Manteltiere
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s. Tunikaten. ^[= (Tunicata Lam., Manteltiere), hoch entwickelte Seetiere, deren meist sack- oder tonnenförmiger ...] [* 3]
Manteltiere
3 Wörter, 27 Zeichen
Manteltiere,
s. Tunikaten. ^[= (Tunicata Lam., Manteltiere), hoch entwickelte Seetiere, deren meist sack- oder tonnenförmiger ...] [* 3]
(Tunicata Lam., Manteltiere), hoch entwickelte Seetiere, deren meist sack- oder tonnenförmiger Körper von einem Mantel, d. h. einer eigentümlichen, oft außerordentlich dicken, bald gallertigen, bald lederartigen oder knorpeligen Hülle, umgeben ist (s. Tafel »Mollusken und Tunikaten«). Diese wird von der eigentlichen Haut [* 5] des Tiers abgeschieden und enthält einen der pflanzlichen Cellulose ungemein nahe verwandten Stoff. Sie besitzt zwei Öffnungen, die eine zur Einfuhr von frischem Wasser mit den in ihm befindlichen Nahrungssubstanzen, die andre zur Entfernung des zum Atmen unbrauchbar gewordenen Wassers sowie der Exkremente, Eier [* 6] etc. Beide Öffnungen liegen entweder einander sehr nahe oder an den entgegengesetzten Körperenden und sind durch Muskeln [* 7] mehr oder weniger verschließbar.
Der Innenfläche des Mantels, welcher zu seiner Ernährung von Blutgefäßen durchzogen wird, liegt die Hautschicht des Tiers dicht an. Von ihr umschlossen ist im Vorderende die sehr geräumige Atemhöhle, in welcher das aufgenommene Wasser mit der in ihr befindlichen Kieme in Berührung kommt und so die Atmung vermittelt. Die Kieme selbst besteht bei vielen aus einem grobmaschigen Sack, bei andern aus einem hohlen Cylinder mit durchbrochener Wandung oder einfach aus einer dünnen, in der Atemhöhle ausgespannten Scheidewand mit vielen Lücken. In allen Fällen bewegt sich das Wasser, durch zahllose Flimmerhaare in fortwährender Strömung längs den Wandungen der Kieme erhalten, vom Vorderende weiter nach hinten, wo im Grunde der Atemhöhle der eigentliche Mund des Tiers liegt.
Die Nahrungsteilchen, welche es mitbringt, werden aber schon von der Eingangsöffnung ab durch eine besondere Flimmerrinne, welche einen zähen Schleim zu ihrer Festhaltung absondert, dem Mund zugeführt und gelangen darauf in den Magen. [* 8] Der Darm [* 9] endet durch den After entweder direkt in den hintern Teil der Atemhöhle oder in einen besondern Abschnitt derselben, die sogen. Kloake. Neben dem Darm liegt das dünnwandige, beutelförmige Herz. Das Blut wird von demselben einige Minuten in den Gefäßen in einer bestimmten Richtung vorwärts getrieben, hört dann kurze Zeit ganz zu fließen auf und zirkuliert darauf in der entgegengesetzten Richtung, so daß die kurz vorher als Arterien fungierenden Gefäße nun zu Venen werden und umgekehrt.
Das Nervensystem besteht in der Hauptsache aus einem zwischen Einfuhr- und Ausfuhröffnung gelegenen Ganglion, in dessen Nähe sich meist ein Auge [* 10] sowie ein Gehörbläschen befindet. Über die Niere ist nichts Genaueres bekannt. Die Geschlechtsorgane sind im allgemeinen einfach gebaut. Alle Tunikaten sind im anatomischen Sinn Zwitter, befruchten sich jedoch nicht selbst und haben gewöhnlich auch nicht einmal zu gleicher Zeit reife Eier und reifen Samen, [* 11] sondern vielfach erstere früher als letztern.
Außer der geschlechtlichen Fortpflanzung ist aber noch die ungeschlechtliche durch Knospung sehr verbreitet. Sie liefert Kolonien, bei welchen die Individuen häufig ganz bestimmt und charakteristisch gruppiert sind. Die Eier entwickeln sich in der Atemhöhle oder der Kloake, so daß meist die Jungen lebendig geboren werden. Bei den im Alter festsitzenden (s. Ascidien) schwärmen sie, mit einem später abfallenden Ruderschwanz versehen, noch eine Zeitlang umher, heften sich dann an und bilden unter Umständen sofort durch Knospung eine kleine Kolonie.
Bei der andern, frei schwimmenden Gruppe (s. Salpen) wechselt geschlechtliche u. ungeschlechtliche Fortpflanzung regelmäßig miteinander ab, so daß ein Generationswechsel vorliegt. Über die Stellung der im Tierreich sind die Forscher nicht einig. Früher ordnete man sie auf Grund ihres weichen Körpers allgemein den Mollusken unter, hat sie aber gegenwärtig von diesen abgetrennt und vereinigt sie entweder mit den Bryozoen [* 12] (s. d.) zu der Gruppe der Molluskoideen oder läßt sie besser ganz selbständig sein. Da sie aber aus andern Tieren hervorgegangen sein müssen, so gibt man ihnen als Vorfahren entweder die Würmer, [* 13] und zwar eine ausgestorbene Gruppe derselben, oder die Wirbeltiere.
Mit den letztern haben sie nämlich in der Entwickelung so viel Gemeinsames (vgl. Ascidien und Amphioxus), daß nahe Verwandtschaft zwischen beiden mit Recht angenommen werden darf. Indessen ist bisher noch nicht festgestellt worden, ob die Wirbeltiere von den Tunikaten oder diese von jenen abstammen. Im erstern Fall gäbe es eine stetig aufsteigende Linie: Würmer;
Tunikaten (Ascidien);
Amphioxus als ältestes Wirbeltier;
fischähnliche Wesen;
im zweiten dagegen sowohl eine absteigende: fischähnliche Wesen;
Amphioxus als erst wenig rückgebildet;
Tunikaten (Ascidien) als völlig rückgebildet, als auch eine aufsteigende: fischähnliche Wesen;
Fische etc., so daß dann die Tunikaten sozusagen einen herabgekommenen Seitenzweig des Hauptstammes der Wirbeltiere darstellen würden.
Die Tunikaten sind ohne Ausnahme Bewohner des Meers. Teils sind sie auf allen möglichen Unterlagen festgewachsen und finden sich dann sowohl an der Flutgrenze als in bedeutenden Tiefen; teils schwimmen sie auf der Oberfläche oft weit von den Küsten und in großen Scharen umher. Sie nähren sich von kleinsten tierischen und pflanzlichen Wesen, die mit dem Wasser in ihre Atemhöhle geraten und dort zum Mund gelangen. Viele unter ihnen leuchten mit prachtvollem Licht. [* 15] Fossile Formen sind bisher nicht ¶
aufgefunden worden. - Man teilt die Tunikaten in zwei große Gruppen: die meist festsitzenden Ascidien (s. d.) oder Seescheiden und die frei schwimmenden Salpen (s. d.).
Anzahl Fundstellen auf 150 begrenzen.