Titel
Andronikos
,
1) byzantinische
Kaiser:
a) Andronikos
I.,
Kaiser 1183-85, Sohn
Isaaks, Enkel des
Kaisers
Alexios
Komnenos, geriet 1141 in
türkische Gefangenschaft, wurde nach seiner
Freilassung vom
Kaiser
Manuel zum Anführer des
Heers in
Kilikien ernannt, zerfiel
jedoch bald mit dem argwöhnischen
Kaiser, der ihn einkerkern ließ. Nach mehr als zwölfjähriger Gefangenschaft
entkam Andronikos
, floh zum russischen
Großfürsten
Jaroslaw von
Kiew
[* 3] und erwarb sich dessen
Gunst. Mit
Manuel versöhnt, zog er demselben
mit russischen
Truppen gegen die
Ungarn
[* 4] zu
Hilfe.
Abermals in Ungnade gefallen, wurde er nach Cypern [* 5] verbannt, floh dann nach Jerusalem, [* 6] darauf von hier mit der von ihm verführten Witwe des Königs Balduin III., Theodora, zu dem türkischen Sultan nach Damaskus und hierauf zu den Türken in Kleinasien. Später begnadigt, wurde er nach Önoe in Pontus verwiesen. Bei den nach dem Tod Manuels 1180 ausbrechenden Unruhen kehrte er, auf bedeutenden Anhang gestützt, nach Konstantinopel [* 7] zurück und ließ den jungen Alexios krönen.
Durch einen von ihm erregten Volksaufstand erzwang er 1183 seine
Erhebung zum Mitregenten, ließ bald darauf
Alexios erdrosseln
und heiratete dessen Verlobte
Agnes, eine Tochter
Ludwigs VII. von
Frankreich. Er regierte mit
Kraft
[* 8] und
Geschick, veranlaßte
aber durch die entsetzliche Grausamkeit, mit der er gegen den hohen
Adel wütete, zahlreiche
Aufstände;
ein Verwandter des
Kaisers
Isaak
Komnenos brachte
Cypern zum
Abfall und behauptete sich dort als
Kaiser 1184-1191. Von dem vor
Andronikos
flüchtigen
Alexios
Komnenos herbeigerufen, entsandte König
Wilhelm II. von
Sizilien
[* 9] 1185
Heer und
Flotte gegen das
griechische Reich,
die
Normannen eroberten
Durazzo und dann Thessalonika und zogen gegen
Konstantinopel heran. Da wurde Andronikos
durch
eine von
Isaak
Angelos erregte Empörung in der Hauptstadt entthront und unter entsetzlichen
Mißhandlungen getötet. -
b) Andronikos
II.,
der ältere, Sohn des
Michael Paläologos, anfangs dessen Mitregent, seit 1283 Alleinherrscher, brach die von seinem
Vater eingeleiteten Unterhandlungen über eine Vereinigung der griechischen und lateinischen
Kirche ab und wurde deshalb vom
Papst
Clemens V. 1307 in den
Bann gethan. Gegen die in
Kleinasien
¶
mehr
immer weiter sich ausbreitenden Türken nahm er 1302 die katalanischen Söldner in seinen Dienst, dieselben entzweiten sich
aber bald mit dem Kaiser, verheerten 1305-1308 Thrakien und Makedonien und zogen 1309 nach dem eigentlichen Griechenland,
[* 11] wo
sie sich des Herzogtums Athen
[* 12] bemächtigten. Andronikos
wurde 1328 von seinem Enkel Andronikos III. vom Thron
[* 13] gestoßen
und starb 1332 zu Adrianopel in einem Kloster. -
c) Andronikos
III., der jüngere, Sohn des 1320 verstorbenen ältesten Sohns Andronikos'
II., Michael, wurde als Mörder seines Bruders Manuel
von seinem Großvater von der Thronfolge ausgeschlossen, zwang denselben aber, ihn 1325 als Mitregenten anzuerkennen, bemächtigte
sich dann 1328 der Hauptstadt, nötigte seinen Großvater zur Abdankung und bestieg selbst den Thron. Unter
ihm eroberten die osmanischen Türken unter Orchan 1330 Nicäa und dehnten ihr Gebiet bis zum Bosporus
[* 14] aus. Stephan III., Urosch,
König von Serbien,
[* 15] der 1330 sich auch Bulgarien unterthänig machte, und dessen Nachfolger Stephan IV., Duschan, eroberten
den größten Teil von Makedonien und Epirus. Andronikos
starb 1341 und hinterließ einen neunjährigen Sohn, Johannes V. Paläologos,
unter der Vormundschaft des Großdomestikus Johannes Kantakuzenos. -
d) Andronikos
IV., Sohn Johannes' V., Paläologos, führte während der Abwesenheit seines im Abendland gegen die Türken Hilfe suchenden
Vaters 1369-70 die Regierung, verschwor sich dann, von diesem verstoßen, 1385 mit Saudschi, dem Sohn des
Sultans Murad I., zum Sturz der Väter, wurde aber geblendet und eingekerkert. Im J. 1376 durch die mit seinem Vater verfeindeten
Genuesen aus der Haft befreit, bemächtigte er sich Konstantinopels und setzte seinen Vater gefangen; doch gelang es diesem,
zu entfliehen und 1379 mit türkischer Hilfe die Hauptstadt wieder einzunehmen; 1381 kam zwischen beiden ein Vertrag zu stande,
durch welchen Andronikos
Selymbria, Heraklea und einige andre Orte in Thrakien erhielt. Er starb 1385.
2) Griech. Architekt aus Kyrrhos in Syrien oder Makedonien, Erbauer des marmornen »Turms der Winde« [* 16] oder des Horologiums zu Athen, welches noch jetzt steht. Es ist ein Werk der spätern griechischen Kunst (vermutlich aus der Zeit des Scipio Nasica, 159 v. Chr.),
achteckig, mit den Reliefdarstellungen der Hauptwinde; auf dem Dach [* 17] diente ein beweglicher eherner Triton [* 18] als Windfahne, darunter sind die Linien einer Sonnenuhr [* 19] eingegraben (s. Tafel »Baukunst [* 20] IV«, [* 21] Fig. 10).
3) Peripatet. Philosoph aus Rhodus, Haupt der Aristoteliker in Rom 50-80. v. Chr., Ordner und Herausgeber der Schriften des Theophrast und Aristoteles, schrieb ein ausführliches Werk über Leben und Schriften des Aristoteles, Kommentare über dessen Physik, Ethik und Kategorien u. a., wovon aber nichts mehr vorhanden ist.
4) Andronikos
Kallistos, aristotel. Philosoph aus Thessalonika, lebte bis 1453 in Konstantinopel, dann in Rom,
[* 22] Florenz
[* 23] und Ferrara,
[* 24] wo er Lehrer der griechischen Sprache
[* 25] ward, und starb 1478 in Paris.
[* 26] Er ist Verfasser einer dem vorigen zugeschriebenen
Schrift über die Leidenschaften (hrsg. Oxf. 1809) und vielleicht auch einer
Paraphrase der Aristotelischen Ethik an den Nikomachos (hrsg. von Daniel Heinsius, Leid. 1617, Cambridge 1679).