Die Pestalozzischen
Ideen über
Erziehung nahmen, seit er (1810) im amtlichen Auftrag der
Tagsatzung die Anstalt zu Ifferten
^[richtig:
Iferten] mit andern besucht und über sie berichtet hatte, ihn ganz für sich ein. Er starb Seine
Hauptschriften sind:
»De l'enseignement régulier de la langue maternelle dans les écoles et dans la famille« (Par.
1844, 4. Aufl. 1873, von der französischen
Akademie gekrönt; deutsch von
Pabst,
Biel 1846) und
»Cours éducatif de la langue
maternelle« (Par. 1840-48, 6 Bde.).
und beständig verbesserte Maschine
[* 11] der Begründer der jetzigen mechanischen Flachsspinnerei, da die spätern einschlagenden
Erfindungen nur Fortschritte auf dem von ihm angebahnten und praktisch verfolgten Weg sind. Er konstruierte auch einen
Röhrenkessel, eine rotierende Dampfmaschine,
[* 12] eine Dampfkanone etc. 1815 nach Österreich
[* 13] berufen, betrieb er bis 1825 eine
Spinnerei zu Hirtenberg bei Wien.
[* 14] Später leitete er das Bergwesen in Polen und starb in Paris.
Diese kam namentlich der Stadt Philadelphia schon bei seinen Lebzeiten, noch mehr aber durch sein Vermächtnis zu gute. Den
größten Teil seines ca. 40 Mill. Mk. betragenden Nachlasses bestimmte er für Errichtung des seinen Namen
tragenden Girard-College, eins der bedeutendsten und mustergültigsten Erziehungshäuser der Welt. Ein 40 Acres großes ihm
gehöriges Grundstück im nordwestlichen Teile Philadelphias bestimmte
er für die nötigen Bauten. Dieselben wurden 1834 begonnen,
und 1847 konnte die Anstalt bereits 300 Zöglinge aufnehmen, deren Zahl im J. 1890 bis auf 1600 gewachsen
ist.
Die Kosten dieses Baues, welcher vier in Marmor u. Eisen
[* 23] ohne jedes Holzmaterial hergestellte große Wohnhäuser,
[* 24] das im Stile
der Akropolis
[* 25] aufgeführte Unterrichtsgebäude und die 10 Fuß hohe Granitmauer rings um das gewaltige Grundstückin sich schloß,
betrugen nahe an 3 Mill. Doll. Nach Bestimmung Girards dürfen die Zinsen des übriggebliebenen Kapitals
von 7 Mill. Doll. nicht aufgehäuft werden, sondern müssen stets jährlich zu Neubauten und Verbesserungen Verwendung finden.
Dadurch sind nunmehr noch vier neue Prachtgebäude und ein großer Kirchenbau zur Ausführung gekommen und die Zahl der Zöglinge,
welche den besten Unterricht genießen, auf 1600 erhöht. Waisenkinder aus Philadelphia in erster Reihe,
dann solche aus dem StaatePennsylvanien und schließlich solche aus New Orleans im Alter von 6-10 Jahren finden hier Aufnahme,
Erziehung und Pflege. Sie dürfen, je nach dem Wirkungkreis, den sie erwählt haben, bis zum 18. Lebensjahr in der
Anstalt verbleiben.
Haben sie sich gut geführt, so erhalten sie bei ihrem Abgang einen wohlgefüllten Koffer mit Kleidern und Wäsche im Werte von 75 Doll.
(300 Mk.). Auch wenn sie in das werkthätige Leben getreten sind, bleiben sie dauernd unter dem Schutze der Anstalt. Damit
bei der Erziehung, resp. Bestrafung eines Zöglings keine Parteilichkeit möglich ist, hat Girard die
Handhabung des Strafgerichts nicht in die Hände der Lehrer, sondern in die des jemaligen Bürgermeisters und der Stadtväter
gelegt, welche die Kuratoren der Anstalt sind.
Der Religionsunterricht wie die Sonntagsandacht wird nicht von Geistlichen, sondern von den Lehrern erteilt
und beschränkt sich fast ganz auf Moralphilosophie. Nach einer Bestimmung des Testaments ist keinem Geistlichen irgend welcher
Religion der Eintritt in die Anstalt selbst, auch nur zur Besichtigung, gestattet. Girard wollte nicht, daß sein segensreiches
Unternehmen der Zankapfel des in den Vereinigten Staaten
[* 26] grassierenden Sektenwesens werde, welches jetzt (1890) nicht
weniger als 134 verschiedene christliche Religionssekten außer dem Judentum und der katholischen Kirche zu verzeichnen hat.
