Anjou
(spr. angschuh), ehemalige, von Maine, Bretagne, Poitou und Touraine umgebene Provinz des nordwestl. Frankreich, etwa 9000 qkm groß, umfaßt das heutige Depart. Maine-et-Loire und Teile von Indre-et-Loire, Mayenne und Sarthe. Die Hauptstadt war Angers (Andegavum). - Das alte ¶
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Grafengeschlecht, das von dem Lande den Namen führte, erlosch 1060; die Schwester des letzten Grafen, Gottfried II., brachte
Anjou
an das Haus Gatinais, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenet (s. d.), entsprang. Er heiratete 1128 Mathilde,
die Tochter Heinrichs I. von England; ihr Sohn bestieg 1154 als Heinrich II. den engl. Thron
[* 3] und Anjou
gehörte
nun zu den franz. Besitzungen der engl. Krone. Durch Philipp II. August ward es aber 1204 wieder für Frankreich gewonnen; 1246 wurde
Karl, der jüngste Sohn Ludwigs VIII., damit belehnt, der auch Provence und Neapel-Sicilien erwarb (s. Karl I. von Anjou
).
Diese ältere Linie von Anjou
-Neapel kam dann auch in Ungarn
[* 4] zur Regierung. Karl II. von Sicilien gab Anjou
seiner
Tochter Margarete bei ihrer Vermählung mit Karl von Valois, dem Bruder Philipps des Schönen. Dieser erhob Anjou
1297 zur Pairie.
Der Sohn Karls und Margaretens wurde 1328 als Philipp VI. König von Frankreich und vereinigte Anjou
mit der
Krone. Sein Sohn Johann verlieh Anjou
seinem zweiten Sohne Ludwig, der 1360 ebenfalls auf den Thron von Neapel
[* 5] kam und dort die jüngere
Linie Anjou
begründete. Sein Enkel René, Titularkönig von Neapel, wurde von Ludwig XI. des Herzogtums Anjou
beraubt, der es 1480 mit
der franz. Krone vereinigte. Mit Rene's Bruder Karl erlosch 1481 das Haus Anjou.
Seitdem gab es nur noch einen
Titel für königl. Prinzen ab. Heinrich III. führte ihn vor seiner Thronbesteigung, ebenso der Enkel Ludwigs XIV., der 1701 als
Philipp V. König von Spanien
[* 6] wurde. -
Vgl. Port, Dictionnaire historique, géographique et biographique de Maine-et-Loire (3 Bde., Par. 1879);
Bodin, Recherches historiques sur l'Anjou
(2 Bde., Saumur 1821-22).