Amphitheater
bei den
Römern das zu den
Kampfspielen der
Fechter und wilden
Tiere bestimmte Gebäude. Es war ursprünglich ein
Zirkus, zu beiden
Seiten mit
Plätzen für die Zuschauer; später machte man die
Arena (s. unten) rund und führte die Bankreihen
stufenförmig hintereinander auf. Diese Bauten bestanden in der
Regel aus einer hohen, senkrechten Außenmauer oder aus mehreren
Reihen aufeinander gestellter
Arkaden, an deren innerer Seite die Sitze der Zuschauer treppenartig und auf Bogenwölbungen
ruhend umherliefen. In gewissen
Entfernungen durchschnitten
Treppen
[* 2] alle Sitzreihen von der höchsten bis zur letzten und in
gerader
Linie bis zu dem
Korridor hinab, welcher die
Bühne selbst umgab. An jedem römischen Amphitheater
war für die obersten Staatsbeamten
ein reservierter Eingang der prachtvoller als die übrigen war, und eine besondere Sitzreihe vorhanden.
Der innerste, tiefste, mittelste Raum, durch Mauerwerk von den Sitzreihen und Korridoren geschieden, bildete die Bühne, die Arena. Sie war, wie das ganze Gebäude, entweder rund oder elliptisch. Um sie herum befanden sich die Behälter für die wilden Tiere und die Aufenthaltsorte für die Kämpfer (Gladiatoren). [* 3] Die unterste Sitzreihe für die Kampfrichter mit ihren kurulischen Stühlen, an deren Seiten Liktoren standen, hieß das Podium. Hier war auch der Ehrenplatz des Spielgebers und der Vestalinnen.
Nach der
Bühne zu war das
Podium durch Gitterwerk vor jeder
Gefahr, die aus der unmittelbaren
Nähe der Kampftiere entstehen
mochte, geschützt und überdies noch durch einen breiten und tiefen
Graben von dem Kampfplatz geschieden. Zunächst dem
Podium
waren die Sitze der
Senatoren (cavea prima, auch orchestra), dann die der
Ritter (cavea media, caveae quatuordecim),
zuletzt die des
Volks (cavea summa). Um das ganze Amphitheater
zog sich oft ein Säulengang, aus dem man zu den
Treppen nach den verschiedenen
Sitzreihen (gradationes) durch
Pforten (vomitoria) gelangen konnte.
Oft war über dem untersten Säulengang noch ein zweiter, dritter oder vierter, von denen man durch
Gänge
und
Treppen zu den höhern und niedern Sitzen gelangte. Ganz
oben lief eine
Galerie rundum.
In den
Zeiten der
Republik saßen alle
Stände ohne Unterschied durcheinander, in der spätern Kaiserzeit aber wurden jeder Volksklasse besondere Sitzreihen
angewiesen und diese durch
Schranken und
Korridore (cunei) getrennt. Seit
Cäsar wurden prachtvolle Amphitheater
vom
kostbarsten
Material, mit
Statuen, Sitzen von
Marmor und
Schranken von
Bronze
[* 4] aufgeführt.
Druckwerke führten durch
Röhren
[* 5] wohlriechende
Wasser und
Essenzen in die
Höhe und ergossen sie in Nebelschauern herab. Golddurchwirkte
Teppiche spannten sich über die Sitze, um sie vor den
Strahlen der
Sonne
[* 6] oder vor dem
Regen zu schirmen.
Das erste größere Amphitheater
, das
Julius Cäsar 47
v. Chr. zu
Rom
[* 7] für seine Fechterspiele errichten ließ, war noch von
Holz
[* 8] und wurde
nach beendeten
Spielen abgetragen. Von 270 Amphitheatern
sind noch Nachrichten oder Trümmer übrig.
Nach
Plinius soll das Amphitheater
des
Scaurus von 360 Marmorsäulen getragene
Arkaden, jede 12 m hoch, gehabt und
80,000 Zuschauer bequem gefaßt haben.
