[* 2] ein zur Zeit des amerikanischen Freiheitskampfes erfundenes
Kartenspiel. Es wird mit Whistkarte unter vier
Personen gespielt; eine zweite
Karte dient zum Farbemachen. Das aufgedeckte
Blatt
[* 3] gibt die beste
Farbe an. Ist es z. B. rot,
so ist die andre rote
Farbe die zweitbeste, und die beiden schwarzen stehen in dritter
Reihe. Der
Wert derKarten ist der natürliche, und die vier höchsten
Blätter werden als
Honneurs bezahlt, wie im
Whist. Jeder erhält 13
Blätter
in zwei oder drei Würfen.
Die Vorhand meldet nun, wieviel
Stiche sie zu machen glaubt, wobei fünf (Boston) das Niedrigste ist. Die
Farbe, in der sie spielen will, sagt sie aber erst dann an, wenn ihr das
Spiel gelassen ist. Die Hinterhand kann entweder mit
gleicher Stichzahl in höherer
Farbe oder mit größerer Stichzahl überbieten. Spielt man, wie es meist der
Fall ist, allein,
so muß
man es gleich melden, widrigenfalls man nicht mehr das
Recht hat, einen andern, welcher
»Whist«
sagt, d. h. sich zum
Gehilfen anbietet, zurückzuweisen.
Alles dies sind
Spiele, wo es darauf ankommt, keinen
Stich zu machen. Bei
PetiteMisère legt der
Spieler eine
Karte weg, bei
Misère
troquante vertauscht er eine aus der
Hand,
[* 5] bei
Misère à quatre as zeigt er vier
As auf und braucht dann nur
die drei letzten
Stiche zu bedienen; bei
Révolution decken alle vier die
Karten auf, und drei beraten sich, wie dem
Spieler
ein
Stich beizubringen sei. Es erhellt, daß
Misère à quatre das am leichtesten zu gewinnen ist.
Noch wird
im Fall, daß alle
vier gepaßt haben,
Misère générale gespielt, wobei derjenige verliert, der die meisten
Stiche bekommt.
Der Kartengeber setzt stets vier
MarkenStamm; hinzugerechnet wird ein
Block, den man verschieden (meistens wohl 12 oder 24)
spielt.
Wer ein
Spiel gewinnt, zieht
Block und
Stamm und setzt 2 für den
Rock
(Rocambole) ab.
Wer ein
Spiel verliert, zahlt
Bete.
Der
Rock geht nach dem dritten gewonnenen
Spiel, und es setzt zu ihm ein jeder einen
Block von 12 als
Extra-Bete.
Wer auf den
Rock gewinnt, zieht (außer der Bezahlung für sein
Spiel) alles ein, was im
Pot steht; wer darauf verliert, setzt
doppeltes
Bête und zwar 1) die viermal 12, welche für den
Rock zu zahlen sind, 2) die 10, welche den
Rock bilden, 3) die vier für den
Stamm und 4) etwa gesetzte
Passer, also mindestens 62. Auf den
Rock darf man nicht allein spielen,
sobald sich ein
¶
mehr
»Whist« meldet. Auch müssen auf den Rock mindestens 6 Stiche in der besten Farbe oder 7 in einer andern gemeldet werden.
[* 2] (spr. bost'n), 1) alte Stadt in Lincolnshire (England), 8 km oberhalb der Mündung des Witham in das Wash, mit
vielen Kirchen, darunter die von St. Botolph mit 85 m hohem Turm,
[* 7] ein gotischer Prachtbau, und (1881) 14,932
Einw. Die Industrie liefert landwirtschaftliche Geräte, Ölkuchen, Federn und Tabak.
[* 8] Schiffe
[* 9] von 400 Ton. gelangen mit der Flut
bis zur Stadt, und der Handel mit dem Norden
[* 10] Englands sowohl als mit Holland ist von einiger Bedeutung. Auch der Fischfang wird
emsig betrieben. Doch war Boston früher bedeutender. Schon die Römer
[* 11] hatten hier ein Castrum, und im Mittelalter,
namentlich im 11. Jahrh., konkurrierte die Stadt mit London
[* 12] (jetzt nur 59 Schiffe von 2997 Ton.). Die Hanseaten hatten damals
hier einen Kaufhof.
