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Indische
Handelsbank mit 11½ Mill.
Fl., die
Bank von Amsterdam
[* 3] mit 5½ Mill.
Fl. Aktienkapital u. a.
Kunst und
Wissenschaft werden in Amsterdam
mit Sorgfalt und Vorliebe gepflegt. Unter den wissenschaftlichen Anstalten sind
die königliche
Akademie der
Wissenschaften, die Reichsakademie für
bildende Künste, die
Universität (1881: 52
Lehrer und 343 Studierende),
das
Gymnasium, mehrere
Real- oder
Bürgerschulen, auch für Mädchen, die
Handelsschule, die
Gewerbeschule
für Mädchen (Industrieschool voor de vrouwelyke jeugd), eine Zeichenschule für
Kunstindustrie, das
Lehrerseminar und mehrere
geistliche
Seminare zu nennen, weiter die trefflich ausgestattete Seefahrtsschule (für
ca. 80
Knaben, seit 1785 bestehend),
das Blindeninstitut, die
Sternwarte,
[* 4] der besonders durch seine
Palmen
[* 5] und sein schönes
Victoria
[* 6]
regia-Haus
berühmte botanische
Garten
[* 7] und der an seltenen Tierexemplaren sehr reiche zoologische
Garten (seit 1838) mit dem ethnographischen
Museum, das besonders ostindische, japanische und chinesische Gegenstände sowie eine reiche
Bibliothek enthält, das
anatomische Theater
etc. hervorzuheben.
Dazu besitzt Amsterdam
zahlreiche gelehrte und andre
Gesellschaften, z. B. die
Geographische, die
Gesellschaft
Felix Meritis (seit 1777, mit Sammlungen), den Antiquarischen
Verein (mit Sammlungen von Altertümern), die
Gesellschaft der
Dichtkunst und der schönen
Wissenschaften, einen
Verein für den allgemeinen Nutzen
(Maatschappij tot nut van 't algemeen, seit
1784), der zahlreiche Filialvereine im ganzen Land hat und sich namentlich die
Bildung der untern
Klassen
zur Aufgabe stellt, die
Gesellschaft »Seemannshoffnung« (mit 600 Mitgliedern) u. a.
Unter den Kunstanstalten behauptet das Reichsmuseum, jetzt noch im Trippenhuis, die oberste
Stelle.
Diese Sammlung wird im nächsten Jahr mit andern Kunstschätzen in das bald vollendete Prachtgebäude (het Ryksmuseum) übersiedeln.
Das
Museum enthält Meisterwerke ersten
Ranges, z. B.
Rembrandts Nachtrunde und Staalmeesters, Hondekoeters
Enten,
[* 8] mehrere
Ruisdaels, van der
Helsts Schützenmahlzeit, Gemälde von Jan
Steen,
Huysum,
Dou,
Du
Jardin,
Weenix,
Berchem,
Potter,
Wouwerman, van de
Velde, Neeffs,
Rubens,
Hobbema, Jan
Steen,
Flincks Amsterdamer
Schützen u. a. Daneben bestehen das
Museum van
der Hoop (seit 1854), das
Museum Fodor (seit 1860), ein reichhaltiges Kupferstichkabinett, die historische
Galerie des Malervereins »Arti et
Amicitiae« sowie die ausgezeichnete private
Kunstsammlung von
Mr. Six.
Verschiedene
Vereine pflegen die
Musik, die, wie in ganz
Holland, deutsch ist. Amsterdam
hat drei Haupttheater und mehrere Volksbühnen.
Für die leidende Menschheit sorgen zahlreiche (über 100) meist reichdotierte Wohlthätigkeitsanstalten:
Waisenhäuser,
Armen- und
Krankenhäuser, Versorgungsorte für alte
Männer und
Frauen etc., die zum Teil
Palästen gleichen und
zusammen schon 1792 eine jährliche
Einnahme von über 2 Mill.
Fl. hatten. Außerhalb der Stadt liegt das
Zucht- und Arbeitshaus
für männliche Verbrecher; außerdem hat Amsterdam
mehrere
Spinn- und Besserungshäuser. Amsterdam
ist der Sitz eines
Tribunals erster
Instanz, eines Handelsgerichts, eines deutschen
Konsuls, des Seedepartements der
Zuidersee, der Nationalbankdirektion
und der Generaldirektion der öffentlichen
Schuld. Die Umgebung der Stadt auf der Landseite bilden
Wiesen,
Windmühlen und schöne
Villen meist neuern Ursprungs.
Geschichte. Amsterdam
war noch zu Anfang des 13. Jahrh. ein Fischerdorf
im
Besitz der
Herren van
Amstel, erhob sich aber schon gegen
die Mitte jenes
Jahrhunderts zu einem Städtchen mit städtischen
Rechten. Wegen der
Teilnahme Gysbrechts van
Amstel an dem
Morde des
Grafen
Floris von
Holland 1296 von den benachbarten Kennemers
überfallen und verwüstet, kam es bald darauf (1311) mit Amstelland an die
Grafen von
Holland, welche
der Stadt viele Vorrechte gewährten. Im 14. Jahrh. wuchs Amsterdam
namentlich durch
die
Einwanderung
Brabanter Kaufleute. Im J. 1421 brannte unter
Johann von
Bayern
[* 9] ein Drittel der Stadt ab, die sich jedoch bald
wieder erholte.
Kaiser
Maximilian I. verlieh ihr 1490 die kaiserliche
Krone als Helmschmuck ihres
Wappens. Die eigentliche
Blüte
[* 10] Amsterdams
datiert aber von dem
Abfall der
Niederlande
[* 11] (1566), welcher
Antwerpens
Größe vernichtete und eine bedeutende
Zahl achtbarer
Bürger, thätiger Kaufleute und geschickter
Handwerker, die von den Spaniern verfolgt wurden, zwang, aus
Flandern
auszuwandern und für ihren
Glauben und ihre Sicherheit eine
Freistätte zu suchen. Infolge der
Waffenruhe
(1609) und der
Stiftung der
Ostindischen
Kompanie (1602) schwang sich dann zur ersten Handelsstadt der vereinigten
Niederlande
empor (s.
oben) und wuchs so schnell, daß es 1622 bereits 100,000 Einw. zählte.
Die
Versuche des Engländers
Leicester,
[* 12] sich 1587 der Stadt durch
Verrat, und des
Prinzen
Wilhelm II., sich
ihrer 1650 durch Überrumpelung zu bemeistern, mißlangen durch die
Klugheit der beiden
Bürgermeister Hoeft und
Bitter und
schadeten, wie auch
Ludwigs XIV. drohender Eroberungszug (1672), nur wenig. Dagegen mußte sie sich 1787 den
Preußen
[* 13] und 1795 den
Franzosen unter
Pichegru ergeben. Nach dem
Untergang der
Batavischen Republik ward Amsterdam
1808
Residenz des
Königs
Ludwig
Napoleon und behauptete 1810-13 den
Rang der dritten Stadt des französischen Kaiserreichs. Unter den berühmten Männern,
die in Amsterdam
geboren wurden, zeichnen sich aus: der
Historiker Hoeft, der
Philosoph
Spinoza, der Naturforscher
Swammerdam, der Blumenmaler
Huysum, der Dichter
Bilderdijk.
Vgl. van der Vijver, Beschrijving van Amsterdam
(Amsterd. 1844, 4 Bde.);
Witkamp, in schetsen (das. 1859-63, 2 Bde.);
Ter Gouw, Geschiedenis van Amsterdam (das. 1880 ff.).