nach süddeutschem Volksglauben ursprünglich die himmlische
Sonnen- und regenspendende Wolkenfrau, des
Sturmgottes
Wodan Gemahlin (also eine Gestalt oder Erscheinungsform der
Freia) und so auch an der Gewitterjagd teilnehmend
und in grausiger Gestalt auftretend. Selbst
Spinnerin,
[* 2] wie
FrauHolda (ein andrer
Name der
Freia), schützt sie die entsprechende
weibliche
Arbeit, und als Herrin über
Wolken undWind fördert sie das Gedeihen der
Früchte.
In denSagen
erscheint sie öfters als Ahnmutter
¶
mehr
berühmter Geschlechter, so auch in der Karolingersage, wo ihr als Wahrzeichen ein eigentümlich großer Fuß (wohl der Schwanenfuß
der Freia) beigelegt wird (vgl. Bertha 2). Wie FrauHolda, hütet sie die Seelen aller ungebornen, d. h. ungetauft verstorbenen,
Kinder (in ThüringenHeimchen,
[* 4] anderwärts Wichtlein genannt), zieht mit ihnen von Land zu Land, setzt
mit ihnen über Ströme und nimmt bald in einem Berg, bald in einer Grotte, bald im Wasser eines Teichs oder Brunnens (was ursprünglich
alles auf die himmlische Szenerie der Wolkenberge etc. geht) ihren Aufenthalt.
Zur Zeit der Wintersonnenwende feierte man ihren wie ihres Gemahls Wodan festlichen Umzug durch das Land,
weshalb sie nach dem Glauben des Volks um Weihnachten noch immer entweder als wilde Wolkenjägerin erscheint, die nachsieht,
ob die Mägde ihren Flachs abgesponnen haben, oder sich als Mutter der Heimchen mit ihrem Pflug
[* 5] sehen läßt, oder als grauköpfige
Alte mit großer Nase
[* 6] und langen Zähnen artigen KindernGeschenke bringt, ungehorsamen aber den Leib aufschneidet,
um ihn mit Häckerling zu füllen, etc. Ihr Tag ist bald der 30. Dezember, bald der 2. oder 6. Januar, an welchem eine stehende Festspeise (Fische
[* 7] und Klöße) genossen werden muß. Vgl. Holda.
(Berhta, woraus die jetzige Form Bertha, althochdeutsch Perhta, d. i. die Verborgene, Unterirdische),
eine german.
Göttin, wohl nur eine Erscheinungsform der Frija-Hel, der Gemahlin des altgerman. Himmelsgottes Tivaz, deren Namen schon
auf die enge Verbindung mit diesem hinweist. Unter verschiedenen Benennungen (s. Weiße Frau) lebt sie
noch jetzt als geisterhaftes Wesen fort, gerade wie Hulda, Frau Holle. Während letztere im Volksglauben Nord- und Mitteldeutschlands
erscheint, tritt Berchta im südl. Thüringen, Bayern,
[* 8] Elsaß, Schwaben, Österreich,
[* 9] Schweiz
[* 10] auf.
Als Beschützerin der weiblichen Arbeit führt Berchta namentlich die Aufsicht über die Spinnerinnen. Was sie an dem ihr geweihten
letzten Tage des Jahres unabgesponnen findet, verdirbt sie. Ihr Fest wird durch ein Mahl, Mehlspeisen und
Fische, begangen. Auf ihre Verehrung gründet sich das noch übliche P(B)erchtenspringen und P(B)erchtenlaufen in Salzburg
[* 11] und Tirol,
[* 12] vielleicht auch der Bechteltag (s. d.); der Bechtelsberg in Hessen
[* 13] (s. Blocksberg) heißt gewiß nach ihr. Auch mag manche Sage von Berchta auf berühmte Frauen
dieses Namens übertragen worden sein. ^[]