2) Hauptstadt des nordamerikan. StaatsMassachusetts, eine der größten, ältesten Städte und wichtigsten
Handelshafen der Union, liegt im Innern der Massachusettsbai, nordöstlich von New York, größtenteils auf einer 5 km langen
und 1, 6 km breiten Halbinsel, welche ehedem nur durch eine schmale Landzunge(BostonNeck) mit dem Festland verbunden war, die
durch Ausfüllung zu beiden Seiten jetzt zur Breite
[* 13] der Halbinsel herangewachsen ist (s. Plan). Nordwestlich
von der Halbinsel fließt der breite CharlesRiver, Boston von Cambridge und Charlestown trennend; südwestlich davon drängt sich
die Südbai, ein Teil des Hafens, in die Stadt ein.
Das ganze Terrain der Stadt ist uneben. Aus der Halbinsel selbst erheben sich drei Hügel (daher der alte Name Tremont), von
denen Beacon Hill 45 m hoch ist. Im S. liegen die malerischen Dorchester Heights (40 m) und ParkerHill in Roxbury (70 m). Der
alte Teil der Stadt, ursprünglich ohne System angelegt und dem Terrain angepaßt, hat viele enge und krumme Straßen und hat
auch nach dem großen Brand 1872, der 800 Häuser in Asche legte, seinen Charakter bewahrt. In den neuern
Stadtteilen sind indes die Straßen breit und gerade.
Washingtonstreet ist Hauptverkehrsader für den Kleinhandel, Statestreet ist Sitz der großen Banken, Pearlstreet der Schuh-
und Stiefelhändler, während die 82 m breite, in der Mitte mit Bäumen besetzte Commonwealth Avenue eine
der schönsten Straßen der Stadt ist. Im eigentlichen Herzen der Stadt liegen die ehemalige Gemeindewiese (Boston Common), jetzt
reizender Park, und die öffentlichen Gärten, zusammen 28 Hektar groß. Hier stehen ein Kriegerdenkmal, Th. Balls Reiterstatue
Washingtons, StorysStatue E. Everetts und ein Denkmal zur Verherrlichung der Entdeckung der anästhetischen
Eigenschaften des Äthers.
zahlreichen Kirchen der Stadt ist die protestantisch-bischöfliche Christuskirche (1722 erbaut) die älteste, die katholische
Kathedrale, ein gewaltiger gotischer Bau mit 97,5 m hohem Turm, seit 1867 errichtet, die schönste. Die öffentlichen Gebäude
sind meist aus Granit ausgeführt. Unter ihnen ragen hervor: das Staatenhaus (StateHouse), 1798 vollendet, mit vergoldeter
Kuppel, unter der ChantreysStatueWashingtons steht, während BildsäulenDan. Websters und Horace Manns vor
dem Gebäude aufgestellt sind; die neue CityHall,
[* 18] 1865 vollendet, mit einer StatueFranklins vor derselben; das großartige
Postamt und das 1837-49 erbaute Zollamt.
Die Bevölkerung,
[* 21] welche 1790: 18,038, 1850: 136,881 betrug, belief sich 1880 auf 362,839 Seelen, einschließlich
von 7396 Deutschen und 64,793 Iren. In religiöser Beziehung teilt sich diese Bevölkerung, wie auch sonst in Amerika, in zahlreiche
Gemeinden der verschiedensten Richtung, unter denen die freien religiösen Anschauungen huldigenden Unitarier eine hervorragende
Stelle einnehmen. Boston war seines Reichtums wegen von jeher berühmt und verdankt denselben vorzugsweise
seinem Handel, wofür es durch seine Lage an einem vorzüglichen Hafen, den Kanäle und Eisenbahnen mit allen Teilen des gewerbthätigen
Neuengland in Verbindung setzen, vorzüglich begünstigt ist.
