Argens
(spr. -schāng), Jean Baptiste de Boyer, Marquis d', philosoph. Schriftsteller und langjähriger Freund Friedrichs II. von Preußen, [* 2] geb. zu Aix in der Provence, trat schon früh in den Militärstand, ward 1734 bei der Belagerung von Kehl verwundet und durch einen Sturz mit dem Pferde [* 3] dienstunfähig, nahm seinen Abschied und ging, von seinem Vater enterbt, nach Holland, wo er als Schriftsteller lebte. Hier erschienen seine »Lettres juives« (Haag [* 4] 1742, 6 Bde., u. öfter, am besten Par. 1766; deutsch, Berl. 1770-83, 6 Bde.),
»Lettres chinoises« (Haag 1739, 5 Bde.; deutsch, Frankf. a. M. 1768-1771) und »Lettres cabalistiques« (Haag 1741, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1773-77, 8 Bde.), welche die Aufmerksamkeit Friedrichs II. dermaßen erregten, daß er den Verfasser zu sich nach Potsdam [* 5] einlud und 1744 zum Direktor der Akademie zu Berlin [* 6] ernannte. Bald war der Freund und tägliche Gesellschafter des Königs, der ihn seines geraden und freimütigen Charakters wegen hochschätzte und ihm in der »Correspondance entre Frédéric II et le marquis d'A.« (Königsb. u. Par. 1798; deutsch, Königsb. 1798) und in den »Œuvres posthumes de Frédéric II« (Bd. 10 u. 13) ein ehrendes Denkmal setzte.
Seit 1769 nach Frankreich zurückgekehrt, starb er unweit Toulon. [* 7] Er schrieb munter und witzig, freimütig und mit Geschmack, war aber in seinen Urteilen schwankend und unzuverlässig. Den geringsten Wert unter seinen zahlreichen Schriften haben die Romane, in deren einem (»Mémoires et lettres de Mr. le marquis d'A.«, 1735) er seine Liebeshändel erzählt. Bedeutender sind seine »Mémoires secrets de la république des lettres« (Haag 1737),
die dann späterhin als
»Histoire
de l'esprit humain« (Berl. 1765-68, 14 Bde.)
erschienen. Auch übersetzte er des Ocellus
Schrift von der Weltseele und
Julians
Fragmente wider die
Christen und begleitete
sie mit weitläufigen
Kommentaren. Außerdem schrieb Argens:
»La philosophie du
bon sens« (1737; deutsch, Bresl. 1756),
»Critique du siècle« (1756) und »Réflexions critiques sur les écoles de peinture« (Berl. 1752; 2. Ausg. unter dem Titel: »Examen critique«, 1768), worin er sich als erfahrener Kunstkenner zeigte.