Titel
Auskultation
[* 2] (lat., d. b. kunstgemäßes Horchen), diejenige ärztliche Untersuchungsmethode,
bei welcher der
Arzt die im Körper des zu Untersuchenden entstehenden
Geräusche wahrnimmt und unterscheidet, um daraus auf
den normalen oder krankhaften Zustand der innern
Teile zu schließen. Die Auskultation
bildet mit der Perkussion (s. d.)
zusammen einen Hauptfortschritt der neuern
Medizin, Laennec erfand zuerst (1816) die Kunst, durch
Anlegen
des
Ohrs an den Körper oder durch ein zwischen beide angebrachtes
Hörrohr
(Stethoskop, s. d.)
Geräusche und
Tone im Innern
des Körpers zu unterscheiden.
Ersteres nennt man die unmittelbare Auskultation
, letzteres die mittelbare oder die Stethoskopie. Man unterscheidet
auf diese
Weise 1)
Töne und
Geräusche im
Herzen und den großen
Gefäßen, 2)
Töne und
Geräusche in den
Atmungswerkzeugen, 3) das
Stoßen oder Reiben fester Körper aneinander, z. B. das Knistern gebrochener Knochenenden,
das
Klappen der an einen
Blasenstein anschlagenden
Steinsonde, das Reiben rauher
Stellen im
Herzbeutel oder Rippenfell u. s. w.
Die vernommenen
Töne und
Geräusche sind entweder normale oder krankhafte. In vielen fällen sind letztere
so bezeichnend, daß sie
an sich schon eine Diagnose vorhandener
Krankheiten begründen können.
In den meisten Fällen ist aber eine genaue Beachtung und Benutzung beider
Klassen (der normalen wie der krankhaften) sowie
außerdem aller andern Zeichen und eine Zurückführung derselben auf die
Sätze der pathol.
Anatomie nötig.
Die Auskultation
erfordert ein feines
Ohr,
[* 3] gute Einschulung und stete
Übung. Sie wurde zuerst in
Frankreich allgemein; späterhin ist
sie aber durch die
Wiener und
Prager Schule, besonders durch Skoda und dessen
Schüler sehr vervollkommnet und den deutschen
Ärzten zugänglich geworden. Die beiden klassischen Werke über Auskultation
sind: Laennec, «Von den
Krankheiten
der
Lungen und des
Herzens und der mittelbaren Auskultation»
(deutsch, 2 Bde.,
Lpz. 1832),
und Skoda,
«Über Perkussion und Auskultation»
(6. Aufl.,
Wien
[* 4] 1864). Die neuern Ergebnisse der Auskultation
behandeln ausführlich
P. Niemeyer im «Handbuch der theoretischen und klinischen Perkussion
und Auskultation»
(2 Bde.,
Erlangen
[* 5] 1868-71) und
Gerhardt, «Lehrbuch der und Perkussion» (5. Aufl.,
Tüb. 1890).