Seine Handelsbewegung mit dem Ausland hat sich seit 1868 mehr als verdoppelt und betrug 1883-84 für die Einfuhr 65,865,551
Doll. (davon deutsch 1,999,727 Doll.), für die Ausfuhr 63,497,829 Doll. Regelmäßige Dampferlinien verbinden
Boston mit Liverpool,
[* 22] Antwerpen,
[* 23] New York und andern Häfen Amerikas, und die Handelsverbindungen der Bostoner Kaufleute erstrecken
sich bis nach Rußland und Ostindien.
[* 24] Vom Ausland liefen 3018 Schiffe von 1,416,231 Ton. ein, dorthin gingen 2850 Schiffe von
1,305,172 T.; die Küstenschiffahrt ist fast ebenso bedeutend.
Zum Hafen gehörten 898 Fahrzeuge von 270,159 T. Zur Ausfuhr gelangen namentlich Manufakturwaren, Fleischwaren, Fische,
[* 25] Mehl,
[* 26] Vieh und Eis.
[* 27] Auch in Bezug auf Industrie behauptet Boston einen hervorragenden Rang. In seinen 3521 gewerblichen Anstalten waren
1880: 113,626 Arbeiter beschäftigt. Es bestehen namentlich Kleider- und Stiefelfabriken, Gießereien und
Maschinenbaustätten, Druckereien, Schlächtereien, Zuckersiedereien, Teppichfabriken, Gerbereien, Brauereien, Orgel- und Pianofabriken,
Gummifabriken u. dgl. In der Umgegend leuchten
zahlreiche Hochöfen, Eisen- und Stahlhütten.
Insgesamt schätzte man den Wert sämtlicher gewerblicher Produkte auf fast 123,4 Mill. Doll. Zahlreich sind die Wohlthätigkeitsanstalten.
Neben drei größern Krankenhäusern findet man eine 1831 gegründete Blindenschule (Perkin's Institution),
eine Taubstummenanstalt, eine Anstalt für Blödsinnige, ein Irrenhaus und eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher,
beide letztere auf DeerIsland im Hafen gelegen. Boston betrachtet sich nicht mit Unrecht als Sitz der Intelligenz in der Neuen Welt,
wenn es auch keinen Anspruch darauf macht, wie Spötter wollen, die »Nabe des Weltalls« (hub of the universe)
zu sein.
Seine Einwohner sind in der That feiner gebildet und von größerer geistiger Regsamkeit als die der Mehrzahl amerikanischer
Städte. Das städtische Schulwesen ist vorzüglich geregelt, und in der nahen Harvard University (s. d.) und in seinen eignen
zahlreichen Vereinen und Anstalten besitzt die Stadt zahlreiche Mittelpunkte anregenden geistigen Verkehrs.
Die medizinische Fakultät der Harvard-Universität hat in Boston ihren Sitz, und außerdem besteht die methodistische Boston-Universität
(1869 von I. ^[Isaac ] Rice ^[richtig: Rich] mit 2 Mill. Doll. gegründet) mit Schulen für Rechtspflege, Gottesgelahrtheit und
Musik.
Boston wurde 1630, wo sich John Winthrop mit seinen Genossen hier niederließ, gegründet und zuerst nach drei kleinen Erhebungen
Tremont oder Trimountain benannt, ein Name, der von Dichtern und Rednern noch jetzt zuweilen gebraucht wird, erhielt
aber später zu Ehren eines aus in England eingewanderten Geistlichen seine jetzige Bezeichnung; der indianische Name der Halbinsel
war Shawmut. Historisch ist Boston vornehmlich dadurch berühmt, daß in ihm die amerikanische Revolution zum Ausbruch kam.
Schon stießen Bürger und Soldaten zusammen (Boston Massacre), dann ereignete sich 1773 der bekannte
»Bostoner Theesturm« (tea-riot). Am ward die Schlacht von Bunker Hill geschlagen, zu deren Gedächtnisman in der
Vorstadt Charlestown ein Monument, gleichsam das Wahrzeichen von Boston, errichtete. Endlich im März 1776 wurden die britischen
Truppen durch die auf den Höhen von Dorchester aufgestellten Batterien gezwungen, Boston zu verlassen, und die
Amerikaner besetzten die Stadt. JohnHancock, der zuerst die Unabhängigkeitserklärung unterschrieb, war ein Bürger von und
BenjaminFranklin war hier geboren. Am war hier vor dem Hafen ein Seegefecht, worin die Briten eine Unionsfregatte
eroberten. Auch in der Antisklavereibewegung standen Bostoner Bürger immer voran. 1869 wurde in Boston (15.-19.
