Titel
Auge
[* 2]
(Oculus), das Sehwerkzeug der
Tiere, wird in seiner einfachsten Form bei manchen niedern
Tieren durch einen farbigen
Fleck dargestellt, an den ein
Nerv
(Sehnerv) herantritt, so daß eine
Empfindung, wenn auch nicht eine dem wirklichen
Sehen
[* 3] gleichkommende,
wenigstens durch die im
Licht
[* 4] enthaltenen Wärmestrahlen hervorgebracht werden kann. Ein unzweifelhaft zum
Sehen dienendes
Auge
läßt sich aber dann annehmen, wenn die Nervenendigung an der äußersten
Spitze von
Farbstoff frei
bleibt und so allein der Lichtwirkung ausgesetzt wird.
Ist zudem das Ende des Nervs in ein Stäbchen
(Sehstäbchen) ausgezogen, so sind alle
Bedingungen für ein Sehorgan erfüllt,
denn auch die kompliziertesten
Augen bestehen im wesentlichen aus einer Anzahl solcher von
Pigment zum Teil umhüllter, stäbchenförmiger
Nervenendigungen. Zur Sammlung der Lichtstrahlen befindet sich an sehr vielen
Augen eine durchsichtige
sogen.
Linse
[* 5] vor den Stäbchen, außerdem treten namentlich bei den höhern
Tieren noch besondere Schutzorgane (Auge
nlider,
Thränenapparat etc.) hinzu.
Wie alle übrigen
Sinnesorgane, bildet auch das Auge
, wenigstens im
Embryo, zu einer gewissen Zeit einen Teil der äußern
Haut,
[* 6] liegt jedoch beim erwachsenen
Tier meist unterhalb derselben; die alsdann besonders durchsichtige, sich
über dasselbe hinziehende Hautstelle wird
Hornhaut genannt. Auch diese kann (z. B. bei
Gliederfüßlern) linsenartig gewölbt
sein und so zur Konzentrierung des
Lichts beitragen.
Lagerung und Zahl der
Augen wechseln im
Tierreich ungemein: es gibt
Tiere
mit
Augen am
Kopf und außerdem am
Rücken (gewisse
Schnecken)
[* 7]
oder an der
Spitze der
Arme
(Seesterne)
[* 8] etc. Nicht
wenige Tierarten sind durch ihren Aufenthalt an lichtarmen
Orten blind geworden und haben dann gewöhnlich die
Tast-,
Riech-
und Hörorgane stärker entwickelt. Bei blinden stieläugigen
Krebsen sind mitunter noch die Auge
nstiele erhalten, die
Augen
selbst aber rückgebildet. Von besonderm
Interesse sind die
Augen der
Gliederfüßler
(Arthropoden) und
Wirbeltiere.
Bei erstern unterscheidet man einfache und zusammengesetzte
Augen. Jene
(Ocellen, Punktaugen, Nebenaugen,
[* 1]
Fig. 1) bestehen
aus wenigen Nervenstäbchen, auf welche durch die linsenförmige
Hornhaut ein umgekehrtes Bildchen des zu sehenden Gegenstandes
entworfen wird und mittels des an die Stäbchen sich anschließenden
Sehnervs im
Gehirn
[* 9] zur
Wahrnehmung
gelangt.
Hier geschieht also das Sehen wie bei den Wirbeltieren. An den zusammengesetzten Augen [* 1] (Fig. 2), die namentlich bei manchen Insekten [* 10] auffällig groß sind, besteht die stark gewölbte Hornhaut aus Tausenden von kleinen, mehreckigen Flächen (Facetten); zu jeder gehört ein lichtleitender (Kristallkegel) und lichtempfindender Apparat, und zwar ist jener so eingerichtet, daß nur der senkrecht auf die Facette von außen treffende Lichtstrahl ungehindert zu dem in der Tiefe des Auges befindlichen Sehstäbchen des
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Punktauge einer Käferlarve.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2. Facettenauge einer Libelle.] ¶
mehr
lichtempfindenden Apparats gelangt. Sämtliche Stäbchen liegen nebeneinander und empfangen Fasern vom Sehnerv; da aber auf jedes nur ein einziger Lichtstrahl trifft, so wird mittels desselben nur Ein Punkt des zu sehenden Gegenstandes wahrgenommen. Mit dem ganzen Auge sieht daher das Tier den Gegenstand nur einmal (nicht, wie man früher lange Zeit geglaubt hat, so oft, wie es Facetten besitzt), aber in Form eines Mosaik aus einzelnen Punkten (sogen. musivisches Sehen).
