Titel
Chlotar
(Chlotachar), Name mehrerer fränk. Könige aus dem Geschlecht der Merowinger:
1) Chlotar
I.,
Chlodwigs I. und Klothildens jüngster Sohn, erhielt 511 bei der
Teilung des
Reichs den nördlichen Teil mit
Soissons. 523 und 524 bekriegte
er mit seinen
Brüdern die
Burgunder. Als sein
Bruder
Chlodomer gefallen war, ermordete er dessen
Söhne mit
Childebert und
teilte mit diesem ihr Land.
Seinen
Bruder
Theoderich I. unterstützte er 530 gegen die
Thüringer; 532 eroberte Chlotar
mit seinem
Bruder
Childebert
Burgund, das sie sich teilten; 542 durchzog er mit
Childebert den größten Teil
Spaniens.
Als Theudeberts I. Sohn Theudebald 555 und
Childebert 558 starben, erhielt Chlotar
deren
Reiche und vereinigte
so das ganze
Frankenreich wieder in einer
Hand.
[* 2] In seinen letzten
Jahren führte er
Krieg mit den
Sachsen,
[* 3] denen er einen jährlichen
Tribut von 500
Kühen auflegte, und gegen die aufständischen
Thüringer, mußte aber auch gegen seinen Sohn Chramm, der sich
im Arvernerland empörte, zu
Felde ziehen; als er ihn besiegt und gefangen, ließ er ihn mit
Frau und
Kind
in einer
Hütte verbrennen. Wegen seiner
Sinnlichkeit kam er wiederholt in
Konflikt mit der
Kirche. Er starb 561; das
Reich wurde
darauf unter seine vier
Söhne geteilt.
2) Chlotar
II.,
Chilperichs I. und
Fredegundes letzter Sohn, kam 584, erst 4
Monate alt, unter
Vormundschaft seiner
Mutter und unter dem
Schutz seines
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Oheims, des Königs Guntram von Burgund, auf den Thron,
[* 5] nachdem ihn die Großen des Reichs als echten Sohn Chilperich anerkannt
hatten. 593 schlug der junge König den Herzog Wintrio, der als Feldherr Childeberts II. sein Reich angriff. Nach Childeberts
II. Tod nahm Fredegunde mit ihrem Sohn 596 Paris
[* 6] und die übrigen Städte in Besitz und schlug Theudebert
und Theoderich, Childeberts Söhne. Dieselben rächten sich aber nach Fredegundes Tod (597) und zwangen Chlotar
600 durch ihren Sieg
bei Dormelles, ihnen den größten Teil seines Landes abzutreten. 604 ließ Chlotar
den Majordomus Theoderichs, Bertoald, bei Arlon
überfallen, nahm den größten Teil der zwischen der Loire und der Seine gelegenen Gaue und Städte ein,
wurde aber von Theoderich bei Estampes geschlagen und zum Frieden von Compiègne gezwungen.
Nach Theoderichs Tode drang Chlotar
in Austrasien ein, welches Brunhilde für ihre Enkel verwaltete. Diese rief die Völker jenseit
des Rheins zum Beistand gegen Chlotar
auf; doch wurden dieselben von dem Majordomus Warnar, der einen Mordanschlag
der argwöhnischen Königin gegen ihn entdeckt hatte, für E. gewonnen, das Heer ging zu diesem über, und von Theoderichs Söhnen
entkam nur Childebert; Brunhilde ward grausam hingerichtet. So ward Chlotar
, ein leutseliger, frommer, aber dabei schwacher und
von seiner Umgebung, besonders den Frauen, zu jedem Greuel verführbarer Fürst, 613 Herr des ganzen Frankenreichs. 622 erhob
er seinen Sohn Dagobert zum König von Austrasien. Er starb 628.
3) Chlotar
III., Chlodwigs II. und Balthildes ältester Sohn, ward 656 nach seines Vaters Tod König der Franken unter Vormundschaft
seiner Mutter; sein Majordomus war der herrschsüchtige Ebroin. Er starb 670, etwa 15 Jahre alt.
4) Chlotar
IV., nach einigen Dagoberts II., nach andern Theoderichs III. Sohn, wurde 717 von Karl Martell gegen Chilperich II. als
Schattenkönig aufgestellt; starb 719.