Zur römischen
Kolonie erhoben, wurde es bald eine der vornehmsten und schönsten
StädteGalliens, mit
Palästen,
Wasserleitungen,
Amphitheater etc. Der Usurpator
Maximus zerstörte Cambrai 370; später wurde es von den
Vandalen und
Alanen
erobert. Durch den
Vertrag von
Verdun
[* 13] 843 fiel es an
Lothringen, 870 im
Vertrag von
Mersen an Westfranken, ward aber später wieder
mit dem deutschen Herzogtum
Lothringen vereinigt. Inzwischen war Cambrai und sein Gebiet (Cambrésis) eine
Grafschaft geworden, die der deutsche König
Heinrich 1. nach dem Aussterben der eigentlichen
Grafen den
Bischöfen von Cambrai verlieh,
und die bis zum 17. Jahrh. zum
DeutschenReiche gehörte. 1581 ward Cambrai wegen seines Anschlusses an die aufständischen
Niederlande
[* 14] von den Spaniern belagert, aber nach kurzer Zeit wieder entsetzt, worauf sich der
GouverneurJohann von
Monluc,
Herr zu Baligny, zum unabhängigen
Herrn von Cambrai machte. 1595 wurde die Stadt von neuem von den Spaniern belagert und
diesmal erobert, 1677 aber von den
Franzosen genommen und im
NimwegenerFrieden förmlich an
Frankreich abgetreten.
Von den Engländern erstürmt, war Cambrai die erste französische Stadt, welche
Ludwig XVIII. wieder empfing. Dann
war Cambrai bis 1818 das
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1) Arrondissement im franz. Depart. Nord, hat 893,34 qkm,
(1891) 197535 E., 118 Gemeinden und zerfällt in die 7 Kantone: Cambrai-Est (88,91 qkm, 23175 E.), Cambrai-Ouest (78,92 qkm, 26924 E.),
Carnières (101,78 qkm, 30980 E.), Le Cateau
[* 17] (159,18 qkm, 31052 E.), Clary (137,31 qkm, 34749 E.), Marcoing
(199,59 qkm, 24932 E.), Solesmes (127,65 qkm, 25723 E.). - 2) Cambrai, Cambray, deutsch Camerik oder Kambryk, Hauptstadt des Arrondissements
Cambrai, Festung und Kriegsplatz zweiter Klasse, 72 km südöstlich von Lille,
[* 18] in 53 m Höhe, an der Schelde, welche in drei Armen
die Stadt durchzieht, am Anfange des Kanals von St. Quentin und an den Linien Busigny-Somain, Cambrai-Belg.
Grenze (56 km), St. Just-Epehy-Douai der Franz. Nordbahn und der Lokalbahn Cambrai-Catillon (36 km), ist ein schöngebauter Ort
mit Giebelhäusern, hat (1891) 14360, als Gemeinde 24122 E., in Garnison das 1. Infanterie- und 4. Kürassierregiment,
ein schönes Stadthaus, feste, von alten runden Türmen flankierte Mauern, eine Citadelle und eine jetzt restaurierte Kathedrale
mit dem Grabmal Fénélons. Cambrai ist Sitz eines 1841 wiederhergestellten Erzbistums, eines Handels- und zweier Friedensgerichte,
einer Gewerbekammer, einer Filiale der Bank von Frankreich und des Kommandos der 2. Infanteriebrigade, hat ein
Kommunal-Collège, 2 bischöfl.
Seminare, 7 Klöster, Museum, Bibliothek (35000 Bände, 1230 Manuskripte), eine Statue von Baptiste, dem Erfinder der Batistgewebe,
ein Militärhospital, Theater, mehrere gelehrte Gesellschaften und drei Zeitungen. Die Industrie ist seit alter Zeit sehr bedeutend,
namentlich in Batistleinwand, den sog. Cambricstoffen oder Kammertuch, feinen Baumwollgeweben,
baumwollenen Spitzen und Tülls (jährlich für 8½ Mill. Frs.), Lederwaren, Zucker
[* 19] und Seife. Außerdem
bestehen Leinen- und Baumwollspinnerei, Salz- und Ölraffinerie, Bierbrauerei,
[* 20] Brennerei; Handel mit Getreide, Ölsaat, Hanf,
Hopfen, Wolle, Rindvieh, Butter, Steinkohlen und den eigenen Fabrikaten.
Cambrai, das alte Cameracum, unter den Römern eine der bedeutendsten StädteGalliens, besaß Amphitheater, Paläste und
Wasserleitungen. Es kam im 5. Jahrh. in den Besitz der Franken, deren König Ragnachar 481 - 509 hier herrschte. Später bildete
es mit seinem Gebiet (Cambrésis) eine Grafschaft, welche König Heinrich I. nach dem Erlöschen des gräfl.
Geschlechts an den
Bischof von Cambrai verlieh, und die bis zum 17. Jahrh. zum
DeutschenReiche gehörte, obwohl die Diöcese im Erzbistum Reims lag.
annahm. Um sich an Venedig zu rächen, schloß er mit Frankreich, dem Papst und Spanien 1508 die Liga von Cambrai und eroberte auch Verona, Vicenza und Triest;
13 Quellen wurden gefunden. Anzahl Quellen auf 30 begrenzen.