Das der Wirbeltiere unterscheidet sich in Einer Beziehung wesentlich von demjenigen der Wirbellosen (nur bei einigen Muscheln [* 12] und Lungenschnecken hat man auch solche Augen gefunden), indem nämlich die stäbchenförmigen Endigungen des Sehnervs nicht dem Licht zu-, sondern von ihm abgewendet sind, so daß letzteres erst alle übrigen Schichten des zu einer Haut (Netzhaut) ausgebreiteten Sehnervs durchdringen muß, ehe es zu den Sehstäbchen gelangt. Diese eigentümliche Erscheinung erklärt sich aus der Entwickelung des Auges. Es entsteht im Embryo nicht, wie bei den Wirbellosen, indem ein Stück der äußern Haut sich nach innen zu einstülpt und einen von der übrigen Haut abweichenden Bau erhält, sondern indem das zu jener Zeit noch hohle Gehirn (s. d.), das aber selbst aus der Haut durch Einstülpung hervorgeht, in seinem vordern Teil auf jeder Seite des Kopfes eine Blase hervortreibt, die zur Netzhaut wird, während die Wandung des engern Verbindungsganges zwischen Hirn- und Augenblase sich später zum Sehnerv gestaltet.
Somit liegt wie im hohlen Gehirn, so auch im hohlen Auge des Embryos die äußerste Schicht der eingestülpten Haut am meisten nach innen, d. h. vom Licht abgewendet. Der Rest des Auges, nämlich Glaskörper, Linse etc., entsteht erst später und setzt sich mit dem eigentlichen Augenbläschen nachträglich in Verbindung. Die Linse bildet sich aus einem Stück der Oberhaut (Epidermis), [* 13] schnürt sich von dieser ab und wandert in das Innere des Auges, während die weiße Augenhaut (Sklerotika) samt der Hornhaut (Cornea) aus der das Auge unmittelbar umgebenden Bindegewebsschicht stammen.
Ungemein verdickt in ihrem hintern Stück ist die weiße Haut bei den Walen; bei Eidechsen, [* 14] Schildkröten [* 15] und Vögeln hat sie vorn an der Grenze der Hornhaut oft einen Ring von beweglichen Knochenplättchen. Die Linse ist vollkommen oder nahezu kugelig bei den im Wasser lebenden Wirbeltieren, besonders bei den Fischen, mehr oder weniger abgeplattet bei den übrigen. Zum Auge stehen Hilfsorgane in Beziehung, nämlich sechs Muskeln [* 16] zu seiner Bewegung (s. unten), ferner die Lider und endlich der Thränenapparat. Die Augenlider sind Hautfalten; sie fehlen den Fischen noch fast gänzlich, sind dagegen sonst immer vorhanden, und zwar gibt es ein oberes und unteres bewegliches Lid sowie die sogen. Nickhaut (s. d.), welche vom innern Augenwinkel her quer über das Auge hingezogen werden kann. Die Thränendrüsen treten erst bei den Reptilien auf; unter den Säugetieren fehlen sie bei den Walen.
Das Auge des Menschen.
(Hierzu die Tafel »Auge des Menschen«.)
Am A. des Menschen ist der wesentliche Teil desselben, der Augapfel (Tafel, [* 11] Fig. 1 a, [* 11] Fig. 4; die Lage der nachfolgend beschriebenen Teile des Augapfels ist aus nebenstehender Textfigur 3: »Durchschnitt des menschlichen Augapfels« ersichtlich), nahezu eine Kugel, deren größter Teil von der weißen oder harten Augenhaut (Sclerotica, Sclera, Albuginea, [* 11] Fig. 4, 6, 7, 10) gebildet wird; nach vorn zu ist ein Teil dieser faserigen, derben Haut durch die vollkommen durchsichtige Hornhaut (Cornea, [* 11] Fig. 4, 10, 11) ersetzt; diese liegt wie ein Uhrglas dem Augapfel auf und ist stärker gewölbt als der Rest desselben.
Über ihre äußere Fläche zieht sich als direkte Fortsetzung der Hornschicht der Bindehaut eine Lage von Epithelzellen. Innen im Augapfel selbst liegt der weißen Haut unmittelbar an die Aderhaut (Chorioidea, [* 11] Fig. 6, 7, 11), eine gefäßreiche und wegen ihres Reichtums an schwarzbraunem Farbstoff dunkle Haut. Nach vorn geht sie in die Iris (Iris) oder Regenbogenhaut [* 11] (Fig. 4, 5, 6, 10) über und bildet deren hinterste Schicht, die sogen. Traubenhaut (Uvea). Die Iris ist nach Entfernung der Traubenhaut farblos oder bei Erfüllung ihrer Blutgefäße (z. B. bei den Albinos) rot und verdankt ihre sonstige Farbe (blau, braun, grau etc.) dem Durchschimmern des Pigments der Traubenhaut durch die vordern Schichten. In ihrer Mitte befindet sich das Sehloch oder die Pupille [* 11] (Fig. 5, 6), die vermittelst zweier Systeme von unwillkürlichen Muskelfasern in der Iris bis auf 2 mm verengert und bis auf 5 mm erweitert werden kann. (Im Schlaf ist sie sogar bis auf 1 mm verengert.) Wo Regenbogen- und Aderhaut zusammenstoßen, liegt ein aus platten Muskelfasern bestehender Muskel, der Ciliarkörper (Corpus ciliare, Musculus ciliaris), der bei seiner Zusammenziehung die mit ihm zusammenhängende Linse an ihrer Vorderfläche stärker wölbt und so die Akkommodation (s. d.) für das Sehen in der Nähe bewirkt, zugleich aber auch die Aderhaut anspannt. Von dem Ciliarkörper entspringt an seinem freien Rand noch eine große Anzahl von gefäßreichen Ciliarfortsätzen, welche in ihrer Gesamtheit der Strahlenkranz (Corona [* 17] ciliaris, [* 11] Fig. 5, 10) heißen. Die Linse (Kristalllinse, Lens crystallina, [* 11] Fig. 1 c, [* 11] Fig. 2) besteht aus wasserhellen, sechsseitigen Säulen, [* 18] die zu einer beinahe homogenen Masse verbunden sind und von der Linsenkapsel, einer wasserhellen, strukturlosen Membran, eingeschlossen werden. Letztere ist mit der in ihr befindlichen Linse in den Ring des Ciliarkörpers gleichsam eingespannt. Hinter der Linse füllt den zwischen ihr und der Netzhaut (s. unten) befindlichen großen Hohlraum des Auges der sogen. Glaskörper (Corpus vitreum, [* 11] Fig. 1, 2) aus. Dieser ist eine glashelle,
[* 11] ^[Abb.: Fig. 3. Durchschnitt des menschlichen Augapfels.] ¶
[* 2] Fig. 1. Die Augen mit den Sehnerven von oben, nach Entfernung des Daches der Augenhöhlen.
