* 17]
Nachdem er 1867-70 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses gewesen, ward er 1878 im zweiten schleswig-holsteinischen
Wahlkreis zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Er schloß sich der deutschen
Reichspartei an und nahm
an den
Verhandlungen über die Zollreform sowohl in der
Kommission wie im
Plenum als Vertreter gemäßigter
Schutzzölle und
der Agrarzölle hervorragenden
Anteil; dies brachte ihn in nähere Beziehungen zum
Reichskanzler, der im
September 1880 seine
Ernennung zum preußischen Staatsminister und
Staatssekretär des
Reichsamts des Innern (an
Hofmanns
Stelle)
veranlaßte. Bötticher
vertrat die Reichsregierung im
Reichstag mit
Geschick und Mäßigung. Nach Zustandekommen des Unfallversicherungsgesetzes
wurde Bötticher
zum
Domherrn von
Naumburg
[* 18] ernannt.