1030 33163 in Britisch-Amerika, 23633 in England, 19939 in
Rußland und
Polen) Geborene. Anfang 1896 schätzte man die Einwohnerzahl
auf 1937000. Der Census von 1890 zählte 10417 industrielle Etablissements, die 132031 Leute mit 52 Mill. Doll.
Salär beschäftigten. Der Wert der Rohmaterialien betrug 145 Mill., der Fabrikate 248 Mill. Doll.,
davon entfielen 52 Mill. auf Sägemühlprodukte, 24 Mill. Mehle, 14 Mill.
Bier, 11 Mill. Leder, 10 Mill. Großschlächterei, 9 Mill.
Zimmerhölzer, 8 Mill.
Maschinerie und 7 Mill.
Käse,
Butter und
kondensierte Milch. Die Ernte
[* 2] ergab 1893: 2,3 Mill. t Heu (29
Mill. Doll.), 29 Mill.
BushelMais (10 Mill. Doll.), 8,6 Mill.
Bushel Weizen (4,7 Mill. Doll.), 46 Mill.
Bushel Hafer
[* 3] (12 Mill. Doll.), 11 Mill.
Bushel Gerste
[* 4] (4,7 Mill. Doll.), 1 Mill.
BushelBuchweizen, 12 Mill.
Bushel Kartoffeln
(6 Mill. Doll.) und 22 Mill. Pfd.
Tabak
[* 5] (1,4 Mill. Doll.). Der
Bergbau
[* 6] ergab 1894: 347000
t (à 2240 Pfd.) Roteisenstein,
für 0,8 Mill. Doll. Kalkstein und für 166000 Doll. Granit. Eine Bleiproduktion
existiert nicht mehr. Diamanten sind wiederholt in den Gletschermoränen der
Eiszeit
[* 7] gefunden worden. Die zweijährigen
Staatseinnahmen
1893/94 waren 3,8 Mill. Doll., der Wert des besteuerten Eigentums 600 Mill. Doll.;
für Schulen wurden 1,7 Mill. Doll. verwandt. Die Zahl der
Kinder in öffentlichen Schulen war 383000
in 6800 Schulhäusern. Wildenbruch ist jetzt in 70 Counties geteilt.
Eisenbahn, eröffnete, 71,52 km lange Privatbahn von Hornstorf (Wismar)
[* 8] über
Blankenburg
nach Karow, im Betriebe der großherzogl.
Generaldirektion der mecklenb.
Hermann von, kehrte 1896 seines angegriffenen Gesundheitszustandes wegen nach
Deutschland
[* 10] zurück und wurde im Dezember desselben Jahres seines
Amtes als Gouverneur von
Deutsch-Ostafrika enthoben und in den einstweiligen
Ruhestand versetzt.
Für 1897 wurde er zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Erdkunde
[* 11] zu
Berlin
[* 12] gewählt.
Kreisbahnen, die dem
Kreise
[* 13] Witkowo gehörenden
Kleinbahnen von
Gnesen nach Witkowo mit
Zweigbahnen nach Mieltschin und Mierzewo (38,5 km, eröffnet).
auch kurz Rand genannt, ein 1800 m hoher Hügelzug in Südafrika,
[* 16] der sich durch den südl.
Teil von
Transvaal von Malmani im Westen
bis in die Gegend östlich von Johannesburg hinzieht. Er besteht aus
Thonschiefer und
Granitformationen.
(spr.-itsch), Julius, ungar. Staatsmann, geb. zu
Zala-Egerszeg in
Ungarn,
[* 19] widmete sich nach Absolvierung der Universitätsstudien 1875 dem
Staatsdienst, wirkte bei mehrern
höhern Gerichtsstellen und wurde später als stellvertretender
Oberstaatsanwalt dem Justizministerium
zugeteilt, wo er sich um die Kodifikation des
Strafverfahrens und der Gerichtsorganisation anerkannte Verdienste erwarb. Im
Nov. 1890 wurde er zum Professor für
Strafrecht an der
UniversitätBudapest
[* 20] ernannt. 1892 entsendete ihn der Wahlbezirk
Csakathurn
als
Abgeordneten in den
Reichstag, wo mehrere seiner großen Reden Aufsehen erregten.
Die liberale Partei übertrug ihm das wichtige
Referat über den Gesetzentwurf betreffend die freie Ausübung
der
Religion. Seit Jan. 1895 gehört Wlassics dem
KabinettBanffy als
Kultus- und Unterrichtsminister an. Die ungar.
Akademie der Wissenschaften
wählte ihn 1890 zum ordentlichen Mitglied. Mehrere seiner Werke
(«Über den Versuch»,
«Über die Teilnehmerschaft») wurden
preisgekrönt. Für das Werk «Die
Strafgesetzgebung der Gegenwart», hg. von der internationalen kriminalistischen
Vereinigung (Berl. 1894 fg.),
lieferte Wlassics den auf
UngarnsStrafrecht bezüglichen
Teil. Seine «Grundprincipien des
Strafverfahrens»
gelten als grundlegendes Werk auf dem Gebiet der Strafrechtspflege.
