Der wichtigste
Paß,
[* 7] der aus
Tirol über die
Alpen in die
Provinz führt, ist der Tonalpaß (1874 m). Bewässert wird das Land
vom
Oglio, welcher im N. entspringt, das Camonicathal durchfließt und mit dem Iseosee die
West- und Südwestgrenze
bildet, ferner von dessen Nebenflüssen
Mella, welcher im Oberlauf das
Val Trompia bildet, und
Chiese, welcher den
Idrosee durchfließt
und mit seinem Mittellauf dem
Val Sabbia angehört. Das
Klima
[* 8] ist mild und gesund, die Gegend ein fruchtbares, gartenartiges
Land mit lieblichen Gebirgspartien. Die
Provinz hat (1881) 471,568 Einw. Die wichtigsten Erzeugnisse
sind:
Torf,
Marmor,
Eisenerz,
Mais,
¶
Die Hauptstadt Brescia (lat. Brixia) liegt anmutig am Fuß der Alpen, 139 m ü. M., in der großen lombardischen
Ebene am Garza und an der Eisenbahn von Venedig
[* 14] nach Mailand,
[* 15] mit Zweigbahn nach Cremona, und ist nächst Mailand die wichtigste
und reichste Stadt der Lombardei, obwohl sie vor der furchtbaren Verwüstung durch die Franzosen 1512 in noch höherer Blüte
[* 16] stand. Sie ist größtenteils regelmäßig gebaut, hat schöne, breite Straßen, viele Plätze und 72 öffentliche
Brunnen,
[* 17] welche durch einen Aquädukt vom nahen Dorf Mompiano mit trefflichem Wasser versehen werden.
Die Wälle der ehemaligen Festung
[* 18] sind in Promenaden umgewandelt; an der Nordseite liegt noch aus einem die Stadt beherrschenden
Felsen ein altes Kastell (Falcone di Lombardia). Die bemerkenswertesten Gebäude sind: der neue Dom (1604-1825)
mit herrlicher Kuppel, im Innern einfach;
daneben der alte Dom (la Rotonda), der aus dem 7. Jahrh. stammen soll, mit einer
Krypte;
die alte Afrakirche, beide mit berühmten Gemälden;
ferner das
jetzige Rathaus (Palazzo municipale oder Loggia), ein schöner Renaissancebau von 1492 bis 1574, dem gegenüber der
Uhrturm und vor letzterm das Denkmal der 1849 gefallenen Brescianer steht;
der Broletto, aus dem 12. Jahrh. (ehedem Sitz
der freistädtischen Behörden, später des Gerichts);
Das Museo patrio, in einem 1820 entdeckten antiken
Tempel
[* 20] von 72 n. Chr. (unter Vespasian) aus weißem Marmor, enthält unter andern antiken Funden eine berühmte geflügelte Viktoria,
aus Erz gegossen, 2 m hoch. Auch die Galerie Tosio (Museo civico), ein Vermächtnis des Grafen Tosio, enthält wertvolle (neuere)
Kunstschätze. Eine Cypressenallee führt zum prachtvollen, mit schönen Denkmälern geschmückten Campo santo (1825
erbaut); die Begräbnisstätten sind in der Weise der antiken Kolumbarien angelegt.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 43,354 Seelen. In industrieller Hinsicht ist Brescia besonders berühmt durch seine Seidenmanufakturen
wie durch seine Eisen- und Stahlwaren-, besonders Waffenfabriken, wovon die Stadt von alters her den Namen »Armata« führt.
Außerdem gibt es hier Gerbereien, Baumwoll- und Schafwollwebereien, Goldschmiedewerkstätten u. a. Die
vorzüglichsten Gegenstände des Handels sind die Erzeugnisse des Gewerbfleißes, sodann Wein, Getreide,
[* 21] Käse u. Kolonialwaren.
hat einen Gerichtshof, ein Handelsgericht, ein großes Krankenhaus
[* 22] (1447 gegründet), ein Seminar, ein Lyceum, zwei Gymnasien,
eine königliche technische Schule, ein Athenäum, eine öffentliche, 40,000 Bände starke Bibliothek (vom
Bischof Quirini 1750 gegründet) mit kostbaren Handschriften. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs und der Provinzialbehörden.
Brescia war unter dem Namen Brixia eine Stadt der Insubrer, dann der Cenomanen und wurde später ein römisches Munizipium. 452
von
Attila zerstört, ward die Stadt bald wieder aufgebaut, war dann im Besitz der Langobarden und teilte die
Schicksale Oberitaliens. An der Verbindung der lombardischen Städte beteiligt, kämpfte sie mit gegen FriedrichBarbarossa und
erhielt im Frieden von Konstanz
[* 23] 1183 Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. 1238 hielt sie aufs tapferste eine Belagerung durch
Friedrich II. aus. 1258 fiel sie in die Gewalt des Ezzelino da Romano. 1311 wurde sie nach mehrmonatlicher
Belagerung vom KaiserHeinrich VII. erobert und mit Niederreißung der Mauern, Schmälerung ihres Gebiets etc. bestraft.