Vgl. Steph. Simpson, Life of Stephen Girard (Philad. 1832); Arey, Girard-College and his founder (1860); »Handbook of Girard-College«
(hrsg. von Scattergood, 1888).
(spr. schiráhr), 1) Firmin, franz. Genremaler,
geb. zu Poncin (Ain), kam schon in früher Jugend nach Paris, trat 1853 in eine Zeichenschule
und 1854 in das Atelier von Gleyre, wo er einige Jahre blieb. 1859 debütierte er in der Ausstellung
mit einem Historienbild (der heil. Sebastian) und sandte seitdem regelmäßig seine Bilder, die
aber erst durchschlagenden Erfolg hatten, als er sich dem Genre widmete. Sie sind, wenn auch nicht reich an Gedanken, doch
anziehend durch ihre Frische und Wahrheit und ihr glänzendes Kolorit. Die besten derselben (teilweise
prämiiert) sind: nach dem Ball (1863), die Verlobten aus der Zeit Ludwigs XIII. (1874), die ersten Liebkosungen, der Garten
der Patin, der Quai aux Fleurs in Paris, der Bärenführer und eine Hochzeit im 18. Jahrhundert (1878).
2) Noël Jules, franz. Bildhauer, geb. zu Paris, besuchte
die École des beaux-arts und war Schüler von David d'Angers und Petitot. Nachdem er bereits 1846 den großen römischen
Preis davongetragen, trat er in der Ausstellung zuerst 1849 mit einem Terrakotterelief auf und schuf später einen traubenpressenden
Winzer aus Bronze (1852), die geopferte Iphigenia (1855), die Statuen Larochefoucaulds und der Astronomie
für den Neuen Louvre (1857), eine Marmorstatue der Wahrheit für den Hof des Louvre (1864), einen Jäger aus Sandstein (1872),
die sehr wohl gelungenen Statuen der Komödie und des Dramas für das Giebelfeld der Neuen Oper und einen Christus am Kreuz
für den Friedhof in St. Denis.
(spr. schirahr),JeanBaptiste, als Franziskanermönch Père Grégoire genannt, Pädagog, geb. zu Freiburg
in der
Schweiz, trat 1781 in den Franziskanerorden, vollendete seine Studien zu Würzburg, wo er auch die Priesterweihe empfing, war
dann ein Jahr lang Professor in Überlingen und darauf Prediger in seiner Vaterstadt, seit 1799 in Bern;
1804 wurde
er Vorsteher der Primärschule in Freiburg.
Diese richtete er den Grundsätzen Pestalozzis gemäß ein, führte auch die Methode des
gegenseitigen Unterrichts ein, mußte diese jedoch Anfang der zwanziger Jahre infolge der von dem Bischof erhobenen Klagen
als «unmoralisch und irreligiös» aufgeben, legte bald
darauf sein Amt nieder und zog sich in das Kloster nach Luzern
zurück. 1827 zum Professor der Philosophie in Luzern¶
mehr
ernannt, wirkte er dort bis 1834. Er starb im Kloster zu Freiburg.
Seine Vaterstadt hat sein Andenken durch ein Bronzestandbild
geehrt. Sein berühmtestes Werk ist die Schrift«Del’enseignement régulier de la langue maternelle dans les écoles etla famille»(Freiburg
1844), eine von der Französischen Akademie gekrönte Preisschrift. Die Unterrichtsmethode,
die er darin empfiehlt, ist als die genetische zu bezeichnen. –
Vgl. O. Hunziker, Geschichte der schweiz. Volksschule, Bd. 2 (Zür.
1881).
(spr. schirahr), Jules, franz. Gelehrter, geb. zu
Paris, studierte an der Pariser Normalschule und an der Französischen Schule in Athen, war dann seit 1857 Professor
der griech. Litteratur an der Normalschule und seit 1874 an der Sorbonne. Girard ist Mitglied der Akademie der Inschriften. Er verfaßte
«Mémoire sur l’ile d'Eubée» (1852),
«DeMegarensium ingenio» und «Du caractère de l’atticisme dansl’éloquence deLysias» (1854),
«Essai sur Thucydide» (1860; 2. Aufl. 1884),
eine mit dem Gobertschen Preis ausgezeichnete Schrift; «Hypéride, savie et son éloquence» (1861),
«Un procès de corruptionchez les Athéniens» (1862),
«Lesentiment religieux en Grèce» (1868; 3. Aufl.
1887),
«Études sur l’éloquence attique,Lysias, Hypéride, Démosthène» (1874),
«Études sur la poésie grecque: Epicharme,Pindare, Sophocle, Théocrite,Apollonius» (1884).
