Alpenglühen
(in Savoyen und Piemont «coloration» gekannt), das prachtvolle, einem Glühen ähnliche Rot, das die felsigen oder schneebedeckten Alpengipfel bei schönem Wetter [* 3] kurz vor Sonnenuntergang zeigen. Dieses scheinbare Erglühen der Alpenhöhen dauert bis nach Sonnenuntergang, worauf dann das Rot einem matten Graublau (der «teint cadavéreuse») weicht. Allein schon nach einigen Minuten beginnt ein Nachglühen («résurrection» oder «seconde coloration») jener Alpengipfel vom Gelb bis zum Fleischrot, das sich dann in mannigfachen feurigen Tinten des Rot, Purpur und Violettrot abtönt, bis endlich wieder die gewöhnliche Farbe der Berge erscheint.
Zuweilen tritt noch ein zweites, kurzes, schwaches Nachglühen auf. Das Alpenglühen
ist besonders
feurig, wenn sich am westl. Horizont
[* 4] lockere Cumuli oder Cirrocumuli befinden. Ähnlich wie die
Morgenröte nur selten so prachtvoll ist wie die
Abendröte, so zeigt sich auch das Alpenglühen
bei aufgehender
Sonne
[* 5] viel schwächer
und seltener. Das Alpenglühen
rührt zweifellos von der
Reflexion
[* 6] des
Sonnenlichts her. Letzteres ist schon wegen
des tiefen
Standes der
Sonne rötlich gefärbt; das reflektierte Licht
[* 7] wird aber noch stärker gefärbt erscheinen, da es noch
tiefere Schichten der
Atmosphäre durchdringen muß; das Nachglühen wird mit dem Purpurlicht der Dämmerung zusammenhängen.