(spr. wohste),CharlesFrédéricAuguste, belg. Staatsmann, geb. zu
Brüssel,
[* 21] studierte die
Rechte
und wurde
Advokat in
Brüssel. Seit 1874 Abgeordneter in der Repräsentantenkammer für den
BezirkAalst, wurde er bald einer
der bedeutendsten Wortführer der klerikalen Partei; 1884 trat er als Justiz- und Kultusminister in das
Kabinett Malou. Als aber
das neue Schulgesetz dieses
Kabinetts in allen liberalen
Kreisen des
Landes tiefe Entrüstung hervorgerufen
hatte, wurden die bei den Liberalen am meisten verhaßten Minister, Woeste und der Minister des Innern, Jacobs, aus
besonderes Geheiß des Königs genötigt, zurückzutreten. Seitdem ist Woeste der hervorragendste
Führer der klerikalen Partei in der Kammer; namentlich ist er ein entschiedener Gegner der allgemeinen Wehrpflicht und des
Proportionalwahlsystems (1894). In seiner Partei trat er den Bestrebungen der sog. Christlichen
Demokraten entgegen. Woeste veröffentlichte: «Vingt ans de polémique»
(3 Bde., Brüss. 1885).
Julius, Nationalökonom, geb. in
Brunn, studierte in
Tübingen
[* 22] und
Wien,
[* 23] habilitierte sich 1885 in Zürich
[* 24] und
wurde 1888 zum außerord., 1889 zum ord. Professor der Nationalökonomie ernannt. Er veröffentlichte: «Reform der
Zuckersteuer
in
Österreich»
[* 25]
(Wien 1880),
Donaukreises, an der
Ach und der Linie Aulendorf-Isny
(Allgäubahn)
der Württemb.
Staatsbahnen,
[* 28] hat (1895) 2277 kath. E., Post,
¶
forlaufend
Tele-1031
graph, kath. Kirche, großes Schloß des Fürsten von Waldburg-Wolfegss-Walosee mit Kunstsammlungen und im nahen Weiler Höll
eine Papierfabrik. ^ Wolken.
Das internationale Meteorolog.
Ko- mitee, dem eine internationale Kommission sür Wolkenforschung
beigegeben war, beschloß 1894 zu Upsala,
[* 30] daß vom bis (internationales Wolkenjahr) an
vielen über die ganze Erde verteilten StationenBeobachtungen über Ort, Zeit,Wolkenform, Bestimmung des Wolken- zugs und der
Wolkenhöhe angestellt werden sollen. Wolkenstein-Trostburg, AntonKarlSimon, Graf von, österr.
Diplomat, geb. wid-
mete sich zuerst dem militär., seit 1858 dem diplomat.
Dienst und ward 1870 Botschaftsrat in London,
[* 31] 1877 in
Berlin, 1880 außerordentlicher Gesandter in Dresden,
[* 32] 1881 Sektionschef im Mi- nisterium des Äußern, 1882 Botschafter am russ.
Zofe in Petersburg,
[* 33] wo er viel zur Pflege der guten Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen beigetragen hat. 1895 wurde
er in gleicher Eigen- schaft nach Paris
[* 34] versetzt. Er führte die Verhand- lungen mit dem DeutschenReich
über die Handels- verträge vom und vom ebenso die mit Ruhland über die Handelskonvention vom 18. (6.)
Mai 1894. Oietzing. «Wolter, Charlotte, starb in Wurmlingen, Dorf im Oberamt Rottenburg
des württemb. Schwarzwaldkreises, hat (1895) 852 meist kath. E.; Weinbau und Gipsbrüche. In der Nähe
auf einer Höhe die vielbesungene (von Uhland, Schwab, Lenau, Knapp) Wurmlinger Kapelle. Würfelen, Dorf im preuh. Reg.-Bez.
und Land- kreis Aachen,
[* 35] an der NebenlinieAachen-Württemberg-Iülich der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 9185 (4448 männl., 4737 weibl.)
E., darunter 75 Evangelische und 36 Israeliten, Post, Fernsprechverbindung, Bürgermeisterei und kath.
Kirche. * Württemberg
[* 36] hat (1895) 2 081151 (1007125 männl., 1074026 weibl.)E., darunter 1441260 Evan- gelische, 620471 Katholiken, 7533 andere
Christen und 11887 Israeliten, ferner 303998 bewohnte Wohnhäufer, 452354 Haushaltungen und 668 An- stalten, d. i. eine Zunahme
seit 1890 um44629 Per- sonen oder 2,i9 Proz. über den Beruf der Bevöl- kerung s. Tabelle unten. Die Zahl
der Geburtenbe- trug 1895: 71156, der Eheschließungen 15209, der Sterbefälle (einschließlich 2403 Totgeburten) 50902. Einwohnerzahl
der Kreise: Kreise Ortsanwesende Bevölkerung
[* 37] Zunahme (-^) Abnahme (-) Von 1890-95 in Proz. 1895 1890 Neckarkreis
Scharzwaldkreis . . . Iagstkreis Donaukreis 697 373 488 431 398 887 496 46U 665 049 481334 402 991 487 148
-7- 4,36 -7-1,47 - 1,02 -7-1,91 Königreich I 2 081 151 I 2 036 522 ! ^- 2,19 Land und Forstwirtschaft, Bergbau. Im I. 1893 kamen
auf Acker- und Gartenland 903099, Wiesen 289 244, Weiden und Hutungen 55285, Forsten und Holzungen 599 853 da.