Zellen des Riechbeins
Nasenfortsatz des Oberkieferbeins
a Augapfel
c Kristallinse
Glaskörperraum
d Äußerer gerader Augenmuskel
e Innerer gerader Augenmuskel
Nasenscheidewand
f Hirnschlagader
b Chiasma
f Arteria carotis
[* 2] Fig. 2. Durchschnitt des Sehapparats.
c Öffner der Lidspalte
Oberer gerader Augenmuskel
a Oberes Augenlid
b Unteres Augenlid
Fettpolster
Unterer gerader Augenmuskel
Glaskörperraum
Unterer schiefer Augenmuskel
[* 2] Fig. 3. Die Muskeln des Augapfels nach Entfernung der äußern Wand der Augenhöhle.
f Rolle
d Ob. schiefer Augenmuskel
b Ob. gerader Augenmuskel
Inn. gerad. Augenm.
Augapfel
a Äußerer gerader Augenmuskel
c Unterer gerader Augenmuskel
e Unt. schiefer Augenmuskel
Oberkieferbein
Weiße Augenhaut
[* 2] Fig. 5. Vorderes Segment des Augapfels, von hinten gesehen.
Ciliarfortsätze des Strahlenkranzes
[* 2] Fig. 6. Regenbogen- und Adernhaut nach Ablösung der weißen Augenhaut.
Ciliarnerven
a Vasa vorticosa
a Vasa vorticosa
Weiße Augenhaut
Ciliarnerven
[* 2] Fig. 7. Hauptaderfigur der Netzhaut.
Weiße Augenhaut
b Pupille des Sehnervs (blinder Fleck)
[* 2] Fig. 8. Das Auge und seine Schutzorgane.
[* 2] Fig. 9. Die Thränenorgane des Auges und die Meibomschen Drüsen des Augenlids.
Ast der Stirnpulsader
Hebmuskel d. ob. Lides
Ast der Schläfenarterie
a Thränendrüse
Thränengang
Thränensack
Thränenpunkte
[* 2] Fig. 10. Senkrechter Durchschnitt des Augapfels, von innen gesehen.
Weiße Augenhaut
Horhhaut
[* 2] Fig. 11. Der Augapfel nach Entfernung der weißen Augenhaut.
Ciliarnerven
mehr
gallertartige Substanz, welche durch eine eigne zarte Membran, die Glashaut, zusammengehalten wird. Letztere heftet sich, indem sie sich in zwei Blätter spaltet, sowohl an die vordere als auch an die hintere Wand der Linsenkapsel an und verschmilzt mit ihnen, jedoch nicht so vollständig, daß nicht ein um die Linsenkapsel herumlaufender, mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllter Kanal, [* 21] der Petitsche Kanal, übrigbliebe. Der Raum vor der Linse und der Iris heißt die vordere, der seitlich von der Linse und hinter der Iris gelegene die hintere Augenkammer; beide sind mit der klaren, sogen. wässerigen Augenflüssigkeit (Humor aqueus) ausgefüllt, welche von den Gefäßen der Ciliarfortsätze abgesondert wird und die beiden Augenkammern sowie besonders die Hornhaut in Spannung zu erhalten hat.
Die von einem zu sehenden Gegenstand ausgesandten Lichtstrahlen gelangen, nachdem sie durch die Linse und den gleichfalls durchsichtigen Glaskörper in besonderer Weise gebrochen sind, auf die im Hintergrund des Auges befindliche Netzhaut (Retina, [* 20] Fig. 7), wo sie unter normalen Verhältnissen sich zu einem Bildchen des Gegenstandes vereinigen. Die Netzhaut, nach hinten zu von der undurchsichtigen Aderhaut umgeben, ist nichts weiter als die flächenhafte Ausbreitung des Sehnervs in Gestalt einer zarten Haut, welche sich nach vorn bis an die Ciliarfortsätze erstreckt, jedoch nur bis etwa zur Augenmitte der Lichtempfindung dient.
