Bauchredner
oder Ventriloquisten (vom lat. venter, der Bauch, [* 2] und loqui, reden), solche Personen, die nicht sowohl durch eine besondere Organisation der Stimmwerkzeuge, als durch eingeübte Fertigkeit Töne und Worte hervorbringen können, ohne daß sie den Mund wirklich bewegen, und zwar so, daß der Zuhörer glauben muß, die Stimme komme irgendwo anders her (über das Physiologische vgl. Sievers, Grundzüge der Phonetik, 3. Aufl., Heilbr. 1885). Der Name entstand aus der irrigen Voraussetzung, daß die Stimme im Bauche gebildet werde.
Die Kunst besteht nur darin, daß der Bauchredner
, nachdem er tief eingeatmet hat, langsam und graduiert auszuatmen
und dabei die Luft einzuteilen, den
Ton der
Stimme aber mittels der
Muskeln
[* 3] des
Kehlkopfes und besonders
des
Gaumensegels so abzuändern versteht, daß die
Töne bald aus größerer, bald aus geringerer Ferne zu kommen scheinen.
Übrigens tragen auch Haltung und
Richtung des
Kopfes sowie die mimische
Darstellung viel zur Täuschung bei. Diese Kunst ist
sehr alt;
schon Jesaias gedenkt eines Bauchredner.
Die Griechen, die sie für ein Werk der
Dämonen hielten, nannten
die Bauchredner
Engastrimanten (Bauchwahrsager), auch Eurykliden, nach Eurykles, der zu
Athen
[* 4] die Bauchrednerei
trieb. -
Vgl. A. de la Chapelle, Le [* 5] ventriloque, ou l'engastrimythe (2 Bde., Lond. 1772);
Hardy, Ventriloquism made easy (neue Ausg., ebd. 1866);
Lund, Die Bauchredne
rkunst (2. Aufl., Lpz.
1890);
Schulz, Die Kunst des Bauchredens (2. Aufl., Erfurt [* 6] 1891);
Flatau und Gutzmann, Die Bauchredne
rkunst (Lpz. 1894).