Die C'rnte- fläche betrug von Roggen 39 264, Weizen 32041, Gerste 99098, Kartoffeln 91531, Hafer 138984 und Wiesenheu 290159
Ka; der Ernteertrag 41984 t Roggen, 36897 Weizen, 127 451 Gerste, 768536
Kartoffeln, 168 028 Hafer, 435 248 Runkel-, 81173 Zucker-, 20312 Weiße
und 177 783 Kohlrüben, 340 722 Klee (Heu), 116123 Luzerne, 41300 Espar- sette, 31784 Mais, 28 361 Grassaat und 1362 302 t
Wiesenheu. Auf 17 050 Ka Weinland wurde 334430 Kl Weinmost im Werte von 18,70? Mill. M. geerntet. Der Gefamtertrag
der Staatswaldungen bezifferte sich 1894 auf 12079039, der Reinertrag auf 8615152 M. Der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht,
Forstwirtschaft und Fischerei
[* 38] gehörten 933576 Personen (gegen 942924 i. I. 1882) an. 1894 wurden erzeugt 223571 t Steinsalz
Wert 1034130 M.), 41772 t Kochsalz 10266 t Eisenerze (469443 M.). Dem Bergbau und Hüttenwesen, der
Industrie und dem Bauwesen gehörten 1895:723828 (1882: 674080) Personen an. Verkehrswesen. Die Schiffahrt auf dem Neckar ist
in steter Zunahme begriffen. Aus Heilbronn
[* 39] sind 1895 abgegangen zu Thal
[* 40] 85096 t, darunter 76225 t Salz,
[* 41] 3332 t Kaufmanns guter;
angekom- men sind zu Berg 95450 t, darunter 9031 t Kauf- mannsgüter von Rotterdam,
[* 42] 9539 t von Antwerpen,
[* 43] 9097 t
von Mannheim
[* 44] und dem Mittelrhein und 58 284 t Kohlen, Koks und Steine. Die Reederei hat dagegen etwas abgenommen. Nach dem neuesten
Rheinschisfahrtsregister fuhren unter württemb. Flagge auf dem Rhein 10 hölzerne und 3 eiserne Schleppkühne mit 1045 und 1023 t
Ladefähigkeit. Der Flohverkehr auf dem Neckar und einigen seiner Nebenflüsse ist ebenfalls bedeutend und beträgt über 150000
t jährlich. Im 1.1896 bestanden 311 Postämter, 344Post- agenturen und 10 PostHilfsstellen mit insgesamt 4176 Angestellten.
Die Zahl der Postbriefkästen betrug 4056, der Posthaltereien 194 mit 920 Pferden und 828 Wagen und Schlitten.
Befördert wurden 1895: 77741690 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben im Eingang und 30703712 im Ausgang. Es gingen
ein 195482 Postaufträge, auf- gegeben wurden 147784; auf 3061966 Postanwei- sungen wurden 192 609 209 M. ein- und auf3441449
wurden 229339469 M. ausgezahlt. An Zeitungs- nummern wurden 51878 994 Stück befördert; Pakete ohne Wertangabe 9 992450
Stück, Pakete und Briefe mit Wertangabe 964054 im Werte von 774310810 M.; an Postnachnahmesendungen im innern Verkehr 351208
Briefe und Pakete im Betrage von 1999 260 M. Mit den Fahrposten wurden 575789 Personen befördert. Die Bevölkerung in Württemberg
nach Berufsabteilungen am Verufsabteilungen Erwerbsthätige DienendeAngehörigeBevölkerung
überhaupt ^.. Land- und Forstwirtschaftu. s. w V. Bergban und Industrie, Baugewerbe (!. Handel und Verkehr D. Lohnarbeit,
häusliche Dieuste N. Armee-, Staats-, Gemeinde-, Kirchendienst; freie Berufe IV Rentner, Pensionäre u. s. w.; Perfonen ohne
Beruf und Verufsangabe 437 254 325 454 70 374 7 731 54 953 88 487 18 270 16 039 10 381 27 7 875 7 050 478 052 382 335 84 060 4 395 47 903 30 022 933 576 723 828 164 815 12153 110 731 125 559 Summe
^.-I' Darunter weibliche Personen 984 253 305 744 59 642 59 029 1 026 767 704 003 2 070 662 1 068 776
¶
forlaufend
1032
Die Telegraphenlinien haben (1896) eine Länge von 3941 km;
befördert wurden 1895: 2232129 Telegramme, darunter 917143 Diensttele-
gramme,' das Telephonnetz umfaßt 2236 km. Die Einnahmen der Post- und Telegraphenverwaltung
betrugen 1894-95: 10927272 M., die Ausgaben 9378289 M. Finanzen.
Das Budget für 1897-98 ergiebt 74764593 M. Einnahmen und Ausgaben.