Der Sehnerv (Nervus opticus, [* 20] Fig. 1, 2, 3, 4, 6, 10) entspringt im vordern Teil des Gehirns und zwar so, daß derjenige für das rechte Auge von der linken Hirnhälfte und umgekehrt herstammt. Es findet daher beim Austritt der beiden Nerven [* 22] aus dem Gehirn eine vollständige Kreuzung aller Fasern (Chiasma nervorum opticorum, [* 20] Fig. 1 b) statt. Darauf tritt der Nerv, indem seine Umhüllung mit der weißen Augenhaut verschmilzt, durch ein Loch in der letztern in das Auge ein und breitet sich hier als Netzhaut aus; indessen liegt die Eintrittsstelle (die sogen. Papilla optica oder der blinde Fleck, [* 20] Fig. 7 b) nicht genau in der Mittellinie (Achse) des Auges, sondern mehr nach innen zu. Dem Achsenpunkt der Netzhaut entspricht eine etwas verdünnte Stelle, deren Umfang gelblich gefärbt ist (Macula lutea retinae, gelber Fleck, [* 20] Fig. 7 a). Hier findet das schärfste Sehen statt (s. Gesicht). [* 23] Die Netzhaut hat einen außerordentlich komplizierten Bau, der jedoch im einzelnen trotz aller Bemühungen noch nicht völlig aufgeklärt ist (s. Gesicht).
Die sechs Augenmuskeln ermöglichen die Bewegung des Augapfels in allen Richtungen: der gerade äußere und innere [* 20] (Fig. 1 d, e; [* 20] Fig. 3 a) dienen zur horizontalen, der gerade obere und untere [* 20] (Fig. 2; 3 b, c) zur vertikalen und der schiefe obere und untere [* 20] (Fig. 2; 3 d, e) zur schrägen Bewegung. Der schiefe obere Muskel läuft hierbei durch eine besondere sehnige Schleife (Rolle, [* 20] Fig. 3 f). Da die zwei schiefen Muskeln von vorn, die vier geraden von hinten her am Augapfel ziehen, so wird bei Anspannung von allen zusammen (d. h. beim Blicke geradeaus) ein Zurückweichen desselben in die Augenhöhle vermieden; überdies ruht der Augapfel auf dem Fettpolster [* 20] (Fig. 2), welches im Hintergrund der Augenhöhle alle Lücken ausfüllt.
Gewöhnlich bewegen sich beide Augen stets zusammen in gleicher Richtung; überwiegt der äußere oder innere gerade Muskel über den innern oder äußern, so findet Schielen [* 24] statt. Die Augenlider (Palpebrae, [* 20] Fig. 2 a, b) sind zwei bewegliche, faltenartige Fortsetzungen der äußern Haut, welche den Augapfel von vorn her bedecken und sich beim Schluß mit ihren Rändern berühren; im Innern hat jedes zwei halbmondförmige Bindegewebsscheiben (sogen. Knorpel) [* 25] und wird dadurch steif erhalten.
Nahe dem Vorderrand ragen die Augenwimpern (Cilia) hervor (oben 100-150, unten 50-75), mehr nach hinten liegt eine Reihe feinster Öffnungen von etwa 30 eigentümlichen Talgdrüsen (Meibomsche Drüsen, s. d. und [* 20] Fig. 9). Zur willkürlichen oder unwillkürlichen (sogen. Blinzeln) Bewegung der Lider dient der Öffner der Augenlidspalte oder Hebemuskel (Levator palpebrae superioris, [* 20] Fig. 2 c, 9), welcher das obere Lid in die Höhe hebt, sowie der ringförmige Schließmuskel (Orbicularis palpebrarum, s. Tafel »Muskeln des Menschen«, [* 20] Fig. 1, und Tafel »Nerven I«, [* 20] Fig. 2). Die innere Haut der Lider setzt sich auf den Augapfel als sogen. Bindehaut (Conjunctiva, Textfig. 3) fort und überkleidet ihn mit Ausnahme der Hornhaut, welche nur einen ganz feinen Überzug erhält, von vorn. Eine besondere Falte im innern Augenwinkel [* 20] (Fig. 8) ist ein Überrest des schon oben erwähnten dritten Augenlides, der Nickhaut (s. d.). Der Thränenapparat [* 20] (Fig. 9), zur Absonderung und Wegleitung der Thränen (Lacrymae), besteht aus der Thränendrüse und der Thränenleitung.
Erstere [* 20] (Fig. 9 a) ist im äußern Augenwinkel an das Dach [* 26] der knöchernen Augenhöhle (s. unten) befestigt; die von ihr abgesonderten Thränen (sie enthalten ungefähr 1 Proz. feste Substanz) gelangen durch 7-10 enge Ausführungsgänge im äußern Augenwinkel auf die Hornhaut, benetzen diese und die Innenfläche der Lider und fließen im innern Augenwinkel durch zwei trichterförmige Öffnungen (Thränenpunkte) in den Thränengang, von da in den Thränensack und so in die Nasenhöhle.