Juni) das »Friedensjubiläum« gefeiert, und Ende 1882 fand eine größere
internationale Industrieausstellung statt.
Vgl. Shurtleff, Description of Boston (2. Aufl., Boston 1875);
[* 2] ein Gesellschaftsspiel, das unter vier Personen mit der vollständigen franz. Karte gespielt wird. Jeder Teilnehmer
empfängt in zwei Würfen 13 Blätter, und die Vorhand bestimmt aus einem vorgemischten zweiten Spiele durch Abheben und Aufschlagen
des untersten Blattes die «beste» oder à-tout-Farbe. Die ihr verwandte, z. B.
Coeur, wenn Carreau aufgeschlagen wurde, heißt die «gute»,
die ihr entgegengesetzte, also in diesem Falle Pique und Trefle, die «schlechte» Farbe.
Das von der Vorhand angesagte niedrigere Spiel kann durch den zur Linken folgenden Teilnehmer mittels Erbieten
zu einem höhern übernommen werden. Die einzelnen Karten haben dieselbe Geltung wie bei dem Whist, wie denn überhaupt der
innere Gang
[* 31] des Boston diesem ähnelt. Gewinn und Verlust berechnen sich nach der Art der gewählten Tour, desgleichen, wenn nicht
Misère gespielt wurde, nach der Farbe. Wegen der vielen hierbei zu beobachtenden Vorschriften hat man
eigene Tabellen der für jede Spielart zu fordernden Zahl von Marken (fiches). Das Spiel stammt ans Nordamerika,
[* 32] bezieht sich
auf den Freiheitskrieg der Nordamerikaner gegen England und führt seinen Namen nach der Stadt Boston, dem Wohnorte Franklins. Als
Franklin nach Frankreich kam und hier das Interesse an der amerik. Revolution rege ward, fand auch das
amerik. Spiel Eingang, dessen Kunstausdrücke sich auf jene Begebenheit beziehen.
[* 2] (spr. boßt'n), Municipalstadt, Parlamentsborough und Seehafen in der engl.
Grafschaft Lincoln, an beiden Ufern des von einer eisernen Brücke
[* 33] überspannten Witham, dessen nahe Mündung
in den Washbusen einen sichern, nur durch die sog. Boston-Untiefe behinderten Hafen bildet, hat (1881) 14932 E., eine St. Botolphskirche
(die größte flügellose Kirche Englands mit 91 m hohem Turme), eine Lateinschule, Freischule, Handwerkerinstitut, Bibliothek,
Theater,
[* 34] Markthalle, Schiffswerfte, Fabrikation von Segeltuch, landwirtschaftlichen Geräten und Leder, Eisen- und Messingwerke,
Brauereien und sehr bedeutende Viehmärkte. an der Stelle des 870 von den Dänen zerstörten Klosters des
heil. Botolph entstanden, hat gegen früher an Bedeutung verloren.
[* 2] (spr. boßt'n), Hauptstadt des nordamerik. Staates Massachusetts und des County Suffolk, liegt unter 42°21'5”
nördl. Br. und 71° 4' westlich non Greenwich, an der Mündung des Charles-River in die Boston- oder
Massachusettsbai des Atlantischen Oceans und hat (1890) 448477 E.
Anlage, Straßen, Denkmäler. Boston bedeckt eine Fläche von 9564 ha. und besteht aus mehrern verschiedenartigen Teilen. Der älteste
und größte Teil auf einer Halbinsel südlich des Flusses ist Geschäftsstadt mit zum Teil engen und gewundenen
Straßen und macht in seiner Bauart mehr den Eindruck einer europ. Großstadt als einer
jungen amerik. Schöpfung. Die Hauptverkehrsstraßen sind
Harrison-Avenue, Washington-Street und Shawmutt-Avenue; ein Brennpunkt
des Getriebes ist Haymarket-Place.