Zu den Einnahmen gehört: der Reinertrag des Kammer- guts mit 26619425 M. (darunter Eisenbahnen mit 15165000,
Posten und Telegraphen
[* 46] mit 2336142, Bodensee-Dampfschiffahrt mit 2000 M.), die direkten Steuern mit 16363525, die indirekten
Steuern mit 14966250, der Anteil W.s an den Zöllen, der Tabakssteuer, der Verbrauchsabgabe für Brannt- wein und des Zufchlags
dazu und den Reichsstempel- abgaben mit 16093440, Zuschuß aus der Restver- waltung 80059 M. Unter den Ausgaben sind hauptsächlich
zu erwähnen: 2000901 M. Civilliste, 131485 Apanagen, 20300506 Staatsschulden, 4301616 Iustizdepartement, 166003 Departement
des Äußern, 8282973 Departement des Innern, 11055134 Departement des Kirchen- und Schul- wesens, 3 828 682 allgemeine Finanzverwaltung, 427921
Landstände (einschließlich der Staatsschul- denverwaltung), 19821876 M. Matrikularbeiträge.
Die Staatsschuld beträgt 468051000
M., darunter 43147 739 M. Eisenbahnschuld.
Den Neichstags- wahlkreis Crailsheim-Mergentheim vertritt Äugst (Deutsche Volkspartei),
[* 47] Aalen-Ellwangen Hofmann (Centrum). Zu den bestehenden Truppen traten die Infanterieregimenter Nr. 127 und 180. Geschichte.
Bei der Beratung des Religions- reversaliengesetzes brachte die neue Kammermehrheit (Demokratie und Centrum)
das Gesetz durch ihren Widerspruch gegen die Bestimmung, daß die in die evang. Kirchenregierung zu berufenden
höchsten Staatsbeamten (Minister und Geheimräte) von Amts wegen verpflichtet sein sollen, diesem Ruf zu folgen, zu Fall.
Im Juli 1895 wurde die Entschei- dung nach zweitägiger Debatte vertagt.
Bei der neuen Beratung im Mai 1896 wurde
der Regie- rung sentwurf in diesem wichtigen Punkte abgelehnt, worauf die Regierung den Entwurf zurückzog. - In der Frage
der Verfasfungsrevision und derperiodi- schen Wahl der Ortsvorsteher hat die Regierung neue, den demokratischen Wünschen
entgegenkommende Ge- setzesentwürfe ausgearbeitet. -
Geschichtsquellen erschienen 1896 in
Stuttgart.
[* 48] * Württembergische Eisenbahnen.
Das Eisenbahnnetz hatte eine Länge von 1596,58 kiu, darunter 31,3? km
im Privat- besitz.
Befördert wurden auf den Staatsbahnen 1895/96 (1688,50 km durchschnittliche Betriebs-
länge): 24009563 Personen und 6702473 t Güter. Die gesamte Betriebseinnahme betrug 42609228, die Ausgabe 26355 273 M. * Würzburg
[* 49] ist Sitz eines Bezirkskommandos und hat (1895) 68747 (34067 männl.,34680weibl.) E., darunter 52802 Katholiken, 13308 Evangelische, 137 andere
Christen und
2500Israeliten, ferner 3889 Wohnhäuser,
[* 50] 14248 Haushaltungen und 25 Anstal- ten, d. i. eine
Zunahme seit 1890 um 7709 Personen oder 12,6 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1896: 2173, der Eheschließungen 608, der Sterbefälle
(ein- schließlich Totgeburten)' 1617. Die Universität zählte im Sommer 1896:1339 Studierende und 19 Hörer, Winter 1896/97: 1467 und
11, darunter 731 Theo- logen, 253 Juristen, 749 Mediziner, 60 Pharmaceuten und 21 Studierende der Zahnheilkunde.
Am brannte der Dachstuhl
[* 51] des rechten Flügels der Residenz vollständig ab; wurde ein neues Universitätsgebäude
(Kollegienhaus, in Spät- renaissance erbaut vonRud. von Horstig d'Aubigny) feierlich eingeweiht.
Wuftmann, Gustav Moritz, Schriftsteller, geb. in Dresden, studierte in Leipzig
[* 52] Phi- lologie und wurde 1866 Lehrer an der
Nikolaischule daselbst, 1871 daneben auch Sekretär
[* 53] der Leipziger Stadtbibliothek. 1881 erhielt er die Leitung der Bibliothek
und gab sein Lehramt auf. Er veröffent- lichte: «Apelles' Leben und Werke» (Lpz. 1870),
«Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volks- mund» (ebd. 1894; 5. Aufl.
1895).
Außerdem gab er heraus: «Als der Großvater die Großmutter nahm», Gedichtsammlung
(Lpz. 1885; 3. Aufl. 1895),
«Quel- len zur Geschichte Leipzigs» (Bd. 1 u.
2, ebd. 1889 -95), «Leipzig durch drei Jahrhunderte», Bilder- atlas (ebd. 1890). Wybert-Tabletten, s. Geheimmittel.
^Wyoming.
Unter den Einwohnern waren 1890: 1430 Farbige und 14430 im Ausland (2037 in Deutschland, 3148 in England)
Geborene.