1) Provinz in Oberitalien,
[* 27] der östlichste Teil der Lombardei, grenzt im NW. und N. an die ProvinzSondrio, im O. an Tirol und
den Gardasee, im S. an die Provinzen Mantua und Cremona, in W. an Bergamo, hat 4257,78 (nach Strelbitskij
4779) qkm, (1881) 471 568, (1892) 489 400 E. und zerfällt in 5 Kreise: Breno (57 966 E.), Brescia (221 788 E.), Chiari (75 075 E.),
Salò (59 925 E.) und Verolanuova (56
814 E.) mit 279 Gemeinden. Der südl.
Teil ist flach, der nördliche wird von den Bergamasker Alpen (s. d.), den Ausläufern der Ortler Alpen (Monte-Gleno 2852 m),
der Gruppe des Monte-Adamello (3554 m) und ihren südl. Vorbergen (Re del Castello 2883 m, Monte-Frerone 2673 m) sowie den
Ausläufern der Trientiner Alpen am Gardasee durchzogen.
Der wichtigste Alpenpaß gegen Tirol ist der Tonalpaß (1884 m). Hauptflüsse sind der im N. entspringende
Oglio, der mit dem Iseosee die Westgrenze bildet, mit den Nebenflüssen Mella (Val Trompia) und den durch den Idrosee fließenden
Chiese (Val Sabbia). In den Ebenen werden Mais, Weizen, Reis, Flachs, Wein, Oliven, Citronen (am Gardasee) und
Seide gebaut. An Mineralien
[* 28] kommen Eisenerze, Marmor und Kohlen vor. Jagd und Fischerei,
[* 29] Eisenindustrie und Fabrikation von
Seide, Wolle und Leder sind bedeutend.
2) Hauptstadt der Provinz in einer weiten, fruchtbaren Ebene am Fuße der Alpen, an den Linien Mailand-Verona, Brescia-Iseo, Brescia-Cremona
(51 km) und Bergamo-B, des AdriatischenNetzes, ist größtenteils regelmäßig gebaut und hat an der Stelle
der ehemaligen Festungswerke schöne Promenaden. An der Nordseite befindet sich noch ein festes Schloß, welches von steilem
Felsen herab die Stadt beherrscht. Dieselbe ist Sitz der Provinzialbehörden, eines Bischofs, der Stäbe der 6. Division und
der Infanteriebrigade «Livorno»
[* 30] und hat (1881) 43 354,
als Gemeinde 60 630, (1892) 66 500 E. Die Garnison besteht aus dem 1. und 2. Bataillon des 33. Infanterieregiments, dem 34. Infanterieregiment,
dem 5. Kavallerieregiment und der 1., 2., 5., 6., 7., 8. Batterie des 16. Feldartillerieregiments nebst Traincompagnie.
Unter den vielen schönen Gebäuden sind zu nennen: die prächtige, mit Statuen geschmückte alte Domkirche
La Rotonda, mit einer 83 m hohen Kuppel, der neue, 1825 fertig ausgebaute Dom aus weißem Marmor, mit kostbaren Reliquien, der
bischöfl. Palast mit einer bedeutenden, von Kardinal Querini gestifteten Bibliothek (Biblioteca Queriniana, 80000 Bücher),
der 1187 begonnene Broletto, einst Sitz der republikanischen Behörden, berühmt wegen seiner Größe und
Bauart, der marmorne Palazzo del Municipio oder della Loggia von 1484, und gegenüber der Uhrturm.
Von Denkmälern ist das der 1849 gefallenen Brescianer und das 1882 enthüllte Arnolds vonBrescia hervorzuheben. Die Funde aus
der Zeit der Römer
[* 31] sind in dem Museo Patrio vereinigt, das man an der Stelle des mitten in der Stadt 1820 aufgegrabenen
Tempels des Hercules (aus Vespasians Zeit?) oder des Jupiter mit der berühmten 2 m hohen ehernen Victoria
[* 32] errichtet hat. Der
Camposanto, seit 1815, zu welchem eine dreifache Cypressenallee führt, ist dem von Bologna ähnlich. Die von
Palladio erbauten Paläste der Familien Martinengo und Torio bergen sehenswerte Gemäldesammlungen.
Die Stadt hatte zur Zeit der venet. Republik 65 Kirchen, von denen noch kaum die Hälfte gottesdienstlichen Zwecken dient,
darunter die Madonna dei Miracoli, San Nazaro e Celso, mit Gemälden von Tizian, San Giovanni Evangelista, mit ausgezeichneten
Gemälden, und Sta. Afra. Auch bestehen daselbst Wohlthätigkeitsanstalten, ein Theater, Lyceum, mehrere
Gymnasien, das reiche Museo civico, ein Naturalien-, ein Münzkabinett, ein botan. Garten,
[* 33] verschiedene Akademien, darunter
die Academia de' Filarmonici, eine der
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mehr
ältesten in Italien,
[* 35] und eine landwirtschaftliche Gesellschaft. Ein Aquädukt führt das Wasser zu den 72 Spring- und 400 Privatbrunnen
von Mombiano her. hat vorzügliche Seidenspinnereien, Fabriken in seidenen Zeugen, Bändern, Zwirn, Barchent, Strümpfen, Mützen,
Leinwand, wollenen Decken, Hüten und andern Manufakturen in Seide, Hanf, Flachs, Wolle und Baumwolle,
[* 36] ferner
Goldarbeiterei, Öl- und Papierfabriken. Am berühmtesten sind die Eisenwaren, besonders die Messer- und Gewehrfabriken, weshalb
auch die Stadt von alters her den Namen l'armata führt. Bedeutend ist der Handel mit Seide, sowohl roher als gesponnener, mit
Wein, namentlich dem berühmten Vino-Santo, mit Flachs, Tuch, Eisen- und Seidenwaren, sowie die Spedition
und der Durchgangsverkehr.
