Avicénna
,
Ibn Sina (Abû Alî al-Husain ibn Abd Allah ibn Sina), arab. Philosoph und Arzt, geb. 980 zu Efschene, einem Flecken in der Nähe von Buchara., studierte zu Buchara Mathematik, Astronomie, [* 2] Philosophie und Medizin, wobei ihm der Zutritt zur reichen Hofbibliothek des samanidischen Fürsten Nuh Ⅲ. besonders förderlich war. Nach kurzem Staatsdienst verließ er seine Heimat und lebte fortan an den Höfen verschiedener pers. Kleinfürsten zumeist als Leibarzt; eine Zeit lang war er in Hamadan auch Vezier bei dem bujidischen Fürsten Schems aldin, nach dessen Tode er eingekerkert wurde.
Nach seiner Freilassung zog er nach Ispahan und starb auf einem Zuge seines
Gönners, des Emir
Ala-ed-Daula,
gegen Hamadan 1037. Sein
Grab wird noch heute in Hamadan gezeigt. Avicénna
hinterließ eine Menge
Schriften, unter denen sein im
wesentlichen an Galen sich anschließendes
System der
Medizin «Kânûn fi’l Tibb» den größten Ruf erlangte. Das
Buch ist
eine aus sekundären arab.
Quellen geschöpfte Kompilation der griech.
Medizin, galt aber für Jahrhunderte,
und in manchen Gegenden des
Orients noch heute, als der
Codex des mediz.
Wissens. Der arab.
Text des «Kânûn» ist vollständig (4 Bde.,
Rom 1593; 3. Bde.,
Bulak 1294 der Hidschra) gedruckt. Von den zahlreichen lat.
Übersetzungen (die älteste
von
Gerhardus Cremonensis) ist seit dem 15. Jahrh. eine Anzahl gedruckt; für die sorgfältigste
gilt die nicht vollendete von Plempius (Löwen
[* 3] 1658). Auf die Scholastiker des Mittelalters haben die philos.
Schriften des
Avicénna
großen Einfluß geübt. Sein philos. Hauptwerk ist das «Schîfâ»,
das von den orthodoxen Mohammedanern viel angefeindet wurde; man erblickte darin den
Inbegriff des
Aristotelischen
Unglaubens.
Die
Psychologie des Avicénna
hat S.
Landauer (1875) bekannt gemacht. Eine Reihe kleinerer philos. und religiöser
Abhandlungen von
Avicénna
sind
(Konstantinopel
[* 4] 1298 der Hidschra) gedruckt worden. Die
Darstellung der philos. und religiösen
Lehren
[* 5] des Avicénna
giebt
in einer Reihe von
Abhandlungen der dän. Gelehrte F. Mehren in der Zeitschrift «Muséon», 1882 fg.;
derselbe hat auch den «Philosophus autodidactus» des Avicénna
arabisch
und französisch herausgegeben: «L’allégorie mystique
Hay ben Yaqzân»
(Leid. 1889),
Forget den
«Livre des théorèmes et
des avertissements»
(Tl. 1, ebd. 1892). Ein «Poema de Logica» des Avicénna
veröffentlichte
Schmölders in den «Documenta philosophica Arabum»
(Bonn
[* 6] 1836).