Titel
Agram
,
[* 2] ungar. Zágráb, kroat. Zagreb.
1) Komitat im NW. des Königreichs Kroatien und Slawonien, grenzt im N. an das Komitat Varasdin, im O. an Belovár und Pozega, im S. an Bosnien [* 3] und an Modrus-Fiume, im W. an Krain [* 4] und Steiermark, [* 5] wird im N. von Ausläufern der östl. Alpen [* 6] (Varasdiner Kette) durchzogen und ist größtenteils hügelig, während sich in der Mitte das Thal [* 7] der Save zu einer ausgedehnten Ebene erweitert, die sehr fruchtbar, teilweise aber auch sehr morastig ist. Im S. streifen die Ausläufer des karstähnlichen Uskokengebirges herein.
Hauptflüsse sind die schiffbaren Save und Kulpa und die
Una. Am rechten Save-Ufer liegt das 451 km lange und gegen 25 km
breite Turopoljer Feld. Der
Boden ist in den
Thälern ergiebig, sonst nur von mittlerer Güte oder unfruchtbar.
Getreide,
[* 8] Holz,
[* 9]
Wein und Obst sind die Hauptprodukte und zugleich die Hauptgegenstände des
Handels. Der Gewerbfleiß ist in
reger
Entwicklung begriffen. Das
Komitat hat 7210,04 qkm, (1890) 484 252 meist kroat. und serb. kath.
E. (2063
Ungarn,
[* 10] 5447 Deutsche,
[* 11] 10 971 Slowenen), darunter 7810
Griechisch-Katholische, 579
Evangelische
und 3264 Israeliten und zerfallt außer den
Städten Agram
,
Karlstadt,
Sissek, Kostajnica, Petrinja in die 14 Stuhlbezirke: Dugoselo,
Glina, Gorica velika, Jaska,
Karlstadt (Karlovac), Kostainica, Petrinja, Pisarovina, Samobor,
Sissek
(Sisak), Stubiaca dolnja,
Sveti Ivan-Zelina, Brginmost, Agram.
2) Königl. Freistadt und Hauptstadt des
Komitats Agram
sowie des Königreichs Kroatien und
Slawonien, 2,5
km von der Save entfernt, am Fuße des bewaldeten Agramer
Gebirges ((Sljemen Planina 1035
m), an den Linien
Steinbrück-Sissek
der Österr.
Südbahn und Zátány-Agram
-Fiume (331,7 km) der
Ungar. Staatsbahnen,
[* 12] ist Sitz des
Banus, des kroat.-slawon.-dalmatin.
Landtags, der königl. Landesregierung, der Landesfinanzdirektion, der
obersten Gerichtsbehörden (Septemviraltafel), einer
Geniedirektion, eines Platzkommandos, eines Erzbischofs (im Metropolitanverbande
mit der Erzdiöcese Agram
stehen die
Bistümer Diakovár,
Zengg-Modrus und die griech.-unierte Diöcese Kreutz [altslowenische
Sprache])
[* 13] sowie der Kommandos des 13.
Armeekorps, der 36.
Infanterietruppen-Division, 72. Infanterie-, 13.
Kavallerie- und 13.
Artillerie-Brigade
für Kroatien und
Slawonien, hat (1890) 40 268 E., darunter 36 127 Katholiken, 1397 orient. Griechen,
[* 1] ^[Abb.] ¶
mehr
737 Evangelische, 1993 Israeliten. Von der Civilbevölkerung (37 529) sind 69 Proz. Kroaten und
Serben (1100), Slowenen (15 Proz.), Deutsche (9 Proz.), Ungarn (3 Proz.). In Garnison (2739 Mann) liegen 3. und 4. Bataillon
des 53. ungar. (kroat.) Infanterieregiments «Erzberzog
Leopold», 1. und 3. Bataillon des 101. ungar. Infanterieregiments «Sergius
Alexandrowitsch, Großfürst von Rußland», und das 13. ungar. (kroat.) Korpsartillerieregiment «Prinz
Lobkowitz». Agram
besteht aus der Ober-, Unter- und Kapitelstadt, eine Einteilung, die jedoch nur histor.
