Asturien
,
früher span. Provinz, jetzt offiziell Oviedo (s. d.) genannt. Die Asturier sind ein starker Menschenschlag, rauh, aber mutig, tapfer, rechtlich, arbeitsam und von unerschütterlicher Gemütsruhe. Sie leiten ihren Ursprung von den Goten ab, und in der That sind sie aus einer Vermengung dieser mit den Ureinwohnern (s. unten) hervorgegangen. Sie nennen sich, wie die Leonesen, Basken etc., »alte Christen« (christianos viejos) und sprechen einen von aller arabischen Beimengung freien Dialekt (lenguaje bable genannt), den man als die Mutter des jetzigen Kastilischen betrachtet. Da sie sich übrigens nicht alle in ihren Gebirgen zu ernähren vermögen, so suchen viele ihr Brot [* 2] im Ausland als Kutscher und Bediente, als welche sie für sehr zuverlässig gelten.
Die
Bevölkerung
[* 3] Asturiens
lebt zum größten Teil in zerstreuten
Gehöften, Häusergruppen und
Weilern. Asturien
führte diesen
Namen
schon zur Römerzeit und gehörte zu Hispania Tarraconensis, umfaßte aber nicht bloß das heutige Asturien
, sondern
auch
Leon und
Valladolid bis an den
Duero. Berühmt waren die Goldbergwerke und edlen
Pferde
[* 4] des
Landes. Die
Bewohner,
Astures oder Astyres, galten für wild und roh und zerfielen in Transmontani (Bergbewohner im eigentlichen Asturien
), mit
der Stadt Ovetum
(Oviedo), und in Augustani (Bewohner der südlichen
Ebenen), mit der Hauptstadt Asturica
Augusta
(Astorga).
Die Asturier widerstanden lange mit dem
Mut und der
Kraft
[* 5] eines freiheitliebenden Bergvolks den Unterjochungsversuchen
der
Römer;
[* 6] erst um 22
v. Chr. unterlagen
sie der Übermacht des
Augustus.
Später ward Asturien
das
Asyl der
Goten, welche sich, selbst
nachdem die Araber (seit 711) fast ganz
Spanien
[* 7] überschwemmt hatten, hier behaupteten und sich mit den Asturiern vermischten.
Der gotische
Fürst Pelayo nahm mit 1000 Kriegern eine sichere
Stellung in der
Höhle von Covadonga im Asturischen
Gebirge, schlug von hier aus alle
Angriffe der
Mauren zurück, eroberte
Leon wieder und gründete ein eignes
Königreich, das
anfangs nach der Hauptstadt
Oviedo, später
Leon hieß, als der König Fruela 924 dahin seine
Residenz verlegt hatte.
Nach dem Erlöschen des Mannsstammes der alten
Könige (1037) fiel Asturien
an
Kastilien. Seit 1230 für immer
mit diesem
Reich vereint, bildete Asturien
fortan unter dem
Titel eines
Fürstentums eine
Provinz der kastilischen, dann der spanischen
Monarchie, und der jedesmalige
Kronprinz von
Spanien führte (seit 1388) den
Titel
»Prinz von Asturien
genoß früher
viele
Freiheiten vor den kastilischen
Provinzen, die selbst die strengsten
Könige
Spaniens nicht anzutasten wagten (auch die
Inquisition fand bei ihnen keinen Eingang); erst die
Revolution von 1820 hob dieselben auf, doch wurden bereits 1823 viele
derselben wiederhergestellt.