Ammoniak
wird meist aus
Gaswasser,
dem
Abfall der Gasanstalten, dargestellt. Die anzuwendenden
Apparate
bedürfen der
Sicherheitsventile, um bei etwaniger
Verstopfung der Rohrleitungen
Explosionen vorzubeugen. Die
Vorlage, in welcher
das Ammoniak
vom
Wasser aufgenommen wird, muß mit einem Ableitungsrohr versehen sein, um übelriechende
Gase
[* 2] in die
Feuerung leiten
zu können. Destilliert man das
Gaswasser mit
Kalk, so erhält man einen festen Rückstand von anderweitig
zu verwendenden
Kalksalzen und eine
Flüssigkeit, die in Abzugskanäle, aber niemals in Senkgruben abgelassen werden darf.
Bei der
Darstellung von schwefelsaurem Ammoniak
, wobei man die
Gase und
Dämpfe in
Schwefelsäure
[* 3] leitet, tritt
Schwefelwasserstoff
auf, der beim Einleiten der
Gase in eine
Feuerung so viel
schweflige Säure liefert, daß diese bei großartigem
Betrieb die Umgebung stark belästigen und schädigen kann.
Beim
Verdampfen und noch mehr beim
Rösten des
Salzes entwickeln
sich übelriechende
Dämpfe, welche die
Augen stark angreifen, und
schweflige Säure. Diese
Dämpfe müssen ebenfalls verbrannt
werden.
Noch lästiger ist die
Darstellung von Ammoniak
und
Ammoniaksalzen aus gefaultem
Urin, und die
Forderung erscheint
berechtigt, solche
Fabriken aus der
Nähe bewohnter Ortschaften zu verbannen. Die festen und flüssigen Destillationsrückstände
werden als
Dünger benutzt. Bei der
Darstellung von
Salmiak durch
Sublimation von schwefelsaurem Ammoniak
mit
Kochsalz treten
schweflige Säure
und
Salzsäure auf, und man muß diese
Gase durch um so höhere
Schornsteine ableiten, je mehr man auf die
Vegetation der Umgebung Rücksicht zu nehmen hat.
Die
Darstellung von kohlensaurem Ammoniak
durch trockne
Destillation
[* 4] von
Knochen
[* 5] verbreitet so üble
Gerüche, daß sie nur in einsamen
Gegenden gestattet werden kann. Die aus den Kondensationsräumen austretenden
Gase und
Dämpfe sind zu verbrennen,
doch sind die Ableitungsrohre mit Eisendrahtbündeln zu füllen, um gefährliche
Explosionen zu vermeiden. In manchen Industriezweigen
wird statt des reinen
Ammoniaks fauler
Urin benutzt, welcher Ammoniak
enthält. Bei Benutzung dieser
Flüssigkeit entwickeln sich
sehr üble
Gerüche, und das in die
Luft gelangende Ammoniak
schädigt durch Reizung von
Augen,
Nase,
[* 6]
Schlund die
Gesundheit der
Arbeiter. Außerdem stellt sich in der ersten Zeit Widerwille gegen
Speisen ein.
Arbeiter mit
Anlage zu
Schwindsucht
sollten von diesen Betrieben ausgeschlossen werden, zumal dieselben nicht immer hinreichende
Ventilation zulassen. Vorbinden
von
Schwämmen, die mit
Essig getränkt sind, und Aufhängen von Sacktuch, welches mit verdünnter
Schwefelsäure getränkt
wurde, ist sehr geeignet, die Übelstände zu mildern.
Beim Stehen von Ammoniakflüssigkeit an der Luft zieht sie Kohlensäure an und gibt dann mit Kalkwasser einen weißen Niederschlag. Die Prüfung auf Chlor, Schwefelsäure, Kalk, Kupfer, [* 7] Blei [* 8] geschieht gewöhnlich nach Übersättigung mit Salpetersäure durch Silbernitrat (Chlor), nach Übersättigung mit Salzsäure durch Baryumchlorid (Schwefelsäure), ferner durch Ammoniumoxalat (Kalk), nach Übersättigung mit Salzsäure durch Ferrocyankalium (Kupfer). Kupferhaltiger Salmiakgeist ist in stärkerer Schicht bläulich und gibt mit Schwefelwasserstoff einen schwarzen Niederschlag, der aber auch Schwefelblei enthalten kann. Nach dem Lösen des Niederschlags in heißer Salpetersäure entsteht dann im Filtrat auf Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure ein weißer Niederschlag von Bleisulfat. Säuert man Ammoniakflüssigkeit schwach mit Schwefelsäure an und erwärmt, so ¶
mehr
machen sich brenzlige Produkte durch den Geruch bemerkbar. Den Ammoniakgehalt des Salmiakgeistes bestimmt man durch Ermittelung des spezifischen Gewichts, genauer durch Titrieren mit Normalschwefelsäure.
Vgl. Fehrmann, Das Ammoniakwasser (Braunschw. 1887);
R. Arnold, Ammoniak und Ammoniakpräparate (Berl. 1888).