Brescia, im AltertumBrixia, wahrscheinlich eine Gründung der Etrusker, war nach der Einwanderung der Gallier in Oberitalien die
Hauptstadt der Cenomanen. Ihre Einwohner waren Bundesgenossen der Römer gegen Hannibal. Später kolonisiert, schwang die Stadt
sich bald zu großem Wohlstande auf und wurde einer der bedeutendern Orte in Gallia Transpadana. Während
der Völkerwanderung von den Hunnen zerstört, aber bald wieder aufgebaut, fiel sie nach dem Untergange des Ostgotischen Reichs
den Langobarden, dann Karl d. Gr. zu und stand in der Folgezeit unter eigenen Grafen.
Das Volk der aufblühenden Stadt entledigte sich im 11. Jahrh. der Herrschaft des Bischofs und errang eine
freie Stadtverfassung, trat im 12. Jahrh., erfüllt von der Lehre
[* 37] Arnolds (s. d.) von Brescia, der Verbindung der lombard. Städte
gegen KaiserFriedrich I. bei und erlangte im Frieden zu Konstanz die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. Friedrich II. belagerte
die Stadt Aug. bis Okt. 1238 vergebens, 1258 erstürmte sie Ezzelino da Romano. Heinrich VII. eroberte sie 1311. Brescia kam
dann unter Robert von Neapel
[* 38] (1319), König Johann von Böhmen
[* 39] 1330 und Mastin della Scala, der es, von Venedig bedrängt, 1339 den
Visconti von Mailand überließ, von denen es 1404-21 an Pandolfo Malatesta kam; 1428 fiel es zu Venedig ab. 1509-12
war in der Hand
[* 40] der Franzosen, die es hart mitnahmen; 1516 kam Venedig wieder in seinen Besitz. 1796 entriß Bonaparte den Venetianern
und schloß daselbst mit Neapel Waffenstillstand. 1797 ward Brescia zur Cisalpinischen Republik geschlagen, 1799-1800
von den Österreichern beherrscht, kam dann an die ital. Republik und das
Königreich Italien und 1815 wieder an Österreich.
An der Erhebung 1848 nahmen die Brescianer den lebhaftesten Anteil. Schon im März ergriffen sie bei den ersten Nachrichten
von den Ereignissen in Mailand die Waffen
[* 41] und nötigten die österr. Garnison zu kapitulieren. Die Stadt begünstigte jedoch,
im Gegensatz zu den Mailänder Republikanern, lebhaft den Anschluß an Piemont. Nach der Schlacht von
Custozza und der Kapitulation von Mailand teilte sie das Schicksal der übrigen lombard. Städte. Im März 1849 war Brescia die
einzige größere Stadt der Lombardei, die sich gegen die österr.
Herrschaft erhob, und wurde nach der Niederlage der Piemontesen bei Novara zuerst von Nugent, der hier fiel,
dann 30. März von Haynau mit 3800 Mann angegriffen. Die Bewohner verteidigten sich bis zum Mittag des 2. April, zum Teil zwischen rauchenden
Ruinen. Haynau gewährte Schonung des Lebens und Eigentums, befahl aber ein grausames Vorgehen gegen die eroberte Stadt und
legte eine Kontribution von mehr
als 6 Mill. Lire auf. Im ItalienischenKriege von 1859 stand Brescia wieder
auf seiten Piemonts, an das es mit der übrigen Lombardei abgetreten wurde. -
welches, in englischer Sprache geschrieben, täglich in Paris ausgegeben wurde. Dasselbe war von ihrem aus Brescia abstammenden Vater 1814 gegründet worden; nach dessen Tod (1821)
Ortschaft in der ital. Provinz Brescia, Kreis Chiari, am Oglio und der Eisenbahn Venedig-Mailand, mit Burgruinen, lebhafter Seidenzucht und Seidenspinnerei, Fabrikation von hydraulischem Kalk und
Leder und Lederwaren liefern Turin, Mailand, Brescia, Parma, Modena
Livorno und Catania. Die Glaskunstindustrie
(s. d.) hat jetzt ihre frühere Bedeutung wieder erlangt; unerreicht sind die Fabrikate der Perlen-, Mosaik- und Schmelzfabriken zu Venedig und Murano (4580 Arbeiter)
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