(spr. aweru),Distriktshauptstadt in der portug.
ProvinzBeira, am
Ufer des Strandsees, den die Mündung des Vouga bildet, und an der
Eisenbahn von
Lissabon
[* 2] nach
Porto gelegen, hat einen geräumigen
Hafen, welcher mit dem
Meer durch einen 10 km langen
Kanal
[* 3] zusammenhängt, und (1878) 7167 Einw.,
welche
Sardellen- und Austernfischerei und Salzgewinnung
[* 4] treiben. Aveiro ist Bischofsitz. Im 16. Jahrh.
ein bedeutender Handelsplatz, der jährlich 60
Schiffe
[* 5] nachNeufundland aussandte, wurde Aveiro nebst der Umgegend
von König
Johann III. zu einem Herzogtum erhoben, das bis 1720 dem
Haus Lancastro gehörte.
In der
Nacht vom 3. zum als
Joseph von seiner Geliebten, der
Marquise Theresia von Tavora, zurückfuhr, wurde er
von zwei Schüssen in den
Wagen am
Arm und in der Seite leicht verwundet.
Gleich folgenden
Tags hieß es in
Lissabon, die Tavoras
seien
Urheber der That; doch wurde nicht das Mindeste gegen sie unternommen, und schon fühlten sich die
verdächtigen
Personen ganz sicher, als
Pombal13. Dez. sämtliche Tavoras in
Lissabon, am 14. auch den
Herzog von Aveiro verhaften
und in fürchterliche Kerker werfen ließ.
Pombal selbst leitete den
Prozeß, bildete aus den höhern
Gerichten des
Landes einen höchsten
Gerichtshof
und trat selbst, weil kein
Großer ohne die
Stimmen dreier Edelleute verurteilt werden konnte, mit zwei andern Edelleuten an
die
Spitze desselben. Auf
Grund von Geständnissen und Aussagen, die man durch die
Folter erpreßt hatte, wurden die Angeklagten verurteilt.
Am 13. Jan. wurde die
Marquise Eleonora von Tavora enthauptet, ihre zwei
Söhne und ein
Eidam erdrosselt, ihr
Gemahl, sein Gesellschaftskavalier und Bedienter lebendig gerädert, der
Herzog von Aveiro langsam zu
Tode gemartert, sein Kammerdiener
Ferreira samt den bereits Getöteten verbrannt, die
PalästeAveiros und der Tavoras niedergerissen und ihr
Name überall, selbst
an dem Flüßchen Tavora, vertilgt. Aber nicht bloß den hohen
Adel, auch die
Jesuiten ereilte die rächende
Nemesis. Am nämlichen
Tag, wo man die Tavoras verhaftete, sperrte
Pombal alle Kollegienhäuser mit
Militär; wurden
die
Patres Malagrida,
Souza und
Matos eingekerkert, und der publizierte Prozeßauszug nannte diese drei als
Ratgebenden ganzen
Orden
[* 7] als Mitanstifter des Königsmordes.
AchtMonate später begann die Vertreibung der
Gesellschaft
mit der Einschiffung eines Teils ihrer Mitglieder, denen bald die übrigen folgten, nach dem
Kirchenstaat. Jener Königsmörderprozeß
ist nach der gründlichen Untersuchung von Olfers (»Über den Mordversuch gegen
den König
Joseph von
Portugal«, Berl. 1839) äußerst unregelmäßig geführt worden und der größere
Teil der Verurteilten wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der
Regierung der
KöniginMaria I. fand eine
Revision des
Prozesses
statt, infolge deren durch ein
Erkenntnis vom das frühere
Urteil in Bezug auf sechs
Personen widerrufen und deren
Rehabilitierung verfügt wurde. Doch ist dieser
Rechtsspruch nicht in Vollzug gesetzt worden. Man begnügte
sich damit, einen Abkömmling jener
Opfer, welcher darum nachsuchte, mit einer kleinen
Pension abzufinden.
¶
1) Der nordwestlichste Distrikt der portug. ProvinzBeira, hat 2908,61 qkm und (1890) 287551 E., d. h. 99 auf 1 qkm,
ist fast ganz eben, waldreich, von der Vouga durchflossen, nur zum Teil bevölkert und angebaut und zerfällt in 59 Concelhos
(Kantone). - 2) Hauptstadt des Distrikts Aveiro, Cidade und Bischofssitz, 64 km von Porto,
an der Eisenbahn Lissabon-Oporto, hat (1890) 8660 E. und ist ein wichtiger Hafen- und Handelsplatz an der Mündung der Vouga,
die einen großen, von sumpfigen Inseln und Bänken erfüllten Strandsee, die Ria de Aveiro, bildet, in dessen Morästen große
Massen Seesalz gewonnen werden. Die Stadt, ihrer vielen Lagunen wegen wohl das portug.
Venedig
[* 8] genannt, besitzt vier Pfarrkirchen, ein großes Armenhaus mit einer schönen Kirche und ein Hospital. Der Ansfuhrhandel
des Platzes mit Salz,
[* 9] Öl, Wein und Orangen ist lebhaft. An der Küste befinden sich sechs große Etablissements für den hier
stark betriebenen Sardinenfang.
Die Umgegend erzeugt starke Weine, Getreide,
[* 10] Öl, Gartenfrüchte.
Ä. wurde nebst der Umgegend von dem König Johann III. im 16. Jahrh. zu einem Herzogtum erhoben, das bis 1720 dem Hause Lancastro
gehörte.
(spr. -ru),Dom José Mascarenhas, Herzog von, geb. 1708, war unter Johann V. von Portugal, wie seine Vorfahren,
Oberhofmeister des königl. Hauses und sehr einflußreich bei Hofe gewesen, unter König Joseph Emanuel
aber durch Pombal zurückgedrängt worden. Aveiro galt nun für einen Führer Mißvergnügter, und die gleichfalls
unzufriedenen Jesuiten schlossen sich an ihn an. In der Nacht vom 3. zum wurde auf den von seiner Maitresse zurückkehrenden
König geschossen und derselbe verwundet.
Ein Ausnahmegericht erklärte den Herzog von den Marquis von Tavora und einige andere Personen, meistens Glieder
[* 11] dieser Familien,
für schuldig, die Jesuiten aber für die Anstifter des Attentats. Mehrere, darunter auch Aveiro nebst seinen Söhnen und seinem
Schwiegersohne, wurden hingerichtet, ihre Güter eingezogen, die Jesuiten verbannt. Der Prozeß
ist, nach Olfers («Über den Mordversuch gegen den König Joseph von Portugal», Berl. 1839), äußerst unregelmäßig geführt
worden und der größere Teil der Verurteilten wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der Regierung Marias I. hat eine Revision
des Prozesses stattgefunden, und ein Erkenntnis vom das frühere Urteil in Bezug auf sechs Personen
widerrufen und deren Rehabilitierung verfügt, diese hat indessen niemals stattgefunden.
Distrikt Aveiro, nördlich am Strandsee von Aveiro und an der Eisenbahn Lissabon-Porto, mit Fischerei, lebhaftem Handel, regelmäßiger Dampfschiffsverbindung mit Aveiro und