Bütschli
,
Otto, Zoolog, geb. zu Frankfurt [* 2] a. M., studierte an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe [* 3] und zu Heidelberg, [* 4] wandte sich dann der Zoologie zu und arbeitete 1869 ein Semester unter Leitung Leuckarts in Leipzig, [* 5] habilitierte sich 1876 an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe und wurde 1878 als ord. Professor der Zoologie an die Universität Heidelberg berufen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten erstrecken sich auf verschiedene Gebiete der wirbellosen Tiere.
Sie sind teils entwicklungsgeschichtlicher Natur
(Insekten,
[* 6]
Würmer,
[* 7]
Gastropoden), teils anatomisch-systematischer (Nematoden
und andere
Würmer).
Allgemeiner bekannt wurde Bütschli
durch die 1876 erschienenen
«Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge
der
Eizelle, die Zellteilung und die Konjugation der Infusorien» (in den
«Abhandlungen der Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft», Bd. 10, Frankf. a. M.).
In diesem Werke legte Bütschli
den
Grund zu unsern heutigen Kenntnissen der
Kern- und Zellteilung und deutete
die
Befruchtungs- und Kopulationserscheinungen als eine Verjüngung der Zelle,
[* 8] insbesondere ihres
Kernes.
Seit dieser Zeit arbeitete er vorwiegend auf dem Gebiete der Urtiere (Protozoen), teils durch eigene Forschungen, teils durch ein umfassendes Werk über die «Protozoen» (Bd. 1 der 2. Aufl. von Bronns «Klassen und Ordnungen des Tierreichs»),
das in 3 Abteilungen (Lpz. 1880-89) erschien. Vielseitiges Interesse fand neuerdings seine Ansicht über den Bau des Protoplasmas. Seine schon in dem Protozoenwerk und anderwärts angedeutete Auffassung des Plasmas als eines mikroskopisch feinen Schaums suchte er 1889 durch künstliche Darstellung solcher Schäume zu stützen, wobei sich neben überraschenden Analogien der Bauverhältnisse namentlich auch lang andauernde Bewegungen solcher künstlicher Schaumtropfen ergaben, welche große Ähnlichkeit [* 9] mit den Bewegungen der Amöben zeigten («Untersuchungen über mikroskopische Schäume und das Protoplasma», Lpz. 1892). 1890 veröffentlichte er einen Aufsatz über den Bau und die morpholog. Natur der Bakterien, worin der Nachweis versucht wurde, daß die Bakterien wie die übrigen Zellen einen Kern besitzen, ja daß dieser bei ihnen die Hauptmasse des Körpers bildet.