Agram
,
[* 2] * Stadt, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, des Appellationsgerichts (Banaltafel) und der Komitatsbehörden,
liegt an den Linien
Steinbrück-Agram-Sissek der Österr.
Südbahn,
Budapest-Agram-Fiume (604 km),
Agram-Bosna-Brod (215 km) und Agram
-Czakathurn
(116 km) der
Ungar. Staatsbahnen
[* 3] und hat (1890) 37529 meist röm.-kath. kroat. E.
(5814
Wenden, 3429 Deutsche,
[* 4] 1180
Ungarn),
[* 5] darunter 1204
Griechisch-Orientalische und 1941 Israeliten.
Über die Save führt
eine eiserne Eisenbahn- und eine neue eiserne
Straßenbrücke.
Die got. St. Markuskirche in der Oberstadt ist in den letzten Jahren restauriert. Auf dem zu einem Park umgewandelten Zrinjskiplatz befinden sich die Marmorbüsten der kroat. Maler Clovio und Medulić (Schiavone), des Banus und Heerführers Frankopan und des berühmten Helden von Kisseg, Jurišić. In der Unterstadt, die sich in der Saveebene ausbreitet und der Hauptsitz des Verkehrs ist, befinden sich ferner eine evang. Kirche, ein Staatsgymnasium, eine Oberrealschule, ein Mädchenlyceum, die Staatsgewerbeschule, Gewerbeschule für Mädchen, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Webschule, der neue Centralbahnhof und das neue Landestheater (von Fellner und Helmer in Wien). [* 6]
Die Mauern und Türme, mit denen die Kathedralkirche in der Kapitelstadt umgeben ist, sollen geschleift werden. In dem erzbischöfl. Seminar ist auch die theol. Fakultät der Universität untergebracht. Die Industrie erstreckt sich auch auf Teppichweberei, Kaffeesurrogat-, Kanditen-, Papier-, Parkett- und Möbelfabrikation; eine große Aktienbrauerei sowie eine große Lokomotiven- und Waggonfabrik sind neuerdings errichtet worden. Durch die Stadt führen Pferdebahnlinien, von der Unter- nach der Oberstadt eine Drahtseilbahn.
Geschichte. Wahrscheinlich bestand ehemals an dieser
Stelle eine röm.
Ansiedelung. 1093 wurde das
Bistum
gegründet; später nahmen die
Herzöge aus dem Hause der
Arpaden, die als Proreges in Kroatien an der
Spitze der Regierung
standen, in Agram
ihren Wohnsitz und zwar auf einem zweiten Hügel (am Grič), der Residenz des
Bischofs gegenüber. Hieraus
entstand der Gegensatz zwischen oberer und Kapitelstadt. 1242 wurde von den
Tataren zerstört, bald darauf
zur königl. Freistadt erhoben. Später spielte es eine wichtige Rolle in den Kämpfen des
Hauses
Anjou gegen den letzten
Arpaden und Ferdinands von Habsburg gegen
Zápolya. Agram
ist in raschem Aufschwung begriffen und
in polit. und geistiger
Beziehung der Mittelpunkt von Kroatien und
Slawonien. -
Vgl. Monumenta historica
Liberae Regiae Civitatis Zagrabiae (Diplomata: 1093-1399), I und II, mit einer Einleitung von Tkalčić (Agram
1889
u. 1894);
Hartmanns Illustrierter Führer von Agram
(ebd. 1891);
und Umgebung. Illustrierte Ethnographie [* 7] mit Führer (ebd. 1892).