Die knöcherne Augenhöhle (Orbita, [* 20] Fig. 1, 3), in welcher das Auge liegt, wird von Teilen verschiedener Schädelknochen, die hier zusammenstoßen, gebildet (s. Tafel »Skelett [* 27] II«, [* 20] Fig. 1). Die Blutgefäße des Auges treten mit dem Sehnerv in sie ein; zum Teil verlaufen sie im Innern des Sehnervs als dessen Zentralgefäße und gelangen so zur Netzhaut, wo ihre Verzweigungen [* 20] (Fig. 7) mit dem Augenspiegel [* 28] sichtbar sind, ferner gehen sie zu der äußerst blutreichen Aderhaut und bilden dort dichte Netze von Kapillaren, endlich zu den Muskeln etc. der Augenhöhle.
Die Venen der Netzhaut haben denselben Verlauf wie die Arterien [* 20] (Fig. 7); diejenigen der Aderhaut heißen Strudelgefäße (Vasa vorticosa, [* 20] Fig. 6 a) wegen ihres eigentümlich geschlängelten Verlaufs; einige aus dem Ciliarmuskel kommende kleine Venen vereinigen sich zu einer ringförmigen Vene, dem sogen. Schlemmschen Kanal. Als Bewegungsnerven dienen das 3., 4. und 6. Hirnnervenpaar (s. Gehirn und Tafel »Nerven I«, [* 20] Fig. 1), von denen das letztere (Nervus abducens) zum äußern geraden, das 4. Paar (Nervus trochlearis) zum obern schiefen Augenmuskel und das 3. Paar (Nervus oculomotorius) zu den übrigen Muskeln geht.
Besonders stark sind unter seinen Zweigen die Ciliar- oder Blendungsnerven (Nervi ciliares, [* 20] Fig. 6, 11), welche die Verengerung und Erweiterung der Pupille herbeiführen. Der Schließmuskel der Augenlider bekommt seine Bewegungsnervenfasern von dem Gesichtsnerv (Nervus facialis). Die Empfindungsnerven des Auges kommen von der größern Portion des 5. Gehirnnervenpaars (Nervus trigeminus) her. Über den Sehnerv s. oben. Die Farbe des Auges rührt, wie oben erwähnt, von der Verteilung des Farbstoffs in der Regenbogenhaut her. Der Glanz ¶
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Titel
Auge
§. 1. Das Auge ist I) im eigentlichen Verstande das künstlichste Meisterstück des allerweisesten und allmächtigen Schöpfers, dabei so beschaffen, daß sich in diesem kleinen Körper große Dinge, ganze Städte, ja Landschaften vorstellig machen können.
Ahias starreten vor Alter, 1 Kön. 14, 4.
Elis waren dunkel geworden, 1 Sam. 4, 15. c. 3, 2.
In Jacobs kam kein Schlaf, 1 Mos. 31, 40. wurden dunkel, 1 Mos. 48, 10.
Isaacs wurden dunkel, 1 Mos. 27, 1.
Jonathans wacker vom Honig lecken, 1 Sam. 14, 27. 29.
Moses waren nicht dunkel geworden im Alter, 5 Mos. 34, 7.
In Tobias schmeißte eine Schwalbe, Tob. 2, 11.
Zebekias geblendet (ausgestochen), 2 Kön. 25, 7.
Wer seinem Knecht ein Auge ausschlug, mußte ihn frei lassen, 2 Mos. 21, 26.
Wer ein Fell auf dem Auge hatte von Aarons Nachkommen, sollte nicht Priester sein, 3 Mos. 21, 20.
Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, Hiob 19, 27.
Behüte mich, wie einen Augapfel im Auge, Pf. 17, 8.
Meine Augen hältst du, daß sie wachen, ich bin ohnmächtig, daß ich nicht reden kann, Ps. 77, 5.
Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen? Pf. 84, 9.
Sie (die Götzen) haben Augen und sehen nicht, Ps. 115, 5. Ps. 135, 16. Weish. 15, 15.
Ich will meine Augen nicht schlafen lassen, noch meine Augenlieder schlummern, Pf. 132, 4. Sprw. 6, 4.
Ein hörendes Ohr und sehendes Auge, die macht beide der HErr, Sprw. 20, 12.
Laß deine Augen wacker sein (früh aufzustehen), so wirst du Brod genug haben, Sprw. 20, 13.
Wenn man das Auge drückt, so gehen Thränen heraus, Sir. 22, 23.
Er gab ihnen Vernunft, Sprache, Augen, Ohren und verstand und Erkenntniß, Sir. 17, 5.
JEsus rührt der Blinden Augen an, Matth. 9, 29. c. 20, 34.
Der Jünger Augen waren voll Schlafs, Matth. 26, 43. Marc. 14, 40.
JEsus spützet in des Blinden Augen, Marc. 6, 23. Joh. 9, 6. 11. 15. legt die Hände darauf, Marc. 8, 25.
Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, Luc. 2, 30.
Aller Augen, die in den Schulen waren, sahen auf ihn, Luc. 4, 20.
Von Paulus Augen fiel es wie Schuppen, A.G. 9, 18.
Das kein Auge gesehen etc. 1 Cor. 2 9.
