Abd
ul
Wahâb
, s.
Wahabiten.
Abd ul Wahâb
5 Wörter, 29 Zeichen
Abd
ul
Wahâb
, s.
Wahabiten.
Wahâbiten
(Wechabiten, arab. Wahâbi
), mohammedan. Sekte, gestiftet von Abd el Wahâb
, aus dem Stamm Tamîm, um 1745 in der
Stadt Derajeh in der Provinz Nedschd. Der Stifter bezweckte Zurückführung des Islam auf seine ursprüngliche
Reinheit, erklärte demgemäß den Koran zwar für Offenbarung, verwarf aber alle mündliche oder schriftliche Tradition. Mohammed,
Christus und die Propheten waren ihm Heilige und gottgeliebte Weise;
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daher ließ er den letzten Satz vom mohammedanischen Glaubensbekenntnis: »Kein andrer Gott als Gott und Mohammed sein Prophet« weg und eiferte gegen die fast göttliche Verehrung Mohammeds. Alle Wallfahrten, außer der nach Mekka zur Kaaba, waren verboten, ebenso alle religiösen Zeremonien bei Leichenbegängnissen; die Turbehs oder Kapellen der mohammedanischen Heiligen wurden eingerissen oder profaniert. Gegen den Prunk an Moscheen und Grabmälern, gegen Kleiderpracht, den Genuß von geistigen Getränken, das Tabakrauchen, gegen die Teilnahme an Glücksspielen, gegen Wucher, Geschlechtsvergehen eiferte er, empfahl dagegen tägliches Gebet, gewissenhaftes Halten des Ramasan, Almosengeben und Gütergemeinschaft.
Wer diese Lehre
[* 4] nicht annahm, sollte durch das Schwert bekehrt werden. Die weltliche Macht übertrug Abd el
Wahâb
dem Oberhaupt des Distrikts Derajeh, Ebn Saûd, und nach dessen Ableben seinem Sohn Abd el Aziz. Aber erst als die Wahâbiten
den
mächtigen Stamm Beni Khaled besiegt hatten (1763), wuchs ihr Kriegsglück. Als Abd el Aziz altersschwach wurde, erklärte Abd el
Wahâb
dessen Sohn Saûd II. zum Anführer, der dem Scherif von Mekka (1790) eine blutige Niederlage beibrachte.
Bald darauf starb Abd el Wahâb
im 95. Jahr und nicht lange nachher sein Sohn Mohammed. Die Pforte befahl hierauf dem Pascha Soliman
von Bagdad, die Sekte zu vernichten; das Heer desselben wurde jedoch (1797) geschlagen, und die Macht der
Wahâbiten
wuchs so schnell, daß sie bald 120,000 Mann zählten, die jedoch fast alles Geschützes entbehrten. 1801 schlugen sie
die Truppen des Paschas von Bagdad aufs neue, überrumpelten Kerbela und begingen unerhörte Grausamkeiten. Auch Mekkas bemächtigten
sie sich mehrere Male und zwangen den Scherif dieser Stadt zur Unterwerfung.
Selbst die Briten glaubten durch die Wahâbiten
ihren Handel gefährdet, weshalb sie 1809 den Imam von Maskat, gegen den sich sein Bruder
empört hatte, mit Truppen unterstützten. 1811 rief die Pforte Mehemed Ali von Ägypten
[* 5] zur Unterdrückung der Wahâbiten
auf, und alle
Rechtgläubigen sammelten sich unter ihm. Derselbe nahm Medina und Mekka, dessen Scherif sich wieder für
die rechtgläubigen Mohammedaner erklärte. 1814 starb Saûd II. und hatte seinen ältesten Sohn, Abdallah ben Saûd, zum
Nachfolger.
Unter diesem zeigte sich Zwiespalt unter den Wahâbiten
, und Mehemed Ali schlug nun dieselben und erzwang einen für sie nachteiligen
Frieden. Als aber der Sieger verlangte, daß die Befestigung von Derajeh zerstört werden und Abdallah in Konstantinopel
[* 6] die Vergebung
des Padischahs anflehen sollte, entbrannte der Krieg von neuem. Ibrahim Pascha, der Adoptivsohn Mehemed Alis, schlug die Wahâbiten
1815 bei
Basra und 1818 bei El Maujeh, belagerte Derajeh und zwang es, nachdem er das Lager
[* 7] der Wahâbiten
3. Sept. erobert und
20,000 Streiter getötet hatte, zur Kapitulation.
Abdallah wurde gefangen nach Konstantinopel geführt und dort im Dezember 1818 enthauptet, Derajeh aber von Grund aus zerstört.
Die übriggebliebenen Wahâbiten
flohen nun in die Wüste, wo sie in einzelnen Stämmen existierten und einzelne
Raubzüge ausführten. Bald aber waren sie wieder so erstarkt, daß sie 1822 selbst Mekka bedrohten. Auch erneuerten sie 1828 den
Krieg gegen die Pforte, wurden aber wiederum besiegt. Sie bestehen noch jetzt, aber ihre Macht, welche 1863 sich wieder bis
an den Persischen Meerbusen ausgedehnt hatte, verfiel in der zweiten Hälfte der 70er Jahre durch den Bruderzwist
Abdallahs und Saûds, der Söhne des Feisal, und wurde auf
die nächste Umgebung der Stadt El Riad beschränkt.
Vor ungefähr drei Dezennien gelang es den Wahâbiten
, sich im NO. Indiens einzunisten. Der Hauptsitz ihrer Sekte ist daselbst Patna,
von wo aus die begeisterten Jünger das Land durchziehen und wilden Hass gegen die englische Herrschaft
predigen.
Vgl. Corancez, Histoire des Wahabys (Par. 1810);
Burkhardt, Notes on the Bedouins and Wahabys (Lond. 1834);
Palgrave, Reise in Arabien (deutsch, Leipz. 1867 bis 1868, 2 Bde.);
Pelly, From Oman to Nedjd (Lond. 1868);
Hunter, Our indian Mussulmans
(das. 1871).
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Abd ul Wahab, s. Wahabiten
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Abd ulWahab, s. Wahabiten.
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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16.328 | Wahâbiten | Corancez | Histoire des Wahabys | (Par. 1810) |
16.328 | Wahâbiten | Pelly | From Oman to Nedjd | (Lond. 1868) |
16.328 | Wahâbiten | Hunter | Our indian Mussulmans | (das. 1871) |
16.328 | Wahâbiten | Burkhardt | Notes on the Bedouins and Wahabys | (Lond. 1834) |
16.328 | Wahâbiten | Palgrave | Reise in Arabien | (deutsch, Leipz. 1867 bis 1868, 2 Bde.) |
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