Titel
Anogen
nannte Haidinger alle diejenigen
Veränderungen der Gesteine,
[* 2] die unter dem Einflüsse der
Atmosphärilien, also
an der
Erdoberfläche oder in der Nähe derselben von oben nach unten stattgefunden haben oder noch stattfinden.
Die wichtigsten anogenen
Prozesse bestehen:
1) in der Umwandlung wasserfreier in wasserhaltige Gesteine (so wird
Anhydrit durch
Aufnahme von Wasser zu
Gips),
[* 3] 2) in der
Oxydation gewisser gesteinbildender
Mineralien (so wird Spateisenstein durch
Aufnahme von Sauerstoff zu
Brauneisenstein,
Eisenkies
[* 4] zu Eisenvitriol), 3) in der
Bildung von
Carbonaten durch
Zersetzung von Silikaten, und zwar namentlich von Feldspaten. Auf diesem
Vorgange beruht die Verwitterung vieler in frischem Zustande sehr fester Gesteine, z. B.
des Granits und
Basalts; er ist deshalb von der größten Tragweite für die ganze organische Welt und ermöglicht das
pflanzliche und tierische Leben auf der Erde, da durch ihn der solide Felsengrund zu Grus, sandigem
Lehm und
Ackerkrume umgestaltet
wird. Manche Geologen nahmen Umwandlungsvorgänge an (die sog. Plutonische
Metamorphose), die in einer den anogenen
Umwandlungen
entgegengesetzten
Richtung, nämlich vom glutflüssigen Erdinnern herauf, sich bethätigen sollen, und nannten diese katogen.