In der Mitte der Stadt liegt das Common, ein großer mit Denkmälern geschmückter Part; daneben ein öffentlicher Garten
[* 35] mit Teich und dem Washington-Denkmal; von hier aus durchzieht zwischen Anlagen die breite Commonwealth-Avenue
das vornehme Viertel West-Bostons. Im SW. des eigentlichen Boston schließt sich Highland, früher Roxbury, mit dem BackBay-Park,
im SO. South-Boston, das alte Dorchester-Neck an, das durch die vielfach überbrückte South-Bay getrennt wird.
Auf dem linken Ufer des Charles-River liegt Charlestown mit der großen Kriegswerft der Union, einem Trockendock
von 164 m Länge und dem 67 m hohen Granitobelisken zum Andenken an das Treffen am Bunkershill. Dem alten Boston gegenüber liegt,
durch Dampffähren erreichbar, East-Boston. Thatsächlich zu Boston gehörig sind die StädteCambridge (s. d.) und Chelsea (s. d.),
ersteres am linken Ufer des Charles-River, oberhalb Charlestown, letzteres zwischen Mystic- und Chelsea-River
im innersten Winkel
[* 36] der Bai. Außerdem sind rings um Boston zahlreiche Vorstädte (wie Brookline mit 12103, Sommerville mit 40152 E.)
erstanden, deren Einverleibung nur eine Frage der Zeit sein kann. Groß-Boston hat in diesem Sinne 598669 E. Der
Hafen hat an dem engen Eingänge viele Untiefen, ist aber durch zahlreiche zum Teil befestigte Inseln vor Winden
[* 37] geschützt, bietet 500 großen
Schiffen hinreichend Platz und ist mit Lagerhäusern, Werften und Docks aller Art ausgestattet.
Gebäude. Die Stadt hat etwa 150 Kirchen und 4 Theater. Das 1804 gegründete Athenäum besitzt eine Gemälde-
und Skulpturengalerie und eine Bibliothek. Die Faneuil-Halle, Geschenk von Peter Faneuil, einem Hugenotten, wurde, weil schon
während der Revolutionszeit zu öffentlichen Versammlungen benutzt, «die Wiege der amerik. Freiheit» genannt. Die Musikhalle
besitzt eine prachtvolle Orgel und eine StatueBeethovens. Ferner sind zu nennen das Staatshaus von Massachusetts mit
seiner goldenen Kuppel, das Stadthaus, Zollhaus, Tremont-Hotel, die Börse, Post, die Hallen der Freimaurer und Odd-Fellows,
der Quincy-Markt, das Massachusetts- und Stadthospital, das Museum der schönen Künste und der Society of Natural History.
Bildungswesen. Unter den höhern Bildungsanstalten sind hervorzuheben die 1869 von J. Rich mit 2 Mill. Doll. gestiftete
Rich-Universität, das 1861 gegründete technolog. Boylston-Institut und das 1863 von den Jesuiten organisierte Boston-College.
Auch die bedeutendste Bildungsanstalt der Union, die Harvard University in Cambridge (s. d.), ist hier zu nennen. Der Buchhandel
ist bedeutend; einige der wissenschaftlichen Zeitschriften sind von Einfluß, die Zeitungen, zum Teil von überaus starker
Verbreitung, haben nur lokale Bedeutung.
auch Sitz vieler wissenschaftlicher Gesellschaften, hat von jeher viel für Bildungs- und Erziehungszwecke gethan (über 400 Schulen)
und wird zuweilen «das amerik. Athen»
[* 38] genannt. Das Lowell-Institut zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, namentlich durch
Vorlesungen wurde 1836 durch J. Lowell gestiftet. Die Stadtbibliothek (Public Library) mit 556283 Bänden ist
eine der besten Bibliotheken der Vereinigten Staaten. Unter den wohlthätigen Anstalten sind die Howeschen Blinden- und Taubstummeninstitute
besonders hervorragend.
