Titel
Balduin
,
männlicher Vorname, dem altdeutschen Baldewin (s. d.) entsprechend. Bemerkenswerte Fürsten desselben:
Lateinische
Kaiser des byzantinischen
Reichs 1) Balduin
I., Sohn Balduins
VIII.,
Grafen von
Flandern, geb. 1171, seit 1195
Graf von
Flandern und
Hennegau, wurde nach der
Eroberung von
Konstantinopel
[* 2] durch die
Kreuzfahrer 1204 zum Oberhaupt
des lateinischen Kaisertums gewählt, 1205 von dem Bulgarenkönig
Johannes bei
Adrianopel geschlagen und starb in der Gefangenschaft.
- 2) Balduin
II., letzter lat.
Kaiser in
Konstantinopel (1228-61), zu Anfang minderjährig und unter der
Vormundschaft
Johanns von
Brienne, ein sehr schwacher
Regent, suchte, 1261 durch
Michael Paläologos vom
Thron
[* 3] gestürzt, vergebens
beim
Papst und den abendländischen
Fürsten, namentlich bei
Karl von
Anjou,
Beistand zur Wiedererlangung seines
Throns. Er starb 1273.
3) Balduin
I., jüngster
Bruder des
Herzogs
Gottfried von
Bouillon, nahm teil am ersten Kreuzzug, trennte sich aber in
Syrien vom Hauptheer
und wandte sich gegen
Edessa, wo er nach der Ermordung des
Fürsten Thoros durch den erbitterten
Pöbel
selbst den fürstlichen
Thron bestieg. Er verteidigte
Edessa gegen Kerboga, welcher zum
Entsatz von
Antiochia herbeizog. Nach
seines
Bruders
Gottfried
Tod (1100) wurde Balduin
König von
Jerusalem trotz der
Opposition des
Patriarchen von
Jerusalem,
Dagobert, und
Tancreds. Balduin
war ein kräftiger
Regent, der das Gebiet durch
Eroberung einer
Reihe von
Städten, wie Arsuf,
Cäsarea,
Ptolemais,
Beirut,
Sidon, erweiterte, im Innern möglichst die
Ruhe erhielt und sich überall
Achtung zu verschaffen
wußte. Er erhob
Bethlehem zum
Bistum. Balduin
starb auf einem
Zuge gegen
Ägypten
[* 5] 1118 zu El
Arisch. - 4) Balduin
II.,
Vetter und Nachfolger des vorigen, vorher
Graf von
Edessa, ward vom
Patriarchen
Arnulf zum König gesalbt.
Schon alt,
suchte er mehr durch Vorsicht und
Klugheit als durch kriegerisches Vorgehen sich der Feinde zu erwehren. 1123 wurde er, als
er den gefangenen
Grafen Joscelin von
Edessa befreien wollte, selbst von den
Sarazenen gefangen und nur gegen
hohes Lösegeld und Abtretung einiger
Plätze freigelassen. Unter seiner
Regierung entstand der Templerorden. Balduin
starb Der
Nachfolger war sein Schwiegersohn Fulco von
Anjou. - 5) Balduin
III., Enkel des vorigen, Sohn des
Königs Fulco, geb.
1129, stand nach seines
Vaters
Tod (1143) unter der
Vormundschaft seiner
Mutter Melisende. Am nahm Emadeddin Zenki,
Reichsverweser des
Sultans von
Mosul, das von Joscelin dem jüngern schlecht beschützte
Edessa.
Dieses kam zwar nach Zenkis
Tod 1146 wieder an die
Christen; als es aber Nureddin von
Damaskus abermals
eroberte, entriß Balduin
seiner herrschsüchtigen
Mutter mit
Gewalt die Herrschaft, eroberte nach achtmonatlicher Belagerung
Askalon
1153, schlug 1157 Nureddin bei
Tiberias, heiratete
Theodora, die
Nichte des
Kaisers
Manuel, wodurch er dessen Bundesgenossenschaft
gewann, starb aber schon dem Gerücht zufolge durch den Leibarzt des
Grafen von
Tripolis vergiftet,
zu
Tripolis, ein kräftiger und
¶
mehr
gerechter Herrscher, von seinen Unterthanen schmerzlich vermißt, um so mehr, als sein Bruder und Nachfolger Amalrich nicht
beliebt war. Balduins
Regierung war die letzte Machtentfaltung des christlichen Rittertums im Orient. - 6) Balduin
IV., König Amalrichs
13jähriger Sohn, folgte diesem 1173, litt am Aussatz, der ihn zwang, den Grafen Raimund von Tripolis zum
Feldhauptmann und Reichsverweser zu ernennen, und starb - 7) Balduin V., Neffe des vorigen, war sechs Jahre alt, als
er 1184 König wurde, und starb schon im Sommer 1186.