Und so das Ohr spräche: ich bin kein Auge, 1 Cor. 12, 16. 17. 21.
Ihr hättet eure Augen ausgerissen (vor Liebe gegen mich) und mir gegeben, Gal. 4, 15. 16.
§. 2. Das Auge. wenn es hell und klar ist, macht den ganzen Leib lichte, und helle, daß er nirgends anstößt, denn das Auge ist des Leibes Licht, Matth. 6, 22. 23. hingegen wenn es schadhaft lind dunkel, so wirds auch am Leibe finster, daß die andern Glieder ihr Amt nicht verrichten können. Es liegen also in diesem Gliede viele und große Geheimnisse, woraus man des Menschen ganze Natur, Sitten und innerliche Beschaffenheit erkennen kann; sie leiten des Menschen Her), Hiob 31, 7. und was einer im Sinne hat, sieht man ihm an den Augen an, Sir. 13, 31. Sie sind Fenster, durch welche alle bösen Lüste hineindringen, und in den Herzen die Wollust erregen. Es werden also die Augen II) für die innerliche Beschaffenheit des Gemüths genommen. Da denn ein gutes Auge einen wohlthätigen, milden, ein böses einen neidischen, mißgünstigen Menschen bezeichnet. Es wird auch die Erleuchtung, und die dieser entgegen stehende geistliche Blindheit; alle Sorge und Bemühungen des Menschen, sie mögen auf etwas Gutes oder Böses gerichtet sein, und alle bösen Lüste, so in dem Herzen entstehen; ja jede Gelegenheit zu sündigen dadurch ausgedrückt.
§. 3. Es sind durch die Augen verführt und zur Sünde gereizt worden:
Abimelech, König zu Gemr, 1 Mos. 20, 2.
Achan, da er den babylonischen Mantel sah, Jos. 7, 21.
Ahab, da er Naboths Weinberg sah und begehrte, 1 Kön. 21, 2.
Amnon, da er seine Augen auf seine Schwester warf, 2 Sam. 13, 1.
Cham, da er auf seines Vaters Scham sah, 1 Mos. 9, 22.
David, da er die Bathseba sah, 2 Sam. 11, 2.
Die Aeltesten gegen Susanna, Sus. v. 8.
Eva, da sie die verbotene Frucht sah, 1 Mos. 3, 6.
Juda, 1 Mos. 38, 2. 15.
Holofernes wegen Judith, Jud. 10, 14. c. 12, 15.
Die Kinder GOttes, so nach den Töchtern der Menschen sahen. 1 Mos. 6, 2.
Potiphars Weib warf sie auf Joseph, 1 Mos. 33, 7.
Sichem auf die Dina, 1 Mos. 34, 2.
Simson auf die Hure zu Gasa, Nicht. 16, 1.
Pharao, 1 Mos. 12, 15.
§. 4. Ach daß wir doch Alle das: Eins ist noth, wohl beherzigten, und unsere Augen nicht lüstern auf solche Dinge schießen ließen, durch welche ein verdammtes Feuer böser Lüste kann angeblasen werden;
und vielmehr auf unsern Heiland sähen und sein: Mir nach, allezeit mit allen Kräften auszuüben suchten.
Die vornehmsten Sprüche sind:
Aber die Augen der Gottlosen werden verschmachten (sie werden vergebens ans Hülfe warten), Hiob 11, 20. c. 17, 5. c. 31, 16.
Mein Widersacher (der Satan, c. 1, 9.). funkelt mit seinen Augen auf mich, Hiob 16, 9.
Meine Freunde sind meine Spötter, aber mein Auge thränt zu GOtt, Hiob 16, 20.
Niemand ist von mir getäuscht, noch muß darum mein Auge bleiben in Betrübniß, Hiob 17, 2.
Denn die sich demüthigen, die erhöht er; und wer seine Augen niederschlägt (demüthig ist), der wird genesen, Hiob 22, 29.
Das Auge des Ehebrechers hat Acht auf das Dunkel, und spricht: Mich sieht kein Auge, und meint, er sei verborgen, Hiob 24, 15.
Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, daß ich nicht achtete auf eine Jungfrau, Hiob 31, 1.
Des Gottlosen Augen halten auf die Armen, Ps. 10, 8.
Erleuchte meine Augen, daß ich nicht im Tode entschlafe, Ps. 13, 4.
Denn du hilfst dem elenden Volk, und die hohen Augen erniedrigst du, Ps. 18, 28.
Die Gebote des HErrn sind lauter, und erleuchten die Augen, Ps. 19, 9.
Meine Augen sehen stets zu dem HErrn, Ps. 25, 15.
Laß sich nicht über mich freuen, die mir unbillig seind sind; ¶
mehr
noch mit den Augen spotten, die mich unbillig hassen, Ps. 35, 19.
Und mein Auge wird seine Lust sehen an meinen Feinden, Ps. 92, 12. Ps. 54, 9.
Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, daß sie bei mir wohnen; und habe gern fromme Diener, Ps. 101, 6.
Denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen, mein Auge von Thränen (mich in einen glückseligen Zustand gesetzt), meinen Fuß vom Gleiten, Ps. 116, 8.
