Cren
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Volksstamm, s. Botokuden. ¶
Botokuden
(Botocudos, Guaymores), Indianerstamm in Brasilien, [* 3] der früher Aymores genannt wurde und längs der Ostküste, in den Thälern der Serra do Mar zwischen dem Rio [* 4] Pardo und Rio Doce, wohnt. Der jetzige Name stammt wahrscheinlich von dem portugiesischen botoque (Faßspund) wegen der Holzpflöcke, die sie in der Unterlippe tragen (s. unten). Sie selbst nennen sich Engerekmung. Mit den Coroado, Puri und Malali gehören sie zu den Cren. Sie gelten für eins der wildesten der indianischen Völker Brasiliens und stehen auf der untersten Stufe menschlicher Zivilisation.
Sie sind wohlgebaut, von mittlerer Größe, stark, breit von Brust und Schultern, mit zierlichen Händen und Füßen; ihr Gesicht [* 5] hat starke Züge, breite Backenknochen, schwarze, lebhafte Augen; Mund und Nase [* 6] sind auffallend dick. Ihre Farbe ist rötlichbraun, bald heller, bald dunkler, ihr Kopfhaar schwarzbraun, die Zähne [* 7] schön geformt und weiß. Ohren und Unterlippen werden im siebenten oder achten Jahr durchstochen und in die Löcher immer größere Pflöcke gesteckt, bis sie Scheiben fassen können, welche bisweilen gegen 10 cm Durchmesser bei 3 cm Dicke haben und aus dem Holz [* 8] des Barrigadobaums, das leichter als Kork und [* 9] sehr weiß ist, gefertigt werden (s. Tafel »Amerikanische Völker«, [* 10] Fig. 20, 21). Eine andre ihnen eigentümliche Tracht ist die Haarkrone auf dem sonst glatt geschornen Kopf; im übrigen leben sie in völliger Nacktheit.
Ein Hauptcharakterzug dieses Volksstammes ist unbändige Leidenschaftlichkeit, die sie öfters zu den unerhörtesten Grausamkeiten fortreißt. Sie sind ein Wandervolk und bauen sich auf ihren Zügen durch die Wälder Hütten [* 11] von Palmblättern. Dabei sorgen sie auf ihren Gebieten für Verkehrsmittel, denn sie erbauen schwebende Seilbrücken aus Schlingreben. Einen Kultus haben sie nicht, doch fürchten sie böse Geister und verehren den Mond [* 12] als den Urheber der Schöpfung.
Ihre Geräte sind sehr einfach, ihre Waffe ein bis 2,5 m langer Bogen, [* 13] mit dem sie gewandt und sicher 1,5-2 m lange Pfeile schießen. Zur Nahrung dient ihnen alles, was das Tier- und Pflanzenreich nur irgend Eßbares und ihnen Erreichbares liefert. Auch weiche Erde pflegen sie zu genießen; früher galten sie für Anthropophagen. Ihre Sprache [* 14] ist ein besonderer, von denen der andern wilden Völker Brasiliens verschiedener Dialekt. In frühern Zeiten waren die Botokuden sehr gefürchtet; noch jetzt leben sie in beständigem Kampf mit den Brasiliern, von denen sie fortwährend die roheste und schändlichste Behandlung erfahren. Übrigens scheinen sie dem Aussterben entgegenzugehen; ihre jetzige Zahl schätzt man auf höchstens 4000.