Das Destillat enthält 75 Proz. Ameisensäure, und wenn
man in demselben wasserfreie
Oxalsäure löst und kristallisieren
läßt, so bemächtigt sich dieselbe des
Wassers, und die abgegossene
Flüssigkeit gibt bei der
Rektifikation fast reine Ameisensäure ist
eine farblose
Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,223, riecht durchdringend sauer, wirkt auf der
Haut
[* 5] ätzend, erstarrt bei -1°, siedet bei 105°, mischt sich mit
Wasser undAlkohol, raucht schwach an der
Luft; ihre
Dämpfe sind leicht entzündlich, sie scheidet aus
Gold- und
Silbersalzen das
Metall ab und wirkt in sauren
Flüssigkeiten
fäulniswidrig. Im
Ameisenspiritus und in der Ameisentinktur, auch in
Bädern mit Waldameisen findet sie medizinische Verwendung
als hautreizendes
Mittel.
Der
Schmerz, welchen der Bienenstich und die Nesselhaare erzeugen, entsteht durch Eindringen von in die
Wunde und verschwindet daher beim Einreiben mit
Ammoniak, welches die
Säure neutralisiert. Ameisensäure ist eine der stärkern organischen
Säuren, sie löst
Eisen
[* 6] und
Zink unter
Entwickelung von
Wasserstoff und bildet gut charakterisierte, meist lösliche
Salze
(Formiate).
Ameisensaures
Natron CHNaO2, durchNeutralisieren von kohlensaurem
Natron mit Ameisensäure erhalten, bildet farblose
Kristalle,
[* 7] schmeckt scharf salzig-bitter, verwittert an trockner
Luft, löst sich in
Wasser und
Alkohol und dient besonders zur
Darstellung von
Ameisenäther.
(Formylsäure, lat. acidum formicicum, franz.
acide formique, engl. formic acid.); starke organische Säure, hat ihren Namen von den Ameisen
erhalten, in welchen sie zuerst entdeckt wurde; sie ist im Tierreiche und auch im Pflanzenreiche ziemlich verbreitet, wird
aber jetzt gewöhnlich künstlich hergestellt durch Destillation von Stärke oder Zucker mit Braunstein
und verdünnter Schwefelsäure oder durch Erhitzen von Oxalsäure mit Glycerin.
Nur in Apotheken destilliert man noch direkt Ameisen mit Wasser und Alkohol und erhält so eine verdünnte alkoholische Ameisensäure,
die als Ameisenspiritus (Spiritusformicarum) verkauft wird. Die nach den angegebenen Methoden dargestellte Säure ist noch
unrein und sehr wasserhaltig, muß daher noch weiter gereinigt und durch Binden an Basen und Destillation
der so gewonnenen Salze mit Schwefelsäure verstärkt werden. Ganz reines Ameisensäurehydrat (die stärkste Säure) wird selten
verwendet, sie hat ein spezifisches Gewicht von 1,200 bei 15° C.; außer diesem hat man im Handel noch zwei schwächere,
wasserhaltige Säuren von 1,120 und 1,060 spez. Gewicht, die für die meisten Zwecke genügen. Die A. ist
eine farblose, stechende sauer riechende Flüssigkeit, die, auf die Haut gebracht, sehr ätzend wirkt;
die stärkste wird
bei -1° C. fest;
sie siedet bei 100° C. und verflüchtigt sich unzersetzt;
mit Wasser mischt sie sich
in allen Verhältnissen.
Verwendung findet die A. nur in chemischen Laboratorien und zur Darstellung des Ameisenamyläthers.
- Zollfrei.
Formylsäure (Acidum formicum), CH2O2 oder H.COOH, ist in konzentrierter Form eine
farblose, stark sauer riechende und brennend schmeckende Flüssigkeit, die, auf die Haut gebracht, ätzend
wirkt, unter 0° in Blättchen krystallisiert und bei 99° siedet. Ihr spec. Gewicht ist 1,23. Sie findet sich in den Ameisen
(ist der wirksame Bestandteil des Ameisenspiritus) und in den mit Stacheln verbundenen Giftorganen anderer Insekten, außerdem
im Schweiß und andern Absonderungen des Tierkörpers.
ihrer Salze; endlich beim Erhitzen eines Gemenges von Oxalsäure mit Glycerin, wobei zunächst der saure Monoxalsäureester
des Glycerins entsteht, der aber in der Wärme
[* 13] in Kohlensäure und Monoameisensäureester zerfällt. Der letztere wird durch
vorhandenes Wasser in Glycerin und freie, überdestillierende Ameisensäure zersetzt. Das zurückgebildete Glycerin kann dann neue Mengen
Oxalsäure in der angegebenen Weise in Ameisensäure umwandeln, der Vorgang also durch immer neuen Zusatz von Oxalsäure
zu einem kontinuierlichen gemacht werden.
Will man aus der überdestillierten wässerigen Lösung die reine, wasserfreie Säure gewinnen, so stellt man mit Hilfe von
Bleioxyd ihr Bleisalz dar und zersetzt dies in trocknem Zustande mit trocknem Schwefelwasserstoff. Durch
konzentrierte Schwefelsäure wird sie in Wasser und Koblenoxydgas gespalten. Die Salze der Ameisensäure haben mit denen der Essigsäure
große Ähnlichkeit,
[* 14] unterscheiden sich aber von diesen dadurch, daß die ameisensauren Salze von Quecksilber, Silber und Gold
[* 15] leicht zu Metall reduziert werden, wobei die Ameisensäure, wie durch Oxydationsmittel, in Kohlensäure verwandelt
wird. Die Ameisensäure ist das erste Glied
[* 16] der sog. Fettsäuren, welche sich von ihr dadurch ableiten, daß das mit der COOH-Gruppe verbundene
Wasserstoffatom durch Alkylreste ersetzt wird. Auf die Ameisensäure, H.COOH, folgt in dieser Reihe die Essigsäure, CH3.COOH, dann
die Propionsäure, CH3.CH2.COOH, u. s. w.