Wende meine Augen ab, daß sie nicht sehen nach unnützer Lehre, Ps. 119, 37.
Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort und sagen: Wann tröstest du mich? Ps. 119, 82.
Meine Augen fließen mit Wasser, daß man dein Gesetz nicht hält, Ps. 119, 136.
Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen; wie die Augen der Mägde auf die Hände ihrer Frauen; also sehen unsere Augen auf den HErrn, unsern GOtt, bis er uns gnädig werde, Ps. 123, 2.
HErr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz, Ps. 131, 1.
Denn auf dich, HErr, HErr, sehen meine Augen, ich traue auf dich, Ps. 141, 8.
Aller Augen warten auf dich; und du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit, Ps. 145, 15.
Mein Kind, laß sie (die Weisheit) nicht von deinen Augen weichen, so wirst du glückselig und klug werden, Sprw. 3, 21.
Laß deine Augen stracks (ohne Schalks äugen) vor sich sehen, und deine Augenlieder richtig vor dir hinsehen, Sprw. 4, 25.
(Der HErr haßt) hohe Augen etc., Sprw. 6, 17.
Wer mit Augen winkt (Sprw. 6, 13.),. wird Mühe anrichten, Sprw. 10, 10. c. 16, 30.
Ein Narr wirft die Augen hin und her (sucht seines gleichen, mit denen er kann seine Bosheit ausüben), Sprw. 17, 24.
Ein König, der auf dem Stuhl sitzt, zu richten, zerstreut alles Arge mit seinen Augen, Sprw. 20, 6.
Hoffärtige Augen und stolzer Muth, und die Leuchte der Gottlosen ist Sünde, Sprw. 21, 4.
Ein gutes Auge (ein milder Mensch) wird gesegnet; denn er giebt seines Brods den Armen, Sprw. 22, 9.
Gieb mir, mein Sohn, dein Herz; und laß deinen Augen meine Wege Wohlgefallen, Sprw. 23, 26.
Der Menschen Augen sind unsättig, Sprw. 27, 20. Pred. 1, 6.
Wer seine Augen abwendet (von Armen), der wird sehr verderben, Sprw. 28, 27.
Arme und Reiche begegnen einander; aber beider Augen erleuchtet der HErr, Sprw. 29, 13.
Eine Art, die ihre Augen hoch trägt, und ihre Augenlieder empor hält, Sprw. 20, 13.
Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken, und die jungen Adler fressen, Sprw. 30, 17.
Daß dem Weisen (Pred. 8, 1. Sprw. 17, 24.). seine Augen im Haupte stehen (er handelt klüglich, Eph. 5, 10. sieht aufs Himmlische, Col. 3,1.);. aber die Narren in Finsterniß gehen, Pred. 2, 14.
Thu, was dein Herz gelüstet, und deinen (erleuchteten) Augen gefällt, Pred. 11, 9.
Denn alle hohen Augen werden geniedrigt werden, und was hohe Leute sind, wird sich bücken müssen, Esa. 2, 11. Esa. 5, 15.
Will ich heimsuchen ? die Pracht seiner hoffartigen Augen, Esa. 10, 12.
Ach, daß ich Wasser genug hätte in meinem Haupte, und meine Augen Thränenquellen wären, daß ich Tag und Nacht beweinen möchte die Erschlagenen in meinem Volk, Jer. 9, 1. v. 18. c. 13, 17. c. 14, 17.
Laß dein Schreien und Weinen, und die Thränen deiner Augen, Jer. 31, 16.
Darum weine ich so, und meine beiden Augen fließen mit Wasser, daß der Tröster, der meine Seele sollte erquicken, ferne von mir ist, Klagel. 1, 16.
Ich habe schier meine Augen ausgeweint, daß mir mein Leib davon weh thut, Klagel. 2, 11. Bar. 2, 18.
Meine Augen rinnen mit Wasserbächen über den Jammer der Tochter meines Volks, Klagel. 3, 48. 49.
Hurische Augen, so nach ihren Götzen gesehen, Ezech. 6, 9.
Das Schwert komme auf ihren Arm, und auf ihr rechtes Auge. Ihr Arm müsse verdorren (untergedrückt) und ihr rechtes Auge dunkel (mit Blindheit geschlagen) werden, Zach. 11, 17.
Wende deine Augen nicht von dem Dürftigen, auf daß er nicht über dich klage, Sir. 4, 5.
Was einer im Sinn hat, das sieht man ihm an den Augen an, es sei Gutes oder Böses, Sir. 13, 31.
Er schlägt (der Schalk) die Augen nieder und horchet mit den Schalksohren, Sir. 19, 24.
Mit einem Auge giebt er (der Narr), und mit sieben Augen sieht er, was er dafür kriege, Sir. 20, 14.
Ein hurisches Weib kennt man bei ihrem unzüchtigen Gesicht, und an ihren Augen, Sir. 26, 12.
Wer mit den Augen winkt, der hat Böses im Sinn, Sir. 27, 25.
Sondern gedenke, daß ein untreues Auge neidisch ist, Sir. 31, 14. 15.
