Arsenikesser.
Obwohl das
Arsen in fast allen seinen chem.
Verbindungen ein sehr heftiges
Gift ist, können doch kräftige
Personen selbst den oft wiederholten Genuß desselben ertragen, wenn es in sehr kleinen Mengen eingeführt wird, und
in
Steiermark,
[* 2]
Salzburg
[* 3] und
Tirol
[* 4] ist sogar die Unsitte,
Arsenik zu essen, ziemlich verbreitet. Die Arsenikesser
nehmen
den weißen
Arsenik (Hedri,
Hidri,
Hüttenrauch) einigemal wöchentlich nüchtern in sehr kleinen Mengen und steigern dann allmählich
die Gabe, wenn das
Gift in der gewohnten
Dosis nicht mehr wirkt. So kommen einige bis zu Gaben von 0,3 g
und darüber.
Der Zweck ist dabei, ein gesundes, frisches Aussehen, Wohlbeleibtheit, größere Ausdauer bei Anstrengungen, insbesondere beim Bergsteigen, zu erlangen, und wirklich scheint es, als ob dies wenigstens teilweise erreicht würde. Hat man sich einmal an den Giftgenuß gewöhnt, so macht jedes Aussetzen des Giftgebrauchs hinfällig und krank, so daß diese Menschen immer von neuem zu dem Gifte greifen müssen. Kräftige Naturen, wie man sie unter den Älplern findet, ertragen solche Gewohnheit oft sehr lange, ausnahmsweise bis ins hohe Alter, sofern sie darin Maß zu halten wissen; andere verfallen früher oder später dem Siechtum einer chronischen Arsenikvergiftung.