Benzin
,
ursprünglich Bezeichnung des aus
Steinkohlenteer erhaltenen
Benzols (s. d.), während gegenwärtig alle aus
Teer und
Erdöl
[* 2] abgeschiedenen flüssigen
Kohlenwasserstoffe, die zwischen 60 und 100° destillieren, als
Benzin
im
Handel vorkommen. Man unterscheidet daher Steinkohlenbenzin
(Benzol),
Petroleumbenzin und Braunkohlenbenzin.
Diese Benzine
sind chemisch ganz verschiedene
Körper, sind aber sämtlich farblose, sehr flüchtige
Flüssigkeiten von aromatischem
Geruch,
welche auf
Papier einen verschwindenden Fettfleck machen,
Kautschuk,
Guttapercha,
Fette lösen, in
Alkohol
und
Äther, aber nicht in
Wasser löslich sind und mit weißer, rußender
Flamme
[* 3] brennen.
Sie sind äußerst leicht entzündlich, und ihr
Dampf
[* 4] bildet mit
Luft ein höchst explosives Gemisch. Die deutsche
Pharmakopöe
versteht unter Benzin
Petroleumbenzin und verbietet die andern
Arten. Das
Petroleumbenzin soll durch
Destillation
[* 5] aus amerikanischem
Erdöl dargestellt werden, besitzt das spez. Gew. 0,68-0,70,
siedet bei 60-80°, besteht aus mehreren
Kohlenwasserstoffen, von denen sich einige durch
Wärme,
[* 6]
Licht
[* 7] und
Luft schnell verändern
und einen höhern
Siedepunkt annehmen.
Man benutzt das Benzin
zur
Beschleunigung des
Blutumlaufs, zur Anregung der Thätigkeit der
Haut
[* 8] und der
Schleimhäute und zur
Vermehrung der
Harnabsonderung. Es wirkt auch gärungswidrig und giftig auf alle niedern
Tiere und wird deshalb bei gastrischen
Leiden,
[* 9] gegen
Eingeweidewürmer und äußerlich gegen
Krätzmilben
[* 10] und Ungeziefer angewandt. In der
Technik dienen die Benzine
als
Leuchtstoff, zur Verbesserung des
Leuchtgases, zum Entfetten von
Knochen,
[* 11]
Wolle, Putzlappen, zur chemisch-trocknen
Reinigung
von Kleidungsstücken, zur Gewinnung von
Ölen aus
Samen,
[* 12] als Lösungsmittel für
Kautschuk und
Guttapercha,
zum
Konservieren kleiner
Tiere,
Pilze,
[* 13]
Schwämme,
[* 14] zur Vertilgung von
Motten,
¶
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Ungeziefer etc. Mit Benzin
getränktes Papier ist durchsichtig und eignet sich gut zum Durchzeichnen, zumal man darauf mit Bleistift,
[* 16] Tinte, selbst mit Pinsel und Wasserfarben arbeiten kann. Steinkohlenbenzin
dient zur Darstellung von Nitrobenzol und Anilin, welches
man aus den übrigen Benzinen
nicht erhalten kann.