Gieb GOtt seine Ehre mit fröhlichen Augen, Sir. 3S, 10. dem Nächsten, v. 12.
Aergert dich aber dein rechtes Auge (reizt es dich zur Sünde), so reiß es aus, und wirfs von dir (rotte die böse, durch das Auge erregte, und das Auge mißbrauchende Begierde aus), Matth. 5, 29. c. 18, 9. Marc. 9, 47.
Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib lichte sein, Matth. 6, 22. Luc. 11, 34. (Das Herz, der Wille leitet das ganze Leben und Thun; ist das Herz lauter, der Wille gut, so ist der ganze Mensch gut.)
Wenn aber dein Auge ein Schalk ist, so wird dein ganzer Leib finster sein, ib. v. 23. (Ist das Herz böse, so taugt der ganze Mensch nichts, das ganze Thun ist verdorben.)
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? Matth. 7, 3. 4. 5. Luc. 6, 41. 42. 43.
Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen etc., Matth. 13, 15. 16. Luc. 10, 23.
Habet Augen, und sehet nicht etc. Marc. 8, 18. Röm. 11, 8.
Haben Augen voll Ehebruchs, 2 Petr. 2, 14.
Salbe deine Augen mit Augensalbe, Offb. 3, 18.
Und GOtt wird abwischen alle Thränen von ihren Augen, Offb. 7, 17. ib. 21, 4. (S. Abwischen, §. 2.)
§. 5. Wenn Moses der Israeliten Auge sein soll, 4 Mos. 10, 31. so heißt das so viel als Leiter, Wegweiser. Beschützer; und so war auch Hiob, c. 29, 15. der Blinden Auge.
§. 6. Wenn GOtt, dem HErrn, in der heiligen Schrift Augen beigelegt werden, so geschieht es, um auf menschliche Weise zu reden, und wird dadurch angezeigt:
1) seine Scharfsinnigkeit und Allwissenheit;
2) seine väterliche Fürsorge und gnädige Aufsicht auf Alle, die ihn von Herzen lieb haben, 3) sein gerechter Zorn und ernstliches Gericht wider die Gottlosen, und welche seine Gebote verlassen. GOtt hat seine Augen offen, die Bösen zu strafen, die Frommen aber zu begnadigen.
Herr, neige deine Ohren, und höre, thue deine Augen auf, und siehe, 2 Kön. 19, 16. Esa. 37, 17. Bar. 2, 17. Dan. 9, 16.
Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten, Hiob 36, 7.
Seine Augen sehen auf eines Jeglichen Wege, und er schauet alle ihre Gänge, Hiob 34, 21.
Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen, du bist seind allen Uebelthätern, Ps. 5, 6.
Seine Augen sehen darauf, und seine Augenlieder prüfen die Menschenkinder, Ps. 11, 4.
Ich will dich mit meinen Augen leiten, Ps. 32, 8.
Siehe, des HErrn Auge siehet auf die, so ihn fürchten, Ps.
Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Schreien, Ps. 34, 16.
Deine Augen sahen mich, da ich noch unbereitet war, Ps. 139, 16.
Die Augen des HErrn schauen an allen Orten, beide die Bösen und Frommen, Sprw. 15, 3.
Die Augen des HErrn behüten guten Rath, Sprw. 22, 12.
HErr, thue deine Augen auf, und siehe doch, HErr, thue deine Ohren auf, und höre doch, Esa. 3?, 17.
HErr, deine Augen sehen nach dem Glauben, Jer. 5, 3.
Deine Augen stehen offen über alle Wege der Menschenkinder etc. Jer. 32, 19.
Ich will meine Augen über ihnen halten zum Unglück, und nicht zum Guten, Amos 9, 4. 9.
Deine Augen sind rein, daß du Uebels nicht sehen magst, Habac.
Ueber Jerusalem will ich mein Auge offen haben, Zach. 12, 4.
Seine Augen sehen auf die, so ihn fürchten, Sir. 15, 20.
Die Augen des HErrn sind heller, denn die Sonne, und sehen Alles, was die Menschen thun, und schauen auch in die heimlichen Winkel, Sir. 23, 28. 29.
Die Augen des HErrn sehen auf die, so ihn lieb haben, Sir. 34, 19.
Aller Menschen Werke sind vor ihm, und vor seinen Augen ist nichts verborgen, Sir. 39, 24.
Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet, 1 Petr. 3, 12.
Es ist Alles bloß und entdeckt vor seinen Augen, Ebr. 4, 13.
§. 7. Sieht GOtt Alles, straft er das Böse, und begnadet das Gute, so sollen wir an allen Orten, ¶
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auch in den dunkelsten Winkeln vor GOttes allsehendem Auge eine gebührende Scheu tragen, uns vor dem Bösen hüten, und alle Gelegenheit zu sündigen meiden, damit wir nicht in seine gerechte Strafe fallen; hingegen aber uns in aller Noth, sie sei geistig oder leiblich, auf seine Hülfe und Beistand verlassen. Denn er weiß, er sieht unsere Noth und Elend, und er hält seine Augen der väterlichen Fürsorge über uns offen, Ps. 33, 18. 19. Ps. 55, 23.