Anfang 1896 schätzte man die Einwohnerzahl auf 100000. Der Census von 1890 zählte 190 industrielle Etablisse-
ments, die für 2,3 Mill. Doll. Fabrikate lieferten. Die Ernte lieferte 1893: 0,3 Mill. t Heu (2,4 Mill. Doll.), 0,3 Mill.
Bushel Kartoffeln und 0,4 Mill. Bushel Haser.
Der Viehbestand im Werte von 14,? Mill. Doll. war 1894: 82000 Pferde,
[* 54] 19000 Milch-
kühe, 767000 andere Rinder,
[* 55] 1222000 Schafe
[* 56] und 16000 Schweine.
[* 57]
Der Bergbau ergab 1894: 2,4 Mill. t Kohle im Werte von"3,2
Mill. Doll., davon 1,4 Mill. t in Sweetwater County.
Die Kohle ist zum TeilBraunkohle. Es wurde zum erstenmal Öl (2300
Fässer Schmieröl) von Bohrlöchern in Natrona County produziert.
Die Schulen wurden 1894 von etwa 10000 Kindern besucht.
Yamagata, japan. Feldmarschall, s. Iamagata. Herkes-Sternwarte,
die von einem Privat- mann Charles T. Jerkes Anfang der neunziger Jahre errichtete Sternwarte
[* 58] bei Chicago,
die unter anderm einen Refraktor von 40 Zoll Öffnung (Ob- jektiv von Clark) besitzt, der also an Größeden derLick-Sternwarte
noch übertrifft.
¶
Yersin (spr. järrsäng),Alexandre, franz. Gelehrter und Arzt, geb. zu Rougemont (Schweiz), studierte
in Lausanne
[* 60] und Marburg,
[* 61] kam 1885 nach Paris, wo er mit Roux (s. d.) zusammen arbeitete. 1888 wurde er Präparator für technische
Mikrobie amInstitut Pasteur. Diese Stelle gab er jedoch wieder auf und ging als Schiffsarzt nach Saigon,
wo er in das Kolonialsanitätswesen eintrat. Er wurde mit Missionen betraut, durchzog Tongking,
[* 62] Annam, China,
[* 63] Laos und entdeckte 1894 den
Erreger der Bubonenpest.
Zum Marinearzt zweiter Klasse befördert, kehrte er 1895 nach Paris zurück, wo er Tiere mit dem Pestbacillus immunisierte und
das Pestserum bereitete, das er 1896 in Amoy und Kanton
[* 64] mit Erfolg anwandte. Von der chines. Regierung
wurde er darauf beauftragt, in Kanton eine Filiale des Instituts Pasteur zu errichten. Außer den Arbeiten über Beulenpest hat
er über Tuberkulose experimentell gearbeitet und mit Roux das Diphtherietoxin dargestellt. Y.s Arbeiten sind in den «Annalesde l’Institut Pasteur» erschienen.
(spr. jönghösbänd),Frank E., Kapitän im Indian-Staff-Corps und bekannt durch seine Reisen in Innerasien,
geb. 1863, unternahm 1886 mit seinem Landsmann James eine Reise durch die Mandschurei. 1887 ging dann Younghusband von Peking
[* 65] über Kalgan,
Kuku-choto, quer durch die Wüste Gobi zum Altai, dann durch die Wüstensteppen der Dsungarei nach Hami,
weiter über Turfan, Karaschar und Kaschgar nach Jarkand und von hierin südl. Richtung über den alten Mustaghpaß am zweithöchsten
Gipfel der Erde vorüber nach Baltistan und Kaschmir
[* 66] und erreichte Rawalpindi in Indien.
In den J. 1889–91 unternahm Younghusband wiederholt Reisen in das Pamirhochland und dessen östl. Vorlande, wodurch
er dessen Kenntnis ganz bedeutend förderte. Bei der nordsüdl. Durchquerung des Sarikol, der östlichsten Hauptkette des
Pamir,
[* 67] machte er die wichtige Entdeckung, daß der von KapitänTrotter 1875 von Kaschgar und von Taschkurgan gesichtete Kulminationspunkt,
der 7860 m hohe Tagharma, aus zwei vollständig getrennten, fast gleichhohen Bergmassivs besteht.
In den letzten Jahren war Younghusband in Tschitral vielfach auch politisch thätig. Die Londoner Geographische Gesellschaft verlieh Younghusband ihre
goldene Medaille. Eine zusammenhängende Beschreibung seiner über zehn Jahre sich erstreckenden Reisen giebt Younghusband in «The heartof a continent. A narrative of travels in Manchuria, across the Gobi desert, through the Himalayas, thePamirs and Chitral 1884–94» (Lond. 1896); mit seinem Bruder schrieb er «The relief of Chitral» (ebd. 1895).
Hier gründete er 1891 eine Quartettgesellschaft besonders zur Pflege der modernen Kammermusik und 1895 die von ihm geleitete
«Sociétésymphonique» für moderne sinfonische Musik, Oratorien u.s.w. Ysaye ist einer der bedeutendsten Geiger der Gegenwart,
besonders ausgezeichnet durch warmen Ausdruck, und hat für sein Instrument mehrere Kompositionen veröffentlicht. – Sein
Bruder, ThéophileYsaye, geb. in Verviers (Belgien),
[* 73] ist als Pianist und Komponist bekannt. Er wirkte 1889–96 in Genf
[* 74] als
Klavierlehrer an der Musikakademie und lebt seitdem in Brüssel.