Wert hat. In der Oberstadt befindet sich der Markusplatz mit dem Palast des Banus von Kroatien, die got. St. Markuskirche mit Rokokoturm, das Komitatshaus, Nationaltheater, Rathaus, die Stroßmayerpromenade mit Aussicht auf das Savethal; die zoolog. und mineralog. Abteilung des Nationalmuseums, das Staatsobergymnasium, die Staatsoberrealschule, Lehrerpräparandie und Musterhauptschule, höhere Mädchenschule, griech.-uniertes Seminar, königl. Konvikt und die erste kroat.
Sparkasse. Während des Krieges des Königs Bela IV. von Ungarn mit Ottokar II. von Böhmen
[* 15] wurde die Oberstadt
mit hohen Mauern umgeben, von denen noch einzelne Überreste sichtbar sind. An der Nordseite von Agram
sind die Ruinen von
Medvedgrad (Bärenburg), die der Agramer
Bischof Filip 1249 erbauen ließ, um das Land gegen die Einfalle des böhm. Königs
Ottokar II. zu schützen. Die Oberstadt ist im Halbkreise von der Unterstadt umgeben. Die Ilica, deren
längste Straße, ist der Mittelpunkt von Handel und Industrie; an der Ostseite endet dieselbe in den Jellachich-Platz mit dein
Standbild des Banus Jellachich, einem Meisterwerk von Fernkorn.
Der Jellachich-Platz ist der Mittelpunkt von ganz und durch eine schöne Straße mit dem Zrinski-Platz verbunden, der 1873 in einen prachtvollen Park umgewandelt wurde. An seiner Ostseite der Justizpalast im Renaissancestil, an der Südseite der Prachtbau der Akademie der Wissenschaften (1867 gegründet) von Schmidt in Wien [* 16] mit sehenswertem Hof [* 17] und großen Sammlungen (Altertümer, Münzen, [* 18] Bibliothek, Stroßmayer-Bildergalerie). Auf dem Akademieplatz die Marmorbüsten der kroat.
Maler Elovio und Medulić (Schiavone), des Generals Frangepani und ein Reiterstandbild des heil. Georg, von Fernkorn, und das chem. Laboratorium [* 19] der Universität. In der Unterstadt befindet sich außerdem die Franz-Josephs-Universität (19. Okt. 1874 eröffnet), die Bildergalerie und archäol. Abteilung des Nationalmuseums, die Kirche der griech.-orient. Gemeinde, die prachtvolle Synagoge im maur. Stil, die kroat. Escomptebank und die kroat. Kommerzialbank, zwei öffentliche Krankenhäuser, das Hauptpost- und Haupttelegraphenamt u. s. w. In der Kapitelstadt, von der Oberstadt durch den Bach Medvedšćak getrennt, befindet sich die spätgotische, im 15. Jahrh. erbaute Kathedralkirche, jetzt bis auf die im Neubau begriffenen beiden Türme völlig erneuert, die erzbischöfl.
Residenz (davor auf dem Kapitelplatz eine Mariensäule von Fernkorn und Pönninger) und das erzbischöfl.
Seminar. Nahe bei der Stadt ist der großartige erzbischöfl. Park Maximir mit prachtvollen Anlagen und der schöne Eichenwald
Dubrava, ein natürlicher Park. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Seidenwaren, Porzellan, Cognac, Essig, Branntwein,
Leder, Lederzeugen, Mehl
[* 20] und Tabak,
[* 21] der Handel besonders auf Wein und Getreide. Am 9. und sowie
in den folgenden Wochen wurde
von Erdbeben
[* 22] heimgesucht, die in der Stadt einen Schaden von mehrern Mill. Fl. verursachten,
den Dom und die Franziskanerkirche sehr beschädigten und sich über ganz Kroatien erstreckten. In einem Zeiträume von 5 Monaten
wurden in Agram
etwa 200 Erdstöße gezählt. -