Anhydride
(v. griech. anydria, »Wasserlosigkeit«),
in der Chemie Verbindungen, welche aus Hydraten, Säuren oder Basen durch Wasserverlust entstehen und durch Wasseraufnahme in dieselben übergehen. Die Metalloxyde sind die der Metallhydroxyde oder Metalloxydhydrate. Aus Calciumhydroxyd Ca(OH)2 ^[Ca(OH)2] wird durch Erhitzen Calciumoxyd CaO, aus Kaliumhydroxyd 2KOH wird Kaliumoxyd K2O , indem sämtlicher Wasserstoff mit der erforderlichen Menge Sauerstoff in Form von Wasser austritt.
Ebenso geben die
Säuren Anhydride
, z. B.
Schwefelsäure
[* 2] H2SO4 das
Schwefelsäureanhydrid SO3 , und
bei den organischen
Säuren ist die Anhydridbildung in der
Weise aufzufassen, daß an die
Stelle des durch
Metall vertretbaren
Wasserstoffs der
Säuren ein Säureradikal tritt. Aus
Essigsäure C2H3O.OH ^[C2H3O.OH] entsteht
z. B. das Essigsäureanhydrid C2H3O.O.C2H2O ^[C2H3O.O.C2H2O]; doch
kann statt des
Radikals der
Essigsäure auch das
Radikal einer andern
Säure an die
Stelle des
Wasserstoffs treten, wodurch ein
gemischtes Anhydrid entsteht.
Die Anhydride
haben den
Charakter der
Säuren oder
Basen vollständig verloren, gehen aber bei Berührung mit
Wasser oft
sehr leicht wieder in solche über.
Verbindungen, welche die
Gruppe OH mehrmals enthalten, können unter Umständen unvollständige
Anhydride
, sogen.
Anhydroxyde, bilden. Neben
Eisenhydroxyd Fe2H6O6 und
Eisenoxyd Fe2O3 bestehen
noch
Goethit Fe2H2O4 und
Brauneisenstein Fe4H6O9 .