Drâpa
(Mehrzahl Drâpur; vielleicht v. drepa, »in die
Saiten schlagen«, abzuleiten), in der altnordischen Litteratur
Name für feierliche, mit allem
Schmuck der
Diktion und des
Metrums
ausgestattete Lobgedichte, meist auf
Götter,
Könige,
Jarle,
Helden, doch später auch auf
Christus,
Maria,
Heilige,
Bischöfe u. dgl. Sie sind gewöhnlich im Drottkvädi
(s.
Isländische Verskunst) abgefaßt, also
Produkte der künstlichen Skaldenpoesie.
Ihre Entstehung fällt wohl ins 9. Jahrh.,
wenn auch
Bragi der
Alte (angeblich
ca. 770-850), dem man die älteste bekannte Drâpa
(auf den dänischen König Ragnar
Lodbrok) zuschreibt, wohl ins Gebiet der
Mythe gehört. Die
Blütezeit der Drâpas
war etwa 970-1100, die letzten gehören
dem 14. Jahrh. an. Berühmt sind die »Haustlöng«
(die »Herbst-lange«) von Thiodolf um 900, die »Höfudlausn«
(»Auflösung des
Lebens«) von
Egil Skallagrimsson auf den norwegischen König Eirik Blodöx 936. Eine der letzten
ist die »Lilja«, ein
Lob der
Jungfrau
Maria, von Eystein Asgrimsson (gest. 1361). In der
»Germania«
[* 2] (Bd. 18) zählt
Th.
Möbius
alles auf, was an Drâpas
und Drâpafragmenten erhalten ist.
Sie sind meist in den
Sagas oder in der jüngern
Edda zerstreut. Die Drâpa
besteht in der
Regel aus drei Teilen.
Ein Eingang (upphaf) und
Schluß (sloemr) von meist gleich viel
Strophen rahmen den Hauptteil (stefjabalkr) ein, den ein in
bestimmter
Folge wiederkehrender
Refrain (stef) in eine Anzahl meist gleicher Teile (stefjamel) zerlegt. Die Drâpas
sind sehr
verschieden an
Umfang; man unterscheidet 20-, 30-, 40 und mehrstrophige; die »Lilja«
hat 100
Strophen. Seltener sind die
Strophen auf die drei Abteilungen gleichmäßig verteilt, in der
Regel
hat der Stefjabalkr die größere Zahl.