(spr. schirahr), Philippe Henri de, franz. Industrieller und Mechaniker, geb. in
Lourmarin im Depart. Vaucluse, erfand die erste wirtlich brauchbare Flachsspinnmaschine, auf die er 1810 ein Patent nahm und
die er in der Folge vielfach verbesserte. Nach dem Sturze Napoleons ging Girard nach Österreich, wo er bis 1825 eine
Spinnerei in Hirtenberg bei Wien betrieb. Später leitete er im Auftrag der russ. Regierung das Bergwesen in Polen. Nach Paris
zurückgekehrt, starb er In Avignon wurde ihm ein Denkmal errichtet. Von seinen zahlreichen Erfindungen sind noch
zu erwähnen: ein Röhrenkessel für Dampfmaschinen,
[* 28] ein achromatisches Fernrohr,
[* 29] bei welchem die Glaslinse
durch eine Flüssigkeit ersetzt war, eine rotierende Dampfmaschine, eine Dampfkanone, ein Apparat zur Gewinnung und Eindampfung
von Runkelrübensaft.
(spr. schirahr),PierreSimon, franz. Ingenieur, geb. in Caen, wurde 1789 Ingenieur der Brücken
[* 30] und
Chausseen. In Ägypten, wohin er 1798 die Expedition Bonapartes als Mitglied der wissenschaftlichen Kommission
begleitete, stellte er wichtige Untersuchungen am Nil an. Nach Frankreich zurückgelehrt, wurde er zum Oberingenieur der Brücken
und Chausseen ernannt und mit der Ausführung des Kanals betraut, der das Wasser des Flusses Ourcq bis in ein Bassin bei Paris
ableiten sollte, welchen Bau er von 1802 bis 1820 leitete. 1815 wurde Girard Mitglied der Akademie, 1819 Direktor
der Gasbeleuchtung für Paris. Um die Mechanik machte er sich ferner verdient durch Versuche über Gesetze der Bewegungen des
Leuchtgases in langen Rohrleitungen. Er starb in Paris. Girard schrieb «Traitéanalytique delarésistance des solides etc.» (Par. 1798; deutsch bearbeitet
von Krönke, Gieß. 1803),
«Rapport des ponts et chaussées sur le projet général ducanal del’Ourcq» (Par. 1803),
«Essaisur le mouvement des eaux courantes etla figure qu’il convient de donner aux canaux» (ebd. 1804),
«Mémoires sur le canall’Ourcq et la distribution de ses eaux etc.» (ebd. 1831).
(spr. dschirahrd),Stephen, amerik. Philanthrop, geb. in der Nähe von Bordeaux als Sohn eines Kapitäns,
ging als Schiffsjunge nach Westindien,
[* 31] darauf nach Neuyork
[* 32] und ließ sich 1769 in Philadelphia als Krämer nieder. Sein durch
geschickte Spekulationen erworbenes großes Vermögen ließ er bei Lebzeiten besonders der amerik. Regierung
zu gute kommen, deren Schulden er wiederholt deckte. Bei seinem Tode, der zu Philadelphia erfolgte, hinterließ
er ungefähr 40 Mill. Dollars, von denen er 9 Mill. zu wohlthätigen Zwecken bestimmte, vor allem zur Gründung eines nach
ihm benannten großartigen Waiseninstituts, das Girard College, das in den J. 1833–48 zu Philadelphia
errichtet wurde und eine Hauptzierde der Stadt bildet. In demselben können 1600 SchülerAufnahme finden. Der Religionsunterricht
wird nur von Lehrern erteilt; kein Geistlicher, Missionar oder Prediger irgend welchen Bekenntnisses darf nach der Bestimmung
G.s die Schwelle seines Instituts überschreiten, «um die zarten Seelen der Kinder frei zu halten von dem
Gezänke der Sekten». –
Vgl. Life of St.Girard by S. Simpson (Philad. 1832);
3 km lang; in den NO.-Hang des Sommartel eingeschnitten, 3 km sö. Le Locle und 2 km w. La Sagne. Steht über die Combe Girard mit dem Einzugsgebiet des Bied du Locle in Zusammenhang. Postbureau, Telephon. 13 Häuser, 71 reform. Ew. Gemischte Quartierschule. Viehzucht. Fossilien im Eisenoolith
(Appenzell Léon Genoud, Freiburg Fritz Gerber, Bern Prof. Gerster, St. Gallen; Prof. Dr. de Girard, Freiburg Rob. Glutz, Solothurn Prof. Dr. A. Gockel, Freiburg Prof. Paul Godet, Neuenburg A. Graf, Zürich Jean Grellet, Zürich Kantonsingenieur Gremaud, Freiburg Sekretär Dr. E. Grossmann,
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