Rom zählte damals neun von ungeheurem
Umfang; aber auch jede andre große Stadt besaß
ein ja die
Großen des Weltreichs bauten Amphitheater
neben ihren Landhäusern. So hatte Attilius ein
solches bei
Fidenä, und als es einst, von Zuschauern überfüllt, zusammenstürzte, sollen 25,000
Menschen unter seinen Trümmern
begraben worden sein.
Als zur Zeit des Vespasian die Darstellungen von Seeschlachten (Naumachien) aufkamen, wurde die Arena mittels Kanäle und Schleusen unter Wasser gesetzt und in einen See verwandelt. Der genannte Kaiser erbaute ein in Rom (Amphitheatrum Vespasiani), bei dessen Einweihung 5000 (nach andern 9000) wilde Tiere sich zerfleischten. Dieses Riesengebäude, das jetzt den Namen Coliseo führt, ist noch zu zwei Dritteln seines Umfangs erhalten und hat drei übereinander stehende Arkaden, deren Säulen [* 9] unten von dorischer, in der Mitte von ionischer, zu oberst von korinthischer Ordnung sind.
Aus den Sitzen faßte es 85,000 und auf der Galerie 20,000 Menschen. Es kostete ca. 45 Mill. Mk. zu bauen, und 12,000 gefangene Juden mußten dabei fronen. Sein äußerer Umfang beträgt 524 m, innerhalb 287, der längste Durchmesser 188, der kürzeste 156, die Höhe 48½ m (s. Kolosseum, [* 10] mit Abbildung). Große in Rom waren außerdem: das Amphitheatrum Balbi, in der neunten Region, dem Kaiser Augustus zu Ehren von Balbus erbaut;
das Amphitheater.
Castrense in der fünften
Region, auf dem Esquilinus,
von
Backsteinen, 80 m im
Durchmesser, wovon noch Überreste vorhanden;
das Amphitheater
Trajani, welches auf dem
Marsfeld stand, von
Hadrian abgebrochen.
Von sonstigen Amphitheatern
sind namhaft zu machen: das von
Capua, mit fast 220 m
Durchmesser,
dem
Coliseo allein an
Größe nachstehend, aber an Pracht es noch übertreffend;
das Amphitheatrum ad Ligerum unweit der Loire in Frankreich, in Fels gehauen;
das Amphitheater
zu Nemausis
(Nîmes, s. Tafel
»Baukunst
[* 11] IV«,
[* 12] Fig. 1, 2), mit Säulenreihen
dorischer
Ordnung, das von den
Goten als
Kastell benutzt ward;
das Amphitheater
zu
Placentia in Gallia cispadana, eins der geräumigsten
in
Italien,
[* 13] bei der Belagerung des
Cäcina im
Bürgerkrieg abgebrannt;
das zu Pola [* 14] in Istrien, [* 15] mit Sitzen für 70,000 Zuschauer;
das Amphitheater
zu
Verona,
[* 16] mit vier
Stockwerken, das einzige in
Italien, das noch vollständig erhalten ist.
Ruinen
von Amphitheatern
finden sich noch zu
Adria, Agrigent,
Albano,
Arezzo,
Arles,
Autun, Basel,
[* 17]
Bordeaux,
[* 18]
Brescia,
Cahors,
Catania,
Florenz,
[* 19]
Fréjus,
Gubbio,
Herculaneum,
Konstantinopel,
[* 20]
Lyon,
[* 21]
Metz,
[* 22]
Narbonne,
Neri
¶
mehr
(wohlerhalten), Nîmes, Orléans, [* 24] Otricoli, Padua, [* 25] Périgueux, Pompeji, [* 26] Pozzuoli, Sevilla, [* 27] Smyrna (wohlerhalten), Syrakus, [* 28] Trier, [* 29] Tunis [* 30] (Utica), Vienne.