Bedscha
(Beduan, d. h. Wüstenbewohner,
Budscha,
Bischarin), wahrscheinlich Nachkommen der alten
Blemmyer (s. d.), ein
verhältnismäßig hellfarbiger nordostafrikan. Völkerstamm im Land El Bedscha
, d. h. in den
östlich vom
Nil gelegenen
Ländern, vom 24.° nördl.
Br. südwärts bis gegen
Abessinien (s.
Karte
»Ägypten«),
[* 2]
zerfällt
in eine
Menge einzelner
Stämme, deren ethnographische Beziehungen noch ziemlich unklar sind, da unter ihnen vielfach im
Gefolge
des Mohammedanismus die
arabische Sprache eindrang und die alte Bedscha
sprache verdrängte. Sie sind mittelgroß, schlank,
mit gerader, meist scharfspitziger
Nase,
[* 3] fast ganz schlichtem
Haar
[* 4] und von gelblichbrauner bis dunkelbrauner
Farbe.
Ihre Gestalten
gehören zu den bestgebildeten unter allen Afrikanern.
Ihre
Sprache,
[* 5] zuerst bekannt geworden durch
Munzingers »Ostafrikanische
Studien«
(Schaffhaus. 1864), gehört zu der äthiopischen (südlichen)
Gruppe der hamitischen
Sprachen (vgl.
Almquist, Die Bischarisprache,
Upsala
[* 6] 1881). Die Bedscha
sind außerordentlich unsauber, salben sich mit
Butter oder Hammeltalg und haben hinsichtlich der
Ehe sehr
lockere Verhältnisse.
Sie sind
Nomaden, züchten
Dromedare,
Pferde,
[* 7] Buckelrinder,
Schafe
[* 8] und
Ziegen. Der
Ackerbau wird bei ihnen in kaum nennenswerter
Art betrieben. Mehrere
Stämme gehorchen Einem Häuptling. Zu den Bedscha
gehören nach
Hartmann auch die Schukurieh, am
Atbara,
bei Kedaref, welche gewöhnlich für Araber gehalten werden.
Ihnen nahe stehen die
Homran, welche mit dem
Schwerte das
Rhinozeros oder den
Elefanten am Setit jagen, und die bis nach
Suakin hin nomadisierenden
Hadendoa.
Die Schukurieh sind sehr zahlreich und vorherrschend
Nomaden, doch gibt es bei ihnen auch
Ackerbauer. Demselben Völkertypus
gehören auch noch die Sabun und
Abu Rôf in
Senaar an, bei denen allen die alte Bedscha
sprache stark mit
Arabisch und Negersprachenelementen vermischt ist. Die Vorfahren der jetzigen Bedscha
bildeten ehemals einen Teil
der
Unterthanen des äthiopisch-meroitischen
Reichs. Im frühen
Mittelalter ging aus diesen
Stämmen der jakobitisch-christliche
Staat Aloah mit der Hauptstadt Sobah am
Blauen
Nil hervor. Trotz großer Macht soll Aloah bereits im 15. Jahrh.
dem Andrängen der mohammedanischen Nachbarn erlegen sein; darauf herrschten einzelne Stammeshäupter, und als
Ägypten seine
Macht bis an den
Blauen
Nil und die
Grenzen
[* 9]
Abessiniens ausdehnte, wurden die verschiedenen Bedscha
völker diesem unterthan.