Titel
Bitter
,
1) Karl Hermann, Staatsmann und Musikschriftsteller, geb. zu Schwedt [* 2] a. O., studierte von 1830 an auf der Universität Berlin, [* 3] später in Bonn [* 4] Rechtswissenschaft und Cameralia, eröffnete 1833 in Berlin als Auskultator seine Beamtenkarriere, ward 1846 in Frankfurt [* 5] Regierungsrat und später nach Minden [* 6] versetzt. 1856-60 war er als preußischer Bevollmächtigter Mitglied der europäischen Donaukommission in Galatz. 1858 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, wurde er 1860 als Oberinspektor der Rheinschiffahrt nach Mannheim [* 7] berufen, 1869 zum Oberregierungsrat der Finanzabteilung in Posen [* 8] ernannt, 1870 während des Kriegs mit Frankreich dort mit der Präfektur des Vogesendepartements betraut, 1871 Zivilkommissar in Nancy, [* 9] 1872 Regierungspräsident in Schleswig, [* 10] 1876 in Düsseldorf. [* 11] 1877 wurde er zum Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, im Februar 1879 zum Vorsitzenden der auf Grund des Sozialistengesetzes gebildeten Reichskommission und an Hobrechts Stelle zum preußischen Finanzminister und Mitglied des Bundesrats ernannt.
Als solcher wirkte er für die weitere Durchführung des mit der Zollgesetzgebung von 1879 eingeleiteten Steuerreformplans des Fürsten Bismarck, trat namentlich für Einführung des Tabaksmonopols und Hebung [* 12] der Reichseinnahmen aus dem Spiritus [* 13] und der Braumalzsteuer ein, bewirkte die Einführung der Börsensteuer und den Abschluß des Vertrags mit der Stadt Hamburg [* 14] wegen des Eintritts derselben in das deutsche Zollgebiet sowie die Einbeziehung der untern Elbe in den Zollverband des Deutschen Reichs.
Auch die
Verstaatlichung der großen Privateisenbahnen in
Preußen
[* 15] fand an ihm einen thätigen Förderer. Im Juni 1882 nahm
er seinen
Abschied. Ein großer Kenner und
Liebhaber klassischer
Musik, rief Bitter
die schleswig-holsteinischen
Musikfeste ins
Leben,
deren erstes 1875 stattfand, und veröffentlichte eine
Reihe gediegener
Schriften auf musikalischem Gebiet,
als deren hauptsächlichste wir nennen: »Johann
Sebastian
Bach« (Berl. 1865, 2
Tle.; 2. Aufl. 1881, 4 Bde.);
»Mozarts Don Juan und Glucks Iphigenia in Tauris« (das. 1866);
»Karl Philipp Emanuel Bach, Wilhelm Friedemann Bach und deren Brüder« (das. 1868, 2 Bde.);
»Über Gervinus' Händel und Shakespeare« (das. 1869);
»Beiträge zur Geschichte des Oratoriums« (das. 1872);
»Die Reform der Oper durch Gluck und R. Wagners Kunstwerk der Zukunft« (Braunschw. 1884).
Seine »Gesammelten
Schriften« (Leipz. 1884) enthalten neben musikalischen
Aufsätzen auch
Essays über das Jahr 1848, den
Orient, über
Bismarck
u. a. Auch gab Bitter
Karl
Löwes Selbstbiographie (Berl. 1870) heraus.
2) Arthur, Pseudonym, s. Haberstich.