Bali
(Simalu, Hoginsel), eine der
Kleinen
Sundainseln, an der Ostseite von
Java, von diesem durch die schmale Bali
straße
getrennt, östlich durch die Lombokstraße von der
Insel
Lombok geschieden, hat eine dreieckige Form und mit der kleinen, südöstlich
gelegenen, 182 qkm (3,3 QM.) großen
Insel Pandita ein
Areal von 5396 qkm (98 QM.). In der geologischen
Bildung, der
Fruchtbarkeit und reichlichen
Bewässerung des
Bodens, der
Tier- und Pflanzenwelt gleicht sie dem östlichen
Java.
Sie enthält einzelne vulkanische Berggruppen, sicher zwei, vielleicht drei. Im Nordteil erhebt sich die
Gruppe des Gunung
Agung (Balipik
) zu 3452 m
Höhe, mit dem noch thätigen
Vulkan Batur; ein zweites vulkanisches
System im
W. der
Insel ist der Batukan (2400 m). Die Landstriche zwischen diesen Berggruppen sind hügelig. Das
Klima
[* 2] gleicht dem von Ostjava und ist im ganzen gesund. Als Hauptprodukte des für
Ackerbau vorzüglich geeigneten und wohlkultivierten
Landes sind zu nennen:
Reis und
Mais,
Baumwolle,
[* 3]
Tabak,
[* 4]
Palmzucker,
Kaffee und
Indigo.
[* 5]
Hauptausfuhrartikel ist
Reis. Die
Bevölkerung,
[* 6] deren Zahl auf etwa 700,000 geschätzt wird, ist ebenfalls mit der von
Java
stammverwandt, jedoch von kräftigerm Körperbau und durch stark ausgeprägten
Sinn für
Freiheit und Unabhängigkeit ausgezeichnet.
Die Bali
nesen (s. Tafel
»Asiatische
Völker«,
[* 7] Fig. 21:
Frau von Bali
) sind stolz und entschieden, offen, betriebsam,
dienstbar und treu gegen ihren
Herrn, aber auch jähzornig und zur Rachsucht geneigt.
Ihre
Sprache
[* 8] ist im ganzen die javanische,
hat sich aber durch die Abgeschlossenheit der
Insel reiner und unvermischter erhalten. Besonders merkwürdig ist in religiöser
Beziehung, insofern sich daselbst der
Brahmanismus
¶
mehr
(insonderheit der Siwakultus) von alten Zeiten her bis auf die Gegenwart lebenskräftig erhalten hat, während auf Java nur
noch vereinzelte und schwache Spuren davon zu finden sind. Daher herrscht unter den Bali
nesen noch heute das indische Kastenwesen,
wie das Frauenverbrennen nach dem Tode der Ehemänner. Die beiden vornehmsten Kasten sind die Brahmana
(Priester) und die Satriya (Könige und Fürsten); die dritte (Wasiya) enthält die Kaufleute und Handwerker, die vierte (Sudra)
die Bauern.
Die Insel zerfiel ehedem in neun kleine, unter eignen Fürsten stehende Staaten: Boliling, Djembrana und Karangasam an der Nordküste;
Klongkong, Gianiar und Badong an der Ost- und Südostküste;
Mangawei und Tabanan im SW. und Tamanbali
oder Bangli im Innern.
Seit 1840 begannen Streitigkeiten mit den Holländern; zwei Expeditionen (1846 und 1848) hatten so gut wie keinen Erfolg; erst einer dritten von 7000 Mann gelang es 1849 nach hartnäckigen Kämpfen, Boliling und Djembrana zu unterwerfen und die übrigen Fürsten zur Anerkennung der holländischen Oberhoheit zu zwingen. Die genannten beiden Staaten wurden zur niederländischen Residentschaft Banjuwangi auf Java geschlagen und unter einen Assistent-Residenten gestellt und der Resident von Banjuwangi zugleich zum Regierungskommissar für und Lombok überhaupt ernannt. Wiederholte Versuche der einheimischen Fürsten (1858 und 1868), sich von der Oberherrschaft der Niederländer wieder zu befreien, sind erfolglos geblieben. Hauptort, auch für den Handel, ist Boliling in der gleichnamigen Landschaft.
Vgl. Friederich, An
account of the island of Bali
(Lond. 1876).