Berar
(amtlich The Haidarábád Assigned Districts, d.h. die vom Staate Haidarabad [den Briten] angewiesenen Distrikte), Landschaft des nördl. Dekan in der Provinz Centralindien, grenzt im N. an Narbada, im O. an Ragpur, beides Divisionen der Centralprovinzen, im S. an das Gebiet des Nisam von Haidarabad und im W. an den Distrikt Khandesch der Präsidentschaft Bombay [* 3] uud nimmt mit 45 712 qkm einen Teil der sich zwischen dem Satpuragebirge im N. und dem Adschantagebirge im S. ausbreitenden, sich von 400 bis 1000 m über die See erhebenden Hochebene ein.
Von zahlreichen Nebenarmen des Purna, eines Nebenflusses des
Tapti, durchströmt, ist Berar
gut bewässert,
fruchtbar und namentlich für die Kultur der Baumwollpflanze, die 35 Proz. der Bodenkultur in
Anspruch nimmt, ganz besonders geeignet. Auch Weizen, Hirse,
[* 4] Ölsaaten,
Tabak
[* 5] und Ricinuspflanzen werden mit großem Erfolge
angebaut. In der Nähe des Wardhaflusses im Wun-Bezirke sind
Kohlenlager, im O. reiche Eisenadern. hat
(1891) 2 897 491 E., darunter 2 531 791 (oder fast 88 Proz.)
Hindu, 207 681 (7 Proz.) Mohammedaner, 18 952
Dschain, 1359
Christen, 177 Sikh
und 412 Parsen sowie uncivilisierte
Angehörige ureingeborener
Stämme
(Bhil, Gond, Korku u. s. w.); größtenteils sind letztere
vom Hindutum aufgesogen und zählen alles in allem über 200000 Seelen.
Die Zunahme der
Bevölkerung
[* 6] seit 1881 beträgt 8,4 Proz. Die Zahl der Schulen betrug 1890 im ganzen 1183,
die der
Zöglinge 47000. Im nördl.
Teile ist die
Sprache
[* 7] ein Gemisch aus
Hindi, dem Gond und dem Mahrattischen. Das letztere
wird im ganzen
Lande, und zwar hauptsächlich in den
Städten gesprochen, während im SO. das
Telugu und
im O. das Urija vorherrscht. Das Gond, welches keine Schriftzeichen besitzt, wird von jedem verstanden. Die
Provinz Berar
zerfällt
in die 6 Distrikte: Akola, Buldana,
Baßim,
Amraoti, Ilitschpur und Wun.
Hauptstadt ist das am Purna gelegene Ilitschpur (engl. Ellischpur), wo bis 1850 der
Nawwab von Ilitschpur, ein
Vasall des Nisam von Haidarabad, seinen Sitz hatte. Wichtiger als Ilitschpur in merkantiler
Beziehung
und als Hauptstapelplatz für die in in so großer Menge erzeugte
Baumwolle
[* 8] ist
Amraoti (engl. Umrawuttee) an dem von Bhußawal
nach Nagpur führenden Zweige der großen Eisenbahn zwischen
Bombay und Allababad. Berar
wird im
Namen des
Vicekönigs von
Britisch-Indien durch einen Oberkommissar, der zugleich Resident bei dem Nisam ist, verwaltet.
Geschichte. In älterer Zeit (1351-1529) machte Berar
unter der mohammed. Herrscherfamilie
Bahmani einen
Teil des
Reichs
Dekan aus, gelangte später zur Selbständigkeit, wurde aber 1596 von
Akbar dem
Reiche
Dehli unterworfen. Bei dem
Verfall von Dehli nach dem
Tode von
Aurangseb 1707
kam an den Nisam von Haidarabad, wurde aber bald
nachher von den Mahratten besetzt. Als das Mahrattenreich 1740 sich auflöste, entstand aus verschiedenen
Teilen desselben,
worunter auch Berar
war, unter der Dynastie Bhonßla, deren
Gründer Schahdschi Bhonßla war, das
Reich der
östl. Mahratten mit der Hauptstadt Nagpur.
Daher wurde der
Name Nagpur neben dem von Berar
für dieses
Reich gebräuchlich. Der dritte Fürst dieser Dynastie, Ragbudschi
II., ließ sich 1803 mit dem Mahrattenfürsten Daulat Rao
Sindhia in eine Koalition gegen die Engländer ein, infolge deren
er bei dem Friedensschlusse von 1804 die Landschaft
Katak in
Orissa an die
Englisch-Ostindische Compagnie,
das eigentliche aber an den Nisam von Haidarabad abtreten mußte. Sein Nachfolger Appa-Sahib verband sich mit dem Peschwa
der Mahratten gegen die Engländer und mußte, durch die letztern besiegt, diesen die Hälfte seines Gebietes abtreten.
Letzteres fiel den Engländern zu, als der Radscha Raghudschi III. ohne männliche
Erben gestorben war. Der größte
Teil des frühern
Reichs Nagpur, mit Ausnahme des eigentlichen Berar
, gehört gegenwärtig zu den
Centralprovinzen. Das eigentliche
Berar
, welches der Radscha von Nagpur 1803 an den Nisam von Haidarabad hatte abtreten müssen,
wurde nebst den Distrikten Raitschur-Doab und Dharaßeo von dem Nisam 1853 den Engländern überwiesen. Daher der jetzige
offizielle
Name «angewiesene Distrikte».