Barère
de
Vieuzac
(spr. -rähr d' wjösack),
Bertrand, Mitglied des
franz.
Nationalkonvents, geb. zu
Tarbes,
ward
Advokat in
Toulouse,
[* 2] später
Rat des
Seneschallats zu
Bigorre, das ihn 1789 als
Deputierten zu den
Generalstaaten schickte.
In der konstituierenden
Nationalversammlung trat er als
Politiker wenig hervor, zeichnete sich aber durch
fleißigen
Anteil an den Beratungen über
Finanz- und Verwaltungsfragen aus. Er gründete das erste politische
Blatt
[* 3] der
Revolution,
»Le
[* 4] point du jour« (»Der anbrechende
Tag«),
und kam nach Auflösung der Konstituante als Richter an den Kassationshof. Vom Departement der Hochpyrenäen in den Konvent gewählt, wußte er sich durch formgewandte Rednergabe und schlangenkluges Benehmen eine einflußreiche Stellung zwischen den Parteien zu erringen. Beim Prozeß Ludwigs XVI. führte er den Vorsitz im Konvent, leitete die Verhandlungen, stimmte für den Tod des Königs ohne Aufschub und verfaßte die Adresse an die Franzosen über den Prozeß.
Als der Kampf zwischen der Bergpartei und den Girondisten ausbrach, suchte er anfangs zu vermitteln und verhinderte die letztern durch seine abschwächenden Anträge an einem energischen Vorgehen. Nur nach Herrschaft strebend, schloß er sich, als er die Girondisten verloren sah, ganz an die Bergpartei an und ward auch in den Wohlfahrtsausschuß gewählt, dessen Berichterstatter im Konvent er war. Wegen seiner schwungvollen, blumenreichen Reden hieß er der »Anakreon der Guillotine«.
Mitunter sprach er sich für ein milderes Verfahren aus, meist aber unterwarf er sich aus Feigheit und Schwäche dem Willen der Jakobiner und beantragte selbst das Dekret des Konvents, daß der Schrecken auf der Tagesordnung sei. Obwohl er zu dem Sturz Robespierres mitgewirkt hatte, wurde er durch Lecointre von Versailles [* 5] als Mitschuldiger an allen jenem zur Last gelegten Verbrechen angeklagt mit Collot d'Herbois und Billaud-Varennes vor Gericht gestellt und vom Konvent zur Deportation verurteilt.
Die
Strafe ward jedoch nicht vollzogen und er nach dem 18.
Brumaire in die allgemeine
Amnestie eingeschlossen.
Von
Bonaparte mit Ungunst behandelt, widmete er sich seitdem litterarischen
Arbeiten. Während der
Hundert Tage 1815 in die
Kammer der
Repräsentanten gewählt, vertrat er hier gemäßigte
Grundsätze. Nach der zweiten
Restauration durch die
Ordonnanz
vom als Königsmörder verbannt, lebte er in
Brüssel
[* 6] und kehrte erst nach der
Julirevolution
nach
Frankreich zurück. Das
Departement der Hochpyrenäen wählte ihn 1831 zum
Deputierten, doch ward seine
Wahl wegen Formfehlers
annulliert; dagegen berief ihn die
Regierung in die
Verwaltung jenes
Departements, welches
Amt er 1840 niederlegte. Barère
de Vieuzac
starb Seine
»Mémoires« wurden von
Hipp.
Carnot (Par. 1842, 4 Bde.) herausgegeben.