Atheismus
(vom grch. atheos,
d. i. ohne Gott oder gottlos), Leugnung des
Daseins
Gottes.
Atheist, einer der das
Dasein
eines
Gottes leugnet. Der Vorwurf des Atheismus
wird schon gegen eine Reihe älterer griech.
Philosophen erhoben, bezieht sich aber regelmäßig nur auf die Leugnung der öffentlich anerkannten
Form des Gottesglaubens. In der Zeit der
Sophisten (s. d.) wird das
Dasein der
Götter ernstlich in Frage gestellt, ohne daß
doch ein
Vertreter einer eigentlich atheistischen
Lehre
[* 2] sich angeben ließe;
Protagoras z. B. ließ das
Dasein der
Götter bloß
dahingestellt, weil «die Dunkelheit der Sache und die Kürze des
menschlichen Lebens» eine sichere
Entscheidung eben nicht gestatte.
Wissenschaftlich vertreten wurde der Atheismus
, wie es scheint, zuerst durch
den der cyrenaischen Schule angehörigen
Theodorus, und
namentlich durch Euhemerus (s. d.) gewann diese
Richtung eine gewisse
Verbreitung.
Andere
Systeme, so die materialistischen des
Democritus und
Epicurus (s. d.), leugnen nicht ein göttliches
Dasein überhaupt, sondern haben nur sehr
abweichende
Vorstellungen über die Gottheit. Auch gegen manche neuere
Philosophen ist der Vorwurf des Atheismus
mit Unrecht erhoben
worden; entschieden atheistisch ist nur der extreme Materialismus des 18. und des 19. Jahrh.
Da jedoch die
Begriffe von der Gottheit so sehr verschiedene sind, so begreift es sich, dass mancher das,
was ein anderer Gott nennt, nicht als Gott gelten lassen will und also jenen der Gottlosigkeit beschuldigt. So wird es begreiflich,
daß man dem Pantheismus eines
Spinoza,
Fichte,
[* 3] Schelling,
Hegel Atheismus
vorwarf. Bei dem engen Zusammenhange, in dem erfahrungsmäßig
der Gottesglaube mit der Sittlichkeit steht, erklärt es sich, daß nicht nur die Gottesleugnung vielfach
die Verleugnung jeder sittlichen Verpflichtung, sondern häufiger noch der sittliche
Verfall den Atheismus
hervorgerufen hat.