Agon
(grch.) hieß bei den Griechen jeder Kampf oder Wettstreit; vorzugsweise aber verstand
man darunter Wettkämpfe und Kampfspiele bei religiösen und polit. Feierlichkeiten.
Schon das heroische Zeitalter kennt solche.
Vor
Troja
[* 2] ergötzen sich die Hellenen an gymnischen Wettübungen und feiern die Gefallenen, z. B.
Patroklos durch Kampfspiele. In der histor. Zeit beging fast jede bedeutendere griech.
Stadt regelmäßig wiederkehrende Kampfspiele, deren Ursprung meist mit dem einheimischen
Mythus verknüpft war. Mehrere derselben
erhoben sich dadurch, daß man allgemein den Griechen den Zutritt gestattete, zu Nationalfesten. Es sind dies die Olympischen,
die Pythischen in Delphi, die Isthmischen zu
Korinth
[* 3] und die Nemeischen. (S. die betreffenden Einzelartikel.)
Die
Sieger (Hieroniken) in den großen nationalen Agon
wurden hoch gefeiert und ihr Ruhm in Siegesgesängen (Epinikien)
und Werken der plastischen Kunst verherrlicht.
Die Wettkämpfe waren entweder hippische (Roß- und Wagenrennen, s. d.), gymnische
(Wettlauf oder Dromos, Ringkampf oder Pale, Faustkampf oder Pygme,
[* 4] und
Pankration, s. d.), deren
Krone
der Fünfkampf (Pentathlon, s. d.) war; endlich musische, bestehend bei den Pythischen,
Isthmischen und Nemeischen sowie vielen lokalen Festspielen in
Musik,
Gesang und Tanz, wozu vor allem bei den attischen Dionysosfesten
Wettkämpfe in dramatischen
Darstellungen kamen.
Alle Agon
gingen nach einer vorgeschriebenen Kampfordnung vor sich, über deren
Durchführung die
Agonotheten (Hellanodiken in Olympia, s. Olympische
Spiele) zu wachen hatten.
Diesen kam auch die Schlichtung von Zwistigkeiten, die Zuerkennung des Sieges und die Verteilung der Preise (Athla) zu. Die Preise bestanden entweder in Kränzen aus Oliven-, Lorbeer-, Eppichlaub, oder in wertvollen Gegenständen und Geldsummen. Die Namen der Sieger wurden in die öffentlichen Siegerverzeichnisse eingetragen. Seit der Zeit Alexanders d. Gr. verloren die großen Festspiele der Hellenen immer mehr ihre nationale Bedeutung. Die hellenische Agonistik breitete sich zwar nach allen Ländern aus, wohin griech. Kultur vorgedrungen, wie nach Kleinasien, Syrien und Ägypten; [* 5] aber sie nahm allmählich den Charakter einer gewerbmäßig betriebenen Kunst an, die mit der Zeit gewöhnlich von eigens für die Aufführung dramatischer, musikalischer, gymnischer Wettkämpfe gebildeten Genossenschaften geübt wurde. (S. Athlet.) -
Vgl. Krause, Gymnastik und Agonistik der Hellenen (2 Bde., Lpz. 1841);
Otto Jäger, Die Gymnastik der Hellenen (neue Aufl., Stuttg. 1881).