¶
mehr
Handel, Industrie und Verkehr. Vorwiegend ist Boston Kaufmannsstadt und verdankt sein Aufblühen namentlich dem Handel, besonders
mit Asien,
[* 40] und der Industrie. Boston ist nach Neuyork
[* 41] der bedeutendste Einfuhrhafen und nach Neuyork und Neuorleans der bedeutendste
Ausfuhrhafen der Union. 1892 betrug der Wert der Einfuhr 75593561 Doll., darunter: Zucker
[* 42] und Melasse
14,02 Mill., Wolle und wollene Waren 13,01 Häute und Felle 7,7, Chemikalien 4,6, Hanf und Flachs 3,2, Lumpen 0,9, Maschinen 1,98,
Früchte 1,9, Baumwolle
[* 43] und baumwollene Waren 2,69, Gummi 0,99 Mill. Doll. Der Wert der Ausfuhr betrug 88805203 Doll.,
darunter: Baumwolle roh 10,91, Speck 15,83, Vieh lebend 11,91. Weizenmehl 9,88, Schweineschmalz 6,43, Rindfleisch
frisch 6,69, Leder 3,82, Schinken 2,77, Weizen 5,77 Mill. Doll. Es liefen in ein: 2396 Schiffe
mit 1,70 Mill. Registertonnen, darunter 370 amerikan., 1884 brit.
Schiffe. 1889 landeten 39102 Personen, darunter 35198 Einwanderer, die meist nach dem Westen weiter gehen.
Die Flotte B.s bestand aus 542 Segelschiffen und 113 Dampfern, von denen 57 Fahrzeuge den
Fang von Stockfisch und Makrelen, 3 Walfischfang betrieben. Der Handel in Inlandartikeln ist stark in Schuhen, Getreide,
[* 44] Fischen,
Baumwoll- und Wollwaren. Nach dem Census von 1880 betrug in diesem Jahre der Gesamtwert der Industrieprodukte 130531993
Doll., darunter: Zuckerraffinerie 16518 760, Herrenkleider 16157892, Großschlächterei und Fleischverpackung
7096777, Maschinen und Gießerei
[* 45] 6234775, Buchdruckerei 5469518, Biere 4426264, Möbel
[* 46] 3867917, Gummiwaren 2095460, musikalische
Instrumente 3117398 und Leder 3100142 Doll. Die Anzahl der Etablissements betrug 1890: 7915,
der Gesamtwert der Industrieprodukte 208 Mill. Doll. und die Zahl der Arbeiter
90198. In ganz ausgedehntem
Maße ist Bostoner Kapital an auswärtigen Unternehmungen beteiligt.
Geschichtliches. Die Stadt wurde 1630 von Eingewanderten, zum Teil aus in England unter Führung von John Winthrop, angelegt,
hieß anfangs nach den drei Hügeln, auf denen sie stand, Trimountain und hatte nach einem zehnjährigen
Bestehen schon 4000 E. Erst später empfing sie, John Cotton zu Ehren, der Prediger zu in England war und nachmals die Predigerstelle
bei der ältesten Kirche B.s erhielt, ihren gegenwärtigen Namen. Bereits seit dem Regierungsantritt Karls II. der Hauptsitz
der Opposition gegen das Mutterland, wurde Boston der Ausgangspunkt des amerik.
Befreiungskampfes. Hier erhob James Otis gegen die vom engl. Gouverneur angeordneten Verhaftungen Einspruch und regte den
ersten Gedanken der Unabhängigkeit an; hier brach die wirkliche Revolution aus, als das Volk den trotz der Nichteinfuhrakte
aus England importierten Thee ins Meer warf (Dez. 1773). Hier wurde die Schlacht bei Bunkershill geschlagen
worauf die engl. Besatzung durch Washington
[* 61] zum Abzug gezwungen wurde (März 1776). Boston ist verhältnismäßig
langsam gewachsen, 1822 wurde es zur City erhoben. Bis um 1830 gab es hier kaum eine
¶
mehr
fremde Bevölkerung. Jetzt bilden die Fremden (meist Irländer und wenig Deutsche)
[* 63] einen bedeutenden Teil der Einwohnerschaft.
Vom 9. bis wurde Boston von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht, welche den Hauptgeschäftsteil
in Asche legte, 800 Häuser und Warenlager zerstörte und einen Verlust von 80 Mill. Doll. verursachte. Boston ist
der Geburtsort Franklins (s. d.). -
Vgl. Schurtleff, Topographical and historical description of Boston (Boston 1872);
[* 2] Stadt in Amerika. 1890 zählte man unter den 448477 E. 158172 Fremdgeborene, darunter 71000 Irländer, 38000 Canadier, 13000 Engländer
und 10000 Deutsche. Ende 1895 wurde die Einwohnerzahl auf 494000 geschätzt; der Wert des besteuerten Eigentums betrug 951 Mill.