Dorf im Kreis
[* 75] Lissa
[* 76] des preuß. Reg.-Bez. Posen,
[* 77] hat (1895) 896 E., darunter 356 Katholiken, Postagentur,
Telegraph
[* 78] und eine evang. Kirche. Zaborowo wurde 1644 von evang. Schlesiern gegründet und war bis 1892 Stadt.
AdolfJohannes Kleophas, reform. Theolog strenger Richtung, geb. zu Mützenow bei
Stolp,
[* 79] studierte in Halle
[* 80] und Tübingen, wurde 1860 dritter Domprediger in Halle, 1876 Pfarrer der niederländ.-reform. Gemeinde
zu Elberfeld,
[* 81] 1881 Pfarrer der reform. Gemeinde in Stuttgart. Im Winter 1895 hielt er in Tübingen Vorlesungen, um auf die Studenten
in konfessionellem Sinne zu wirken. Zahn schrieb unter anderm: «Gutes Recht des reform. Bekenntnisses in
Anhalt»
[* 82] (Elberf. 1866),
Zaponīn, eine Auflösung von Kollodiumwolle und Kampfer in Amylacetat und Amylalkohol.
Zaponlack dient zur Herstellung von unsichtbaren Überzügen auf Metallgegenständen, die dadurch vor dem Anlaufen geschützt werden.
Stadt und Gerichtsbezirk in Böhmen,
[* 89] früher zur Bezirkshauptmannschaft Hořowitz gehörig, bildet seit einen
Teil der neuen Bezirkshauptmannschaft Rokitzan (s. d.).
(spr. sei-), Stadt im Sandschak Marasch des Wilajets Haleb in Syrien, an einem Nebenfluß des Dschihan (des
Pyramus der Alten), auf einem Gipfel des Höhenzugs, der den Berüt-Dagh und den Achyr-Dagh miteinander verbindet, ist bekannt
durch die heldenmütige Verteidigung der Armenier gegen die sie belagernden türk. Truppen während des
Aufstandes im Herbste 1895. Erst im Dezember kam durch Vermittelung der europ. Konsuln
in Aleppo eine Kapitulation zu stande, in der den Belagerten freier Abzug und Amnestie zugesichert wurde.
Max, Komponist, geb. in München,
[* 91] studierte daselbst auf der UniversitätPhilosophie und widmete sich
dann ausschließlich der Musik. 1859-60 lebte er in Leipzig, dann in München, wo er als Musikreferent der «Neuesten Nachrichten»
(1865-68) und als Dirigent thätig war, war 1868-69 Theaterkapellmeister in Regensburg,
[* 92] dann mehrere Jahre königl. Musikdirektor
an der Münchener Hofoper und kurze Zeit Hofkapellmeister in Karlsruhe.
[* 93] 1878 übernahm er auf längere
Zeit den Münchner Oratorienverein und war seitdem auch als Lehrer an der königl. Akademie der Tonkunst in München, hauptsächlich
für Sologesang, seit 1890 auch als Konzertreferent der Münchener«Allgemeinen Zeitung» thätig.
Von Z.s Werken seien hervorgehoben die Opern «Ruy Blas» (1868),
«Wieland der Schmied» (1882; in scenischer Umarbeitung 1894)
und «Eros
[* 94] und Psyche» (1896),
eine Konzertarie «Ariadne auf Naxos», zahlreiche Sololieder sowie Männer-, Frauen-
und gemischte Chöre, eine Klaviersonate zu vier Händen (As-dur), ein Streichquartett (F-dur), ein Klaviertrio (D-moll), ein
Festmarsch (Es-dur), eine Missasolemnis (C-moll), ein TeDeum (D-dur) und a capella: Miserere für vier Stimmen
(F-moll), Stabat mater für
acht Stimmen (doppelchörig, E-moll). In die Praxis gedrungen sind von Z.s Kompositionen hauptsächlich
das Oratorium «Kain» (1867; nach Byrons Mysterium), das einen der bedeutendsten neuern Beiträge zur Gattung bildet, und eine
Anzahl Männerchöre.
Gemeinde im AmtVarel des Grohherzogtums Oldenburg,
[* 95] an der NebenlinieVarel-Neuenburg der Oldenb. Eisenbahnen,
hat (1895) 2801 E., Post, Fernsprechverbindung, evang. Kirche;
(spr. sitschi),Michael, ungar. Historienmaler, geb. zu Zala im SomogyerKomitat, erhielt seinen ersten
Unterricht in Budapest bei Jakob Marastoni, später in Wien bei F. G. Waldmüller, lebte seit 1847 in Rußland,
blieb aber in weitern Kreisen des Auslandes unbekannt, bis Théophile Gautier während seines Aufenthalts in Petersburg auf
ihn aufmerksam wurde und ihn in seinem Werke «Voyage en Russie» hervorhob.
Zichy wurde 1859 russ. Hofmaler, bald darauf Maler des Kaisers(peintre de l'Empereur), unter welchem Titel
er jetzt schon beim vierten russ. Kaiser beschäftigt ist. Zichy hat sich durch große, effektvoll gemalte Bilder bekannt gemacht.
Sein bestes und einfachstes Werk ist das im Auftrag der Regierung gemalte Bild im Pester Nationalmuseum: Kaiserin Elisabeth
von Österreich am SargeFranzDeáks. Ferner sind zu erwähnen: Die Kreuzabnahme, Die Geisterstunde, Der
Triumph der Zerstörung, Das Lied der Sirene,
[* 96] Wirkungen des Weins und die Zeichnungen über Begebenheiten am russ. Hofe.
Johann, Kupferstecher, Bruder von Joseph Zitek (s. d., Bd.
16), geb. in Prag,
[* 98] erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Akademie in Prag und Wien, war
Professor an den staatlichen Realschulen in Prag und Görz
[* 99] und starb in Eltschowitz in Böhmen. GrößereStiche von
ihm sind: Das Radetzkymonument in Prag (Stahlstich), Fernkorns Gruppe des heil. Georg im Palais Montenuovo in Wien, Der Raffaelsche
Brunnen
[* 100] delle Tartarughe in Rom
[* 101] (nach Steinles Zeichnung), Die erste Firmung in Samaria durch Petrus und Johannes
(nach Führich), Die Gründer der St. Stephanskirche in Wien (nach Kupelwiesers Freskogemälde im Sitzungssaal der niederösterr.
Statthalterei in Wien). Er unterrichtete im Freihandzeichnen und Modellieren.
(Umgebung), Bezirkshauptmannschaft in Mähren, besteht seit der erfolgten Abtrennung des Gerichtsbezirkes
Mährisch-Budwitz und Erhebung desselben zur Bezirkshauptmannschaft noch aus den Gerichtsbezirken Frain,
Joslowitz und Znaim (Umgebung) und hat 1029,57 qkm und (1890) 71830 (34874 männl., 36956 weibl.)
meist
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Die Stadt Zuckersynthesen hat seit 1894 ein Elektricitätswerk.
Zollbeirat, die Sachverständigenkommission,
die die deutsche Negierung in Zollsachen, nament- lich vor Abschluß von Zoll- und Handelsverträgen, befragt. Zölsdorf (Zöllsdorf),
s. Kieritzsch.
Zons, Dorf im KreisNeuß
[* 104] des preuß. Reg.-Vez. Düsseldorf,
[* 105] auv Rhein, ist Dampferstation und
hat (1895) 1817 meist kath. E. (29 Israeliten), Post- agentur, Fernsprechverbindung, Bürgermeisterei, mittelalterliche Befestigungen,
kath.Kirche, Reste eines Schlosses;
Cigarrenfabrikation, Ziegelei, Dampf- mühle und Viehzucht.
[* 106] Zuckersynthesen war früher Stadt. Zorge,
Flecken im braunschw.
KreisBlankenburg am Harz, an der links zur Helme
[* 107] gehenden Zuckersynthesen, ! hat (1895) 1315 E., Postagentur, Fernsprechverbin-
dung, evang. Kirche;
*Zuckerfteuer. In Deutschland
ist unter dem ein Gesetz ergangen, das behufs Besserung der Lage der Zuckerindustrie wichtige Ver- änderungen
Vorsicht.
Die Verbrauchssteuer ist von 18 auf 20 M., der Zoll von 36 auf 40 M. pro 100 ks erhöht worden.
Von dem in einer Zuckerfabrik zur steuerlichen Abfertigung gelangenden Zucker
[* 109] soll eine Betriebssteuer (als Zuschlag zur er-
hoben werden.
Die Betriebssteuer soll betragen pro 100 KZ Rohzucker Nettogewicht 0,io M. für die innerhalb eines Jahres
abgefertigten Mengen bis zu 4 Mill. K3, 0,125 M. für die Mengen von über 4- 5 Mill. kF, 0,15 M.
für die Mengen von über 5- 6 Mill. KZ und so fort mit jeder weitern Million Kilogramm um 0,025 M. steigend.
Überschreitet
die Fabrik das noch zu erwähnende Kontingent, so er- höht sich sür die überschießende Produktionsmenge der Zuschlag
(Betriebssteuer) um den Betrag des Ausfuhrzuschusses (s. unten).
Die Betriebssteuer ist zu entrichten,
sobald der Zucker die Fabrik verläßt. Bei der Zuckerausfuhr wird ein Ausfuhrzu- schuß gewährt von (pro 100 ^3) a. 2,50
M. für Rohzucker von mindestens 90 Proz. Zuckergehalt und für raffinierten Zucker von unter
98, aber minde- stens 90 Proz. Zuckergehalt;
d. 3,55 M. für Kandis und Zucker in weißen, vollen, harten
Broten, Blöcken, Platten, Stangen oder Würfeln oder in weißen, harten, durchscheinenden Krystallen von mindestens 99'/.2 Proz.
Zuckergehalt;
Der Bundesrat kann diese Zuschüsse vorübergehend oder dauernd ermäßigen
oder auf- heben, wenn andere Rübenzuckerländer ihre Zucker- prämien ermäßigen oder abschaffen.
Falls
der Bun- desrat von dieser Ermächtigung Gebrauch macht, ist die Zuckersynthesen um den Betrag herabzusetzen, der
durch den Fortfall der Ausfuhrzuschüsse erspart wird. Die Kontingente, d. h. die von den einzelnen Fa- briken herzustellenden
Mengen werden alljährlich fest- gestellt nach Maßgabe der Zuckermengen, die von den einzelnen Fabriken
in den letzten 3 Betriebsjahren (unter Weglassung der niedrigsten Produktionsziffer) aus inländischen Rohstoffen hergestellt
sind.
Das Geskmttontingent für 1896/97 foll 1700 Mill. K3 betragen.
Für die spätern Jahre soll es vom Bun- desrat festgesetzt
werden, und zwar kann der Bundes- rat das Gesamtkontingent um den doppelten Betrag des inländischen Konsumtionszuwachses
des Vor- jahres gegen das vorhergegangene Jahr erhöhen. Die Tendenz des Gesetzes ist, eine übermäßige Produktion zu verhüten,
die kleinen und mittlern Betriebe gegenüber den
großen und die deutsche Zuckerindustrie gegenüber der ausländischen kon-
kurrenzfähig zu erhalten, ohne durch die Zufchuß- zahlung die Reichseinnahmen durch Zucker zu sehr
zu schmälern. In Österreich-Ungarn
[* 110] ist im Juni 1896 die Höchstsumme der Ausfuhrvergütungen von 5 auf 9 Mill. Fl. und die
Verbrauchssteuer von 11 auf 13 Mill. Fl. erhöht worden unter Beibehaltung des bisherigen Prämiensatzes. In Frankreich hat
die Regierung im Frühjahr 1896 eine Erhöhung der Zuckerprämien vorgeschla- gen;
wegen Vertagung der
Kammer fand aber das Gesetz keine Erledigung.
Deshalb hat die Regierung durch Verordnung vom einstweilen den andern
Weg eingeschlagen, den Eingangszoll auf aus- ländischen Zucker durch Erhöhung der Zollzuschläge sür je 100 kF auf 10,50
Frs. für Rohzucker, auf 12 bez. 16 Frs. (im Minimal- bez. Maximaltarif) für Raffinade und auf 25,80 bez.
30,80 Frs. für Kandis zu steigern.
Ein Prämiengesetz ist Febr. 1897 von der Deputiertenkammer angenommen, vom Senat aber
noch nicht erledigt worden. (S. Ausfuhrprämien.) Zuckerfynthefen.
Der künstliche Aufbau der natürlichen Zuckerarten ist
in den letzten Jahren von Emil Fischer durchgeführt worden.
Die wissenschaft- liche Bedeutung der Zuckersynthesen liegt
darin, daß sie völlige Klarheit in die Chemie diefer wichtigen Gruppe von chem. Verbindungen gebracht haben, die durch ihre
zahlreichen Ifomeriefälle ziemlich verwickelt ist.
Eine unmittelbare praktische Anwendbarkeit haben die Zuckersynthesen nicht, weil die
künstliche Darstellung viel schwieriger und kostspieliger ist als die Gewinnung der in den Pflanzen fertig
gebildeten Zuckerarten.
Außer den natürlichen Zuckerarten ist durch die Synthefe noch eine ganze Reihe anderer erhalten
worden, deren Vorkommen in der Natur bisher nicht nachgewiesen, aber wohl möglich ist.
Der ziemlich komplizierte Weg der Synthese
ist der folgende.
Man kann ausgehen vom Formaldehyd, dem Oxydationsprodukt des Holzgeistes, oder von der Glycerose, die man
durch Oxydation von Glycerin mit Salpetersäure oder Brom erhält.
Beide lassen sich durch Behandeln mit Atzkalk zu einer künstlichen
Zuckerart, der «-Acrose, kondensieren. Die Acrose (s. d., Bd.
1) hat bereits die Zusammensetzung des Traubenzuckers, ^^12^6, und ist nahe verwandt mit dem Fruchtzucker, muß aber erst durch
eine Reihe von Operationen in diese verwandelt werden. Durch Reduktion mit Natrium- amalgam geht sie in den inaktiven Mannit,
^H^Og, über, von dem sich der natürliche (rechtsdrehende) Mannit nur dadurch unterscheidet, daß seine
Lösung ! die Schwingungsebene des polarisierten Lichts rechts z dreht. Der inaktive Mannit kann zur inaktiven Mannonsäure,
Ogll^O?, oxydiert werden, die eine Vereinigung einer rechts- und einer linksdrehenden Mannonsäure ist. Durch fraktionierte
Krystallisa- z tion des Strychnin- oder Morphinsalzes lassen sich j die beiden voneinander trennen, und
die rechts- ! drehende Mannonsäure, die auch aus dem natür- ! lichen Mannit gewonnen werden kann, ist das Aus- gangsmaterial
sür die weitere Darstellung derZucker. Beim Eindampfen der wässerigen Lösung giebt sie Wasser ab, verwandelt sich in Rechtsmannon-
säurelakton, das bei der Reduktion Msnnöse liefert. Die Mannose giebt mit Phenylhydrazin das Phenylglykosazon,
letzteres liefert mit Salzsäure
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