Doll., die städtische Schuld 39 Mill. Doll. Nach dem Census von 1890 betrug
die Zahl der industriellen Etablissements 7942, der darin beschäftigten Leute 90805, der Löhne 55 Mill.
Doll., der Rohmaterialien 105 Mill. Doll., der Fabrikate 211 Mill. Doll.
Von letzterer Zahl entfielen auf Männerkleider 24 Mill. Doll., Buch- und Zeitungsdruck und Verlag 12 Mill. Doll., Gießerei-
und Maschinenprodukte 8,5 Mill., Maurerarbeit 8,8 Mill., Zimmerarbeit 8,8 Mill., Möbel 5,4 Mill., Seilerwaren
5,3 Mill., Musikinstrumente 4,7 Mill., Biere 4,6 Mill., Großschlächterei 2,8 Mill., Tabakswaren 2,3 Mill., Gummiwaren 1,8
Mill., Farbstoffe 1,7 Mill. Doll. 1894 betrug der Wert der Einfuhr 53,4 Mill. Doll.,
darunter Rohrzucker 10,9 Mill., Wolle 6,8 Mill., Häute und Felle 5,1 Mill., Chemikalien 3,1 Mill., Baumwolle
2,6 Mill., Früchte 1,6 Mill., Manillahanf 1,2 Mill. Doll. Der Wert der Ausfuhr betrug 84,7 Mill.
Doll., darunter Speck 14,2 Mill., Rindvieh 12,3 Mill., Rohbaumwolle 8,8 Mill., Weizenmehl 8,7 Mill., rohes Fleisch 7,4 Mill.,
Schweineschmalz 6,3 Mill., Leder und Lederwaren 5,8 Mill., Schinken 4,7 Mill., Weizen 2,3 Mill., Korn
1,8 Mill. Doll. Deutschland
[* 64] führte ein Waren im Werte von 2,4 Mill. Doll., besonders Baumwollwaren, Chemikalien, Porzellanwaren,
Anilinfarbe u.s.w.; es bezog dagegen Waren im Werte von 1 Mill. Doll., hauptsächlich Schweineschmalz
und Speck. Es liefen ein 2078 Schiffe (darunter 1673 britische, 273 amerikanische, 78 norwegische, 19 deutsche) mit 1738733
Registertons. Es wanderten ein 15654 Personen, 6797 männliche, 8857 weibliche. 1895 wurde mit dem Bau einer elektrischen Untergrundbahn
begonnen.
"Pionier", eine deutsche, äußerst radikale Zeitung, herausgab, mit welcher er 1860 nach Boston übersiedelte. Dort gab er auch seine "Gesammelten Schriften"
20 km nordöstlich von Boston, Vorort von Salem, mit sehr bedeutender Fabrikation von Marokko- und anderm Leder, großen Leimwerken, Schuh-, Sohlen- und andern Fabriken und
"Fable for critics" beleuchtet er die amerikanischen Schriftsteller in humoristisch-satirischen Versen. Sein berühmtestes Werk sind die "Biglow-papers"
erschienen zu Boston 1856 und New York 1883; die einzelnen Schriften mehrfach deutsch, die politischen Werke gesammelt, deutsch, Philadelphia 1876, 2 Bde. Sein Leben beschrieben Cobbett (1795)
28 km nordöstlich von Boston all einer Meeresbucht, ist mit dem gegenüberliegenden Salem durch eine 460 m lange Brücke verbunden, hat einen guten Hafen, etwa 40 Schuhfabriken, betreibt Lederbereitung und andere Industrie sowie Fischfang und zählt
"William Shakespeare and his plays, an inquiry concerning them", dessen Gedanken sie in dem Buch "The Philosophy of the Plays of Shakespeare unfolded. With a preface by Nathaniel Hawthorn"